Goch Spezial-Unterricht für Schulverweigerer

Goch · Mit einem kreisweit einmaligen Projekt stehen Gocher Anna-Stift und die Pestalozzi-Förderschule gemeinsam hinter der Reintegration jugendlicher Schulverweigerer. Die Bilanz: "U-turn" schafft Vertrauen.

 Schulschwänzer und Schulverweigerer – manche kommen erst gar nicht, andere schalten komplett ab. In Goch gibt's ein Projekt dazu.

Schulschwänzer und Schulverweigerer – manche kommen erst gar nicht, andere schalten komplett ab. In Goch gibt's ein Projekt dazu.

Foto: Lamm

Das Vertrauen ist weg. Bei Lehrern, Eltern und Schülern. Alle Beteiligten empfinden die Situation als Belastung — doch wo gibt es einen "Rückweg" für passive Schulverweigerer? "Sie gehen zwar in die Schule, verweigern jedoch die aktive Teilnahme am Unterrichtsgeschehen", beschreibt Dominik Feyen, Leiter der Pestalozzi-Förderschule in Goch die Problematik der Jugendlichen, die durchs schulische Raster fallen. Oftmals kann in solchen Fällen weder eine Regel-, noch eine Förderschule weiterhelfen. "Schule wird zu einem belastenden Thema für Kinder und Eltern", ergänzt Daniela Kösters vom Gocher Anna-Stift.

Hilfe bietet seit Juni vergangenen Jahres das Projekt "U-turn". Und das in Form einer Intensiv-Klasse, die soziales Verhalten schult, Vertrauen zwischen Jugendlichen, Eltern und Schule aufbaut sowie den Fünft- bis Achtklässlern eine zweite Chance für ihre Laufbahn bietet. "Die Problematik ist die, dass wir nicht mit klassischen Schulschwänzern zu tun haben, sondern mit jungen Menschen, die ein massives schulisches Problemverhalten aufweisen und als 'unbeschulbar' gelten", so Feyen weiter. Er und August Böckenhüser von der Jugendhilfe Anna-Stift aus Goch stehen als Projektleiter an der Spitze von "U-turn".

Das Kooperationsprojekt von Jugendhilfe und Schule sieht in erster Linie auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern und der Herkunftsschule vor. Im Rahmen einer rund sechsmonatigen Auszeit pausieren Schülerinnen und Schüler von ihrer Regel- oder Förderschule und werden bis zur Rückführung aktiv begleitet. Die sogenannte Intensiv-Klasse ist nicht als Sonderform von Schule gedacht, sondern als Hilfe-Prozess innerhalb einer Entwicklung angelegt. Gelernt wird in Kleingruppen mit bis zu acht Teilnehmern. Das Unterrichtsmaterial gibt es aus der jeweiligen Herkunftsschule, damit ein Wiedereinstieg gelingen kann. Manchmal wird am Ende des Projekts auch eine andere, geeignetere Schulform für den Jugendlichen ausgewählt, grundsätzlich gehen die Schülerinnen und Schüler aber an ihren vorherigen Lernort zurück. "Durch diese Auszeit, die Verhalten schult und individuell fördert, machen wir Inklusion möglich", sagt August Böckenhüser. Selbstreflektion und das Überdenken des eigenen Verhaltens sind unabdingbare Meilensteine dieses Projektes.

Ein großer Dank gelte zum einen der Stadt Goch, die angrenzend zum Jugendzentrum Astra Räumlichkeiten des ehemaligen Kasernengeländes zur Verfügung stellt und die Idee Wirklichkeit werden ließ. Zum anderen ermöglichen Kommune, Land und Anna-Stift die finanziellen Mittel für "U-turn", das jeweils zuständige Jugendamt erklärt nach eingehender Prüfung des Förderbedarfs die Kostenübernahme.

(kare)
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