Flutkatastrophe im Ahrtal: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen ehemaligen Landrat ein
EILMELDUNG
Flutkatastrophe im Ahrtal: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen ehemaligen Landrat ein

Mit einer Tasse fing alles an Studenten auf der Suche nach Jan Niklas

Goch/Kleve · Am 22. Oktober 2007 kam in Goch ein Baby zur Welt. 2015 entdeckten Studenten in einer Klever WG eine Tasse mit dem Foto des Jungen. Zu seinem 10. Geburtstag wollen sie nun herausfinden, was aus Jan Niklas geworden ist.

 Marla Feldwisch, Ann-Christin Arnold, Hanna Becker und Lina Andres (v.l.) mit der Tasse, nach deren Besitzer sie jetzt suchen.

Marla Feldwisch, Ann-Christin Arnold, Hanna Becker und Lina Andres (v.l.) mit der Tasse, nach deren Besitzer sie jetzt suchen.

Foto: van offern

Mit der Tasse fing alles an. "Als wir hier eingezogen sind, stand sie einfach im Küchenschrank", sagt Hanna Becker. Wer sie dort vergessen hat und vor allem, wer der kleine Junge mit dem Stofftier ist, dessen Foto das Porzellan ziert - darüber rätselt die Studenten-WG in der Klever Gruftstraße seit 2015. Klar ist nur: Jan Niklas wird am kommenden Sonntag zehn Jahre alt - und Hanna und ihre Mitbewohner wollen ihn beschenken.

Wer einmal in einer WG gelebt hat, weiß: Zieht einer der Bewohner aus, lässt er so manche ungeliebte Sache einfach zurück. Irgendwer wird's schon brauchen, denkt man sich. "Unser Keller steht voll mit Dingen, die uns gar nicht gehören. Vieles davon stammt offenbar auch von früheren Vermietern", erklärt die 22-jährige Hanna. Dass aber jemand eine Tasse stehen lässt, auf dem der eigene Sohn abgebildet ist: eher unwahrscheinlich - und doch scheint genau das passiert zu sein. Von allen Gegenständen, die früher Bewohnern zurückgelassen haben, ist die Jan-Niklas-Tasse das Lieblingsstück der WG.

"Wenn jemand von uns aus der Tasse getrunken hat, haben wir uns jedes Mal gefragt, wessen Baby das ist", erklärt Marla Feldwisch, die erst seit einem Jahr in der Gruftstraße lebt. Auch Freunde hätten sich immer wieder erkundigt, wer eigentlich dieser Jan Niklas sei. "Daraus ist mit der Zeit ein Insider-Witz geworden. Wir hören die Fragen ständig", sagt Marla. Mehr als ein Schulterzucken gab es auf die Fragen nie. Und so begann das Grübeln über den Verbleib von Jan Niklas und seiner Familie. Irgendwann wurde aus der Neugier Ernst. "Mittlerweile gehört die Tasse zu unseren Lieblingsdingen hier. Wir wollen unbedingt rausfinden, was aus dem kleinen Jungen geworden ist", sagt Hanna. Doch die Suche ist schwierig, die Infos auf der Fototasse dürftig: Jan Niklas, geboren am 22. Oktober 2007 im Wilhelm-Anton-Hospital in Goch, damals 58 Zentimeter groß, knapp vier Kilo schwer. Hinweise auf den Familiennamen oder den Wohnort gibt es nicht.

Die Geschichte des Hauses ist nicht weniger lückenhaft. "Dem Vermieter gehört das Haus erst seit 2014. Wer hier vorher gewohnt hat, konnten wir bisher nicht rausfinden", sagt Hanna. Weil die HSRW noch gar nicht existierte, als Jan Niklas geboren wurde, vermuten die Studenten, dass eine, vielleicht sogar zwei Familien hier gelebt haben könnten. Auf mehr als 200 Quadratmetern leben jetzt neun Studenten im Haus - sieben Frauen und zwei Männer, alle Anfang 20, alle eingeschrieben an der HSRW. Keiner wohnt länger als drei Jahre hier. Zu wenig also, um Auskunft zu geben über die früheren Mieter. Das geräumige Haus nutzt die WG voll aus. Drei Bäder, zwei Küchen, sogar einen Wintergarten gibt es. Dabei bleibt die Größe auch der einzige Hinweis auf ein Familienleben, das hier vielleicht einst stattfand. "Bis auf die Tasse haben wir nichts gefunden, dass auf ein Kind hindeutet", sagt Hanna. Vielleicht sei Jan Niklas hier gar nicht aufgewachsen und die Tasse kam über andere Wege in den Küchenschrank der Studenten. Aufgeben kommt für sie nicht in Frage. "Wir wollen Jan Niklas die Tasse zu seinem Geburtstag zurückgeben, und ihm natürlich auch etwas schenken", sagt Marla. Was genau, da ist sich die WG uneins. "Vielleicht mag er Fußball, vielleicht aber auch Puppen", sagt Hanna und lacht. Für die Studenten zählt nur eins: Eine nette Geste.

Wer Hinweise zur Herkunft der Tasse hat, meldet sich unter 02821 59823 oder per Mail an alexander.triesch@rheinische-post.de.

(atrie)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort