Uedem Puppenspieler will für SPD kandidieren

Uedem · Heinz Bömler soll der Bürgermeisterkandidat der Uedemer Sozialdemokraten werden. Der Vorstand hat den 73-Jährigen einstimmig vorgeschlagen, jetzt muss die Basis abstimmen. Parteichef Plotke: "Er passt genau ins Profil."

 Jörg Lorenz (links) und Olaf Plotke (rechts) stellten gestern ihren Bürgermeisterkandidaten vor. Ende April soll die rund 50 Mitglieder zählende SPD-Basis über den Vorschlag des Vorstands abstimmen. Heinz Bömler verspricht vorab schon einmal "Wahlprojekt" statt Wahlkampf.

Jörg Lorenz (links) und Olaf Plotke (rechts) stellten gestern ihren Bürgermeisterkandidaten vor. Ende April soll die rund 50 Mitglieder zählende SPD-Basis über den Vorschlag des Vorstands abstimmen. Heinz Bömler verspricht vorab schon einmal "Wahlprojekt" statt Wahlkampf.

Foto: GOTTFRIED EVERS

"Wir meinen das ernst." Uedems SPD-Vorsitzender Olaf Plotke hatte zunächst große Mühe, die anwesende Presse auf dem Marktplatz der Schustergemeinde davon zu überzeugen, dass ihr Kandidat kein schlechter Scherz ist. "Der Vorstand hat einstimmig beschlossen, Heinz Bömler als SPD-Kandidat vorzuschlagen", sagte Plotke. Es sei nicht leicht gewesen, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Er müsse ein Unternehmen gegründet und erfolgreich geführt haben, ein Top-Manager und gleichzeitig ein richtiger Typ sein. "Genau so einen haben wir jetzt gefunden."

Heinz Bömler, 73 Jahre alt, bisher im Hauptberuf verrückter Puppenspieler und Betreiber der Viller Mühle. "Wenn einer weiß, wie Wirtschaftsförderung geht, dann bin ich das", sagt Bömler. Da hat er womöglich sogar Recht. Wenn jemand bewiesen hat, dass man aus allem Geld machen kann, dann ist es Bömler. In den 70er-Jahren war er mit nichts als seinem fahrenden Puppentheater an den Niederrhein gekommen - auch als er eine leerstehende Ölmühle kaufte, erklärten ihn viele für verrückt. "Keiner hat mich ernst genommen", sagt er. Heute gehört das Gelände zu den beliebtesten Bühnen im Kreis Kleve. "Wir brauchen einen Bürgermeister in Uedem, der keinen alten Schornstein sieht, sondern eine Luftballon-Abschussrampe", sagt Olaf Plotke.

Ende April soll die Basis über den Vorschlag des Vorstands abstimmen, etwa 50 Mitglieder hat die SPD in Uedem. "Wir wollen keinen Wahlkampf, sondern ein Wahlprojekt", sagt Bömler, der über kein Parteibuch verfügt. "Es soll etwas verändert werden. Ohne Parolen, Phrasen und Versprechen." Er wolle Fortschritte bei den Themen Jugend, Alter und Wirtschaft erreichen, manchmal kommt er dabei noch unbedarft daher: "Ich wusste gar nicht, dass wir ein ganz neues Jugendheim haben." Bei einem aber hat Bömler schon eine genaue Vorstellung: Um mehr Touristen anzuziehen und Uedem zur Marke zu machen, möchte der 73-Jährige den Wandel zur Märchengemeinde schaffen. "Ich besitze die größte Märchensammlung Europas, das können wir doch nutzen", meint Bömler. So plant er etwa, die Ortsschilder zu verzieren - die Mühlenstraße mit einer Mühle, das Rathaus mit einem großen Emaille-Schild. Die volle Unterstützung hat er dabei von dem SPD-Vorstand. "Es geht nicht darum, hier große Märchen zu erzählen, sondern die Gemeinde zu einer Marke zu machen, wie es Kalkar mit der Gastronomie geschafft hat. Wir stehen zum Beispiel schon in Kontakt mit einer Lebkuchenbäckerin", sagt Olaf Plotke.

Wer glaubt, der Puppenspieler habe sich seine Entscheidung leicht gemacht, dem widerspricht Bömler hartnäckig. "Da musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ich habe gründlich darüber nachgedacht, auch mit Markus Bremers über die Sache gesprochen", sagt der 73-Jährige. Bremers war bereits für die SPD in den Ring gestiegen, unterlag am Ende aber dem derzeitigen Bürgermeister Rainer Weber.

Das Amt traue er sich aber definitiv zu, sagt Heinz Bömler. "Ich kann ein Unternehmen leiten und delegieren. Außerdem bin ich Kasperletheater gewöhnt." Das Wichtigste sei, dass man ein gutes Gefühl bei dem habe, was man mache. Und das hat er. "Ich glaube nicht, dass bei der Vorstellung eines Bürgermeisterkandidaten schon einmal so viel gelacht worden ist", stellt der Puppenspieler zufrieden fest.

Ernst meint er seine Kandidatur aber trotzdem. Die Frage bleibt, ob das am Ende auch der Wähler so sieht.

(lukra)
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