Goch Studenten logieren dauerhaft im Hotel

Goch · Auf dem Wohnungsmarkt ist es eng: Daher wohnen 14 Studenten seit zwei Jahren im "Goldenen und Silbernen Schlüssel" in Kevelaer.

 Inmitten der Kevelaerer Innenstadt liegt das Hotel. Treue Gäste sind die Studenten der Hochschule Rhein-Waal.

Inmitten der Kevelaerer Innenstadt liegt das Hotel. Treue Gäste sind die Studenten der Hochschule Rhein-Waal.

Foto: Seybert

Der Blick auf die Kirchturmspitze der Kevelaerer Basilika ist nicht gerade die übliche Aussicht aus einem Studentenzimmer, wenn man in Kleve an der Hochschule Rhein Waal studiert. Ein Hotelzimmer ist auch keine übliche Studentenbude. Das Hotel "Goldener und Silberner Schlüssel" in Kevelaer aber beherbergt seit zwei Jahren Studenten der Klever Hochschule. Jutta Pesch-Braun, die auch Besitzerin des "Goldenen Apfels" ist, kam vor zwei Jahren durch eine zufällige Anfrage auf die Idee, an Studenten zu vermieten, zu einem bezahlbaren Preis, wie sie betont.

 So lebt Ajmal Rasool in seinem Hotelzimmer.

So lebt Ajmal Rasool in seinem Hotelzimmer.

Foto: Seybert Gerhard

Rasool Ajmal kommt aus Afghanistan und studiert in Kleve "Economics and Finance" im dritten Semester. Der 26-Jährige ist, wie auch die 14 anderen Kommilitonen, kein Flüchtling. Im Hotel in Kevelaer zu wohnen und in Kleve zu studieren findet er ideal. Die vielen verschiedenen Menschen aus aller Herren Länder kennenzulernen, sei ein großer Gewinn.

John Edward Tan stammt von den Philippinen. Der 23-Jährige hat gerade angefangen mit "Mechatronic Systems Engineering". Er möchte jetzt seine Deutschkenntnisse verbessern. Fürs Studium in Kleve allerdings, wo die meisten Studiengänge in englischer Sprache sind, benötigt er kein Deutsch. Towfigur Rahman Khan hat sich vor zwei Monaten für den Bachelor-Studiengang "Electronics" eingeschrieben. Der 27-Jährige hat Verwandte in Mannheim und kam so auf den Gedanken, in Deutschland sein Studium fortzusetzen. Er kommt aus Bangladesch, wo er sein Elektronik-Studium begonnen hat. In Deutschland zu studieren sei besser, sagt er. Kleve sei eine der wenigen Städte in Deutschland, die englischsprachige Studiengänge anbieten. Ein Vorteil sei auch, dass das Studium in Deutschland preiswerter sei als beispielsweise in Großbritannien. Das Niveau der Lehre aber sei sehr hoch, man müsse hart arbeiten für die Examen. Das Studium in Deutschland sei "very tough", ergänzt Ajmar. Das Hotel in Kevelaer schaffe optimale Bedingungen zum Lernen, sagen die Studenten einhellig. Für die multinationale Mieterschaft hat Jutta Pesch-Braun auch eine Gemeinschaftsküche zur Verfügung gestellt. Dort wird manchmal, wenn es die Zeiten und Termine erlauben, gemeinsam gekocht und gegessen. Die Studenten, deren Familienangehörige oft Tausende Kilometer entfernt sind, genießen diese Möglichkeit zur Kommunikation. "Als ich gefragt wurde, ob ich auch an Studenten vermiete, habe ich selbst gemerkt, wie schwierig es ist, Unterkunft zu finden, denn zu der Zeit suchte auch mein eigener Sohn eine Studentenbude in Trier", berichtet Pesch-Braun. Dann habe sie überlegt, wie sie den Studenten helfen könne. "Die Studenten sind eine Bereicherung für eine Stadt, sie bringen Zukunft", sagt sie.

In der Hochsaison allerdings, und das ist für Kevelaer die Pilgerzeit im Frühjahr, ist die Zimmerbelegung manchmal eine Herausforderung, denn oft entscheiden die Studenten sehr kurzfristig, ob sie in den Semesterferien in Kevelaer bleiben oder ihre Familien in der fernen Heimat besuchen. Außerhalb der Pilgerzeit bringen die studentischen Gäste jedoch eine Beständigkeit, die man zu schätzen wisse, sagt Jutta Pesch-Braun. "Es ist eine besondere Stadt", sagt Rasool Ajmar. Die Bahnfahrt zum 35 Kilometer entfernten Studienort sei keine Belastung, das Ticket für die Studenten ist frei. "Viele wohnen näher an Kleve auf dem Land und haben mehr Probleme, zur Hochschule zu kommen", ergänzt Jutta Pesch-Braun.

(RP)
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