Uedem/Kranenburg-Wyler Streuobstverein beginnt Vermarktung

Uedem/Kranenburg-Wyler · Verein für Landschaftspflege betreut 25 Hektar Streuobstwiesen. Neuerdings gibt es zwei Verkaufsstellen für das Obst.

"Prinz Albrecht von Preußen" schmeckt süß-säuerlich, "Jakob Lebel" stammt aus Frankreich und ist frisch-fruchtig mit angenehmer Säure, während "Glorie van Holland" wieder deutlich mehr Süße hat - alte Apfelsorten, sie schmecken einfach köstlich, sind oft zu schade für die Saftpresse und verdienen, gepflegt und erhalten zu werden. Das finden die Mitglieder des Vereins Landschaftspflege im Kreis Kleve (likk) und kümmern sich um Streuobstwiesen im Kreis unter dem Motto "Erhalten durch Aufessen".Bemüht man Wikipedia, lernt man, dass auf Streuobstwiesen die meist hochstämmigen Obstbäume "verstreut" wachsen und nicht wie auf Obstplantagen in geraden Reihen. "Was wir nicht nutzen, wird nicht erhalten", sagt Hubert Lemken, erster Vorsitzender von likk, und betont, das wertvolle Obst solle verwertet, gekauft, gegessen oder zu Saft und Mus verarbeitet werden. Zum ersten Mal will der Verein nun die Früchte vermarkten, also verkaufen. Der Bio-Bauernmarkt "Natur 100" in Wyler und der Hofladen der Familie van de Loo in Uedem sind hier die beiden ersten Kooperationspartner, die das Obst in ihr Sortiment aufgenommen haben.

Neben Äpfeln gibt es auf den von likk betreuten Streuobstwiesen auch Birnen, Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Quitten, Mispeln. "Etwa 150 Sorten sind es hier bei uns, dabei gibt es in Deutschland über 1000 alte Sorten. Unser Angebot ist ein Gegenakzent zum Obst aus aller Welt, das man in Supermärkten antrifft", sagt Hubert Lemken. Wichtig ist dem Verein auch die Tatsache, dass die Wiesen völlig frei von chemischen Pflanzenschutzmitteln sind und keine Gülle eingebracht wird. Das Gras wird nicht maschinell gemäht, sondern Schafe grasen friedlich unter den Bäumen. "Das sind die besten Rasenmäher", sagt Andrea Kanter von likk. Die Tiere seien einfach besser für den Boden als Maschinen, sie düngen auf natürliche Weise und stören nicht das Biotop der Wiese, in dem auch Insekten, Maulwürfe und Würmer ihren Platz haben. Biodiversität und Naturschutz sind hier die Stichwörter, die den etwa 50 Mitgliedern des Vereins wichtig sind.

Ihre besonderen Aktivitäten zum Erhalt der Obstsorten sind vielfältig. Es gibt Seminare zu den Themen Obstbaumschnitt und Veredelung, Jungpflanzen historischer Sorten werden verkauft, Kontakte zu Schäfern oder Imkern werden vermittelt. Über den Heimatverein Keppeln werden Apfelsaftpressen verliehen. Streuobstwiesen sind auch geeignete Lebensräume für Tiere, zum Beispiel Schleiereulen und Steinkäuze. Den Schutz dieser Arten hat likk sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht und stellt Nisthilfen bereit.

Wie Hubert Lemken erklärt, betreut der Verein fünf Hektar Obstwiesen zurzeit, jedoch kommen noch etwa 20 Hektar hinzu, berücksichtigt man alle Areale der Kooperationspartner und beteiligten Firmen. "Wir beobachten ein immer größeres Interesse an den alten heimischen Obstgehölzen", sagt Petra van Aken von likk. Einmachen, Marmelade kochen, selbstgemachtes Apfelmus - das alles sei wieder modern.

Wer im Garten einen Apfelbaum hat und nicht weiß, welche Sorte das ist, dem vermitteln die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins einen Pomologen, einen qualifizierten Apfelkenner, der die Sorte bestimmen kann. Viele Bäume auf den Streuobstwiesen tragen daher schon ein Schild, worauf der Sortenname zu lesen ist sowie einen QR-Code mit dem "Steckbrief" der Pflanze, ihrer Herkunft, ihrer Geschichte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort