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Uedem Ring frei für den Ferienspaß in Uedem

Uedem · Zwei Wochen lang bauen Kinder auf dem Bauspielplatz am Kirsel eine kleine Stadt aus Holzbrettern.

 Kim (vorne) hat beim Uedemer Ferienspaß schon jede Menge neue Freunde gefunden.

Kim (vorne) hat beim Uedemer Ferienspaß schon jede Menge neue Freunde gefunden.

Foto: Evers, Gottfried

So langsam kommen Elias (10) und Lorenz (10) gar nicht mehr nach mit ihrer Arbeit. Vor ihrer Bude hat sich inzwischen eine lange Schlange gebildet, denn die Kinder wissen: Das, was Elias und Lorenz da verkaufen, ist echte Top-Ware. "Wir bieten sehr starke Bretter an, die wir mit bloßen Händen aus Paletten brechen", sagt Elias, während Lorenz in seiner Hosentasche kramt und ein paar Nägel rausholt. "Damit bezahlen wir hier im Dorf", erklärt er.

 Echt anstrengend: Elias, Lorenz und Steven (v.l.) arbeiten fleißig an ihrer Bude. Mit dem Kuhfuß versuchen die Jungs, Nägel aus dem Holz zu lösen.

Echt anstrengend: Elias, Lorenz und Steven (v.l.) arbeiten fleißig an ihrer Bude. Mit dem Kuhfuß versuchen die Jungs, Nägel aus dem Holz zu lösen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das Dorf, von dem der Zehnjährige spricht, liegt in Uedem, abseits von Straßen, Lärm und Zivilisation. Die Bewohner sind nicht viel älter als zwölf Jahre, die Großen haben nur mit Sondererlaubnis Zutritt. Helfer, Köche und Betreuer: alle irgendwie Unterhalter. Für zwei Wochen sind Kinder die Bestimmer, die sich Häuser aus Brettern zusammenschustern, die Geld - pardon, Nägel - verdienen und die helfen, wenn ein anderer Hilfe braucht.

Ein solches Dorf entsteht schon seit Jahren auf einem Feld am Kirsel, jedes Jahr in den Sommerferien, immer wieder anders, manchmal mit neuen Kindern, oft sind es aber Wiederholungstäter. So wie Elias und Lorenz, die nicht einfach drauf loszimmern. Sie haben sich Gedanken gemacht, was ihre Bude alles haben muss: ein schattiges Erdgeschoss zum Beispiel, "das wir als Versteck für unsere Nägel benutzen", sagt Elias. Und Schatten konnten sie in den letzten Tagen sowieso gar nicht genug bekommen, weil es so heiß war.

In der ersten Etage lagern die Bretter-Vorräte, die sie an andere Kinder verkaufen, obwohl es die auf dem Bauspielplatz umsonst gibt. Aber nicht jeder will sich die Mühe machen, die Paletten auseinanderzunehmen. Eine Handvoll Nägel reichen aus, damit die Stücke den Besitzer wechseln. "Wir bieten sogar das XXL-Paket, mit Lieferung frei Haus", sagt Elias. Ganz schön pfiffig der Zehnjährige - man merkt, er ist nicht zum ersten Mal beim Ferienspaß dabei und jetzt wieder um ein paar Nägel reicher geworden.

Die beiden Freunde haben zusammen mit Colin (7), Steven (7) und ein paar anderen die größte und vor allem höchste Bude gebaut. Darauf sind die Jungs stolz. Weil man von ganz oben eine fantastische Aussicht hat. Was genau zu sehen ist, wollen sie nicht verraten, schließlich bieten sie auch Führungen durch ihr Reich. Würde man nun alles in der Zeitung lesen, wäre doch die ganze Spannung weg, finden die Freunde. Und niemand würde mehr Nägel dafür geben, um einmal in den dritten Stock zu klettern.

Mädchen turnen draußen im Dreck eher weniger rum. Sie üben lieber in der benachbarten Scheune für ein Theaterstück, spielen Monopoly und Tischtennis oder klettern auf dem schwindelerregend hohen Heuballen-Turm rum. Zutritt zur Bretterbudenstadt haben sie aber immer, man kennt sich eben, man ist eine Gemeinschaft, man sitzt beim Mittagessen zusammen und spricht über den Tag, oder den gestrigen oder die Pläne für morgen.

Zwischen all dem Gewusel taucht plötzlich Kim (7) auf, mit ihrem pinken Röckchen, auf dem kleine weiße Tupfen aufgedruckt sind. Auf ihrem ebenfalls pinken T-Shirt prangt über ihrem Namensschild das Wort Prinzessin. Auf den ersten Blick passt das total zu Kim, eigentlich fehlt nur noch das Krönchen. Beim zweiten Hinsehen ist Kim aber alles andere als eine Prinzessin. Ein Krönchen kann die Siebenjährige beim Hämmern überhaupt nicht gebrauchen, und die dreckigen Klamotten: "Die kann meine Mama in die Waschmaschine stecken", sagt sie. Kim ist zum ersten Mal beim Ferienspaß in Uedem dabei - endlich. "Ich habe früher meine Geschwister hier mit abgeholt", erzählt das Mädchen. "Das sah immer so schön aus mit den ganzen Buden." Jede Wette, dass Kim wiederkommt, im nächsten Jahr, wenn im Sommer für zwei Wochen wieder die Kinder irgendwo im Nirgendwo bestimmen dürfen.

(RP)
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