Uedem SPD: Uedem muss sich gezielt entwickeln

Uedem · Der Schustergemeinde drohen große Probleme, meint Sozialdemokrat Jörg Lorenz. Beim Tourismus und bei den Finanzen müsse man neu denken. Der Gemeinde drohe, die Liquidität langfristig zu verlieren.

Sie hatten Wahlkampf mit Fortschritt gemacht. "Wir hatten ins Programm geschrieben, dass manches anders werden muss, damit Uedem bleibt, wie es ist", sagt Jörg Lorenz, Vorsitzender der SPD in Uedem. Das Ergebnis war eher ernüchternd - die Kommune zählt seit Mai zu einer der letzten, bei der die CDU unangefochten und mit deutlich mehr als 50 Prozent die stärkste Kraft im Rat stellt. Den Mut haben die Sozialdemokraten aber nicht verloren. "Wir werden nicht weiter zugucken, dass Uedem nach und nach vor die Hunde geht", sagt Lorenz.

Als neuer Vorsitzender des Ausschusses für Gemeindeentwicklung hat Lorenz bereits Pläne, wie es mit dem Ort weitergehen könnte. "Uedem muss sich gezielt entwickeln", sagt er. Stichwort Tourismus: "Wir müssen uns alle die Frage stellen, wie wir die Leute nach Uedem bekommen, wie wir uns attraktiv für Besucher machen", meint Lorenz. Natürlich finde jeder Uedemer die Hohe Mühle schön. "Aber erwarten wir ernsthaft, dass die Leute aus 20 oder 50 Kilometern dafür hergefahren kommen?" Vielmehr müsse man sich fragen, was man zum Beispiel aus der Tatsache macht, dass man Schusterdorf sei. "Auch den Gedanken, Cittaslow-Gemeinde zu werden, habe ich noch nicht abgeschrieben", sagt der SPD-Vorsitzende. In die Vereinigung lebenswerter Städte aufgenommen zu werden, ist ein Vorhaben, das Lorenz bereits seit einigen Jahren versucht, in der Gemeinde voranzutreiben. "Wir müssen hinbekommen, dass alle Vereine gemeinsam auf ein Entwicklungsziel hinarbeiten", sagt er. Am 10. September kommt der Arbeitskreis Tourismus das erste Mal zusammen. Auch sei zu überlegen, wie man Uedem für die Gastronomie schmackhafter machen könnte. "Versuchen Sie mal, hier samstags um 17 Uhr am Markt essen zu gehen", sagt der Sozialdemokrat. "Das sind alles Dinge, über die wir sprechen werden", meint Lorenz.

Über allem aber schwebt das Damokles-Schwert der Finanzen. "Derzeit können wir den Haushalt noch fiktiv ausgleichen, aber das Polster wird immer dünner", sagt Jörg Lorenz. Was ihn jedoch weit mehr beunruhige, sei das Thema der Liquidität. "Ich habe die große Sorge, dass wir über keine flüssigen Gelder mehr verfügen", sagt Lorenz. Das Ergebnis seien Kassenkredite und eine finanzielle Abwärtsspirale. "So wird man sich auch langfristig mit der Frage der Steuersätze auseinandersetzen müssen", sagt er. Dafür erwarte er zügig Antworten aus der Verwaltung. "Ich bin gespannt, ob der Bürgermeister das verschläft und wie er plant, auch in Zukunft solide Haushalte vorzulegen", meint Lorenz.

Ein Pfund, mit dem Uedem weiter wuchern müsse, sei das der Gewerbegebiete. "Wir müssen aus unserer guten Lage an der A57 weiter Erfolge saugen", meint er. Dabei geht es aber weniger um den Verkauf von weiteren Flächen - der zur Verfügung stehende Raum werde ja auch immer begrenzter - sondern vielmehr um die Gewerbesteuereinnahmen. Dass damit zu kalkulieren teilweise der Arbeit mit einer Glaskugel gleicht, hat zuletzt auch Uedem gemerkt: Die Einnahmen blieben leicht hinter den Erwartungen zurück - bei weitem aber nicht so stark wie in anderen Kommunen. "Wir haben nicht den Hauch einer Chance, wenn Millionenbeträge verloren gehen, wie das in anderen Kommunen der Fall ist", sagt Lorenz. Beträge in solch einer Größenordnung würden in einer eher kleinen Gemeinde wie Uedem "voll durchschlagen".

Sparpotenziale sieht Lorenz noch bei der interkommunalen Zusammenarbeit - hier sei durch die Kooperation mit Krefeld im Entgeltwesen ein erster Schritt gegangen worden. "Da ist aber noch mehr drin", meint Jörg Lorenz. Hingegen wenig drin sei bei Einsparungen der Verwaltung. "Mann kann nur an Personal und Konsum sparen. Und da ist nicht viel zu holen", sagt er.

(lukra)
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