Goch Stadt kontrolliert jetzt das Stromnetz

Goch · Die neue Gesellschaft Stadtwerke Goch Netze hat jetzt auch das Stromnetz für die Außenbezirke übernommen. Die RWE ist nur Minderheitsgesellschafter. Damit bestimmt die Stadt den Ausbau des Netzes auch in den Ortsteilen.

 Carlo Marks (Stadtwerke), Bürgermeister Karl-Heinz Otto und RWE-Prokurist Ralf Hegmann (von links) mit dem dicken Vertragswerk.

Carlo Marks (Stadtwerke), Bürgermeister Karl-Heinz Otto und RWE-Prokurist Ralf Hegmann (von links) mit dem dicken Vertragswerk.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Die Verhandlungen waren nicht einfach. Das zeigt bereits der dicke Stapel Papier, aus dem das Vertragswerk zwischen Stadtwerken und RWE besteht. Weil die Vorstellungen über den Kaufpreis für das Stromnetz in "Goch-Land" weit auseinander lagen, einigten sich beide Seiten schließlich darauf, eine neue Gesellschaft zu gründen, an der die RWE noch 25,1 Prozent hält: die Stadtwerke Goch Netze GmbH & Co. KG.

Auch wenn sowohl Stadtwerke-Chef Carlo Marks wie RWE-Prokurist Ralf Hegmann betonten, wie zufrieden sie mit der Lösung seien, hat der Stromriese sicher die größere Kröte schlucken müssen. Denn die RWE hatte bereits die Konzessionen für das Stromnetz "Goch-Land" an die Stadtwerke verloren, jetzt sind die Stadtwerke auch Mehrheitseigentümer am Netz. Zudem ist bereits ein Preis fixiert, für den die Stadtwerke in 18 Jahren die Anteile der RWE kaufen können. Der Stromriese hat durch die aktuelle Konstellation immerhin die Möglichkeit bekommen, seinen Mitarbeiterstand zu halten. Denn der Service in "Goch-Land" wird weiterhin vom RWE übernommen. Stadtwerke-Chef Carlo Marks sieht das Konzept als eine Investition in die Zukunft. Dadurch würden die Stadtwerke gestärkt, es sei eine klare Situation entstanden. Zudem verspricht er sich davon nicht unerhebliche finanzielle Einnahmen. "Die kommen dann wieder den Stadtwerken, damit der Stadt und so allen Bürgern zugute", meint Bürgermeister Karl-Heinz Otto, der sich daher über die Kooperation freut. Die Stadtwerke würden jetzt auch maßgeblichen Einfluss auf den Ausbau des Stromnetzes in den Ortsteilen bekommen. "Vorteil für unsere Bürger ist, dass die Stadtwerke jetzt direkter Ansprechpartner für alle Gocher bei allen Fragen rund um die Stromversorgung sind."

Eben dadurch sollen die Bürger profitieren: dass sie künftig nur noch einen Ansprechpartner haben. Wer in den Ortsteilen jetzt beispielsweise einen neuen Stromanschluss für seinen Neubau braucht, kann sich direkt an die Stadtwerke wenden. Die neue Gesellschaft hat auch das Mittelspannungsnetz übernommen. Das wird vor allem von den Industriebetrieben genutzt. Für diese sind künftig auch die Stadtwerke Ansprechpartner.

Ziel sei natürlich auch, durch die neue Konstellation für dauerhaft stabile Preise zu sorgen. "Wir merken immer wieder in unseren Gesprächen, dass den Kunden die Preissicherheit am wichtigsten ist", berichtet Carlo Marks. Das hat sich offenbar bewährt. Allein in den letzten beiden Jahren haben sich 2000 Kunden für Strom aus Goch entschieden. Aktuell versorgen die Stadtwerke 24 000 Haushalte - bis nach München. Ganz aktuell direkte Auswirkungen auf den Strompreis hat die Kooperation nicht. Ohnehin sollten die Kunden ganz beruhigt sein. Sie würden kaum etwas von der Neuerung spüren. "Der Strom kommt weiter aus der Steckdose", scherzte Carlo Marks.

(RP)
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