Strafverhandlung Schlüsseldienst-Prozess: Fachmann bestätigt erhöhte Preise

Goch/Kleve · Der Sachverständige erklärte, dass die abgerechneten Materialpreise teilweise deutlich zu hoch waren. Die Zeugenliste wird erweitert.

Die Strafverhandlung gegen einen 57-jährigen Mann aus Geldern und einen 39-jährigen Mann aus Weeze und ihre ehemalige "Deutsche Schüsseldienst Zentrale" (DSZ) gerät fachlich zunehmend in die Tiefe. Anlass sind die Bewertungen des Sachverständigen Matthias Rath, der sich im Auftrag der Polizei mit zahlreichen Fällen mutmaßlichen Schlüsseldienst-Wuchers beschäftigt hat.

Auf Grundlage von Fragebögen, Fotografien und Rechnungen der betroffenen Kunden hatte der Sachverständige Rath bereits am vorherigen Verhandlungstag erklärt, dass die von den DSZ-Monteuren abgerechneten Materialpreise teilweise stark erhöht gewesen seien. Pauschal - auch das hatte Rath angemerkt - könne man das aber nicht sagen, denn die Materialpreise ebenso wie die Preise der Dienstleistungen wichen mitunter merklich voneinander ab.

Die einzelnen Fälle, die nun Gegenstand im Klever Landgericht gewesen sind, warfen jedenfalls einigen Diskussionsbedarf auf, vor allem seitens der Verteidigung. Einen von einem DSZ-Monteur verbauten Schließzylinder etwa hatte der Sachverständige preislich als "Standard-Zylinder" eingeordnet, was den 57-jährigen Angeklagten zu einigen fachlichen Nachfragen veranlasste.

Welche Eigenschaften der gegenständliche Zylinder denn überhaupt habe, wollte der Gelderner wissen, und was nach Definition des Gutachters überhaupt ein "Standard-Zylinder" sei.

"Ich kann ihnen alle Eigenschaften dieses Zylinders genau nennen", versicherte der Angeklagte und deutete in Richtung einer Fotografie des Zylinders, projiziert auf die Wand des Schwurgerichtsaales. Seines Wissens sei dies "ein sehr hochwertiger Zylinder", kein Standardmodell - und dementsprechend eben teurer. Die Monteure, die Aufträge der DSZ ausführten, berechneten teilweise über 200 Euro pro Zylinder.

Eine Zeugin etwa, die vor der Wirtschaftskammer aussagte, hatte für den Einbau zweier neuer Garagen- und Haustürschlösser inklusive Material die Summe von 1037 Euro bezahlt. Die Stuttgarterin hatte sich nach eigener Aussage die "erstbeste Nummer" aus dem Branchenbuch gesucht und war bei der Schlüsseldienst-Zentrale in Geldern ausgekommen, die daraufhin einen ihrer deutschlandweit tätigen Monteure schickte. Der Fall liegt fast zehn Jahre zurück.

Laut Vorsitzendem Richter Christian Henckel habe die Staatsanwaltschaft angedeutet, weitere Zeugen - insbesondere Monteure, die neue Erkenntnisse liefern könnten - hören zu wollen. Die Kammer sei dem nicht abgeneigt, so der Vorsitzende.

Bereits geladen sind weitere Zeugen für den nächsten Prozesstag, am Freitag der kommenden Woche, 4. Mai (9.30 Uhr), in Saal A105 des Klever Landgerichts.

(RP)
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