Goch Telefonanrufe: "Möchten Sie Ihr Haus verkaufen?"

Goch · Einige Kevelaerer sind besorgt, weil sie um ihr Zuhause fürchten. Innenhöfe und Gärten interessant für Stadtplanung.

Die alte Dame, die ihren Namen nicht nennen möchte, hat den Großteil ihres Lebens in dem innerstädtischen Haus verbracht, das schon ihren Schwiegereltern gehörte. Es ist nichts besonderes, nur ihr Zuhause. Und es hat eine Lage, die die Fantasie von Stadtentwicklern und Immobilienfachleuten reizt. Solche Adressen gibt es im Gebiet der Stadt Kevelaer einige. Und ein paar dieser Eigentümer haben in jüngster Zeit Anrufe von Firmen bekommen, die wissen wollten, ob ein eventuelles Verkaufsinteresse besteht. Besonders sensibel gehen die Nachfragenden dabei offenbar nicht unbedingt vor. Mehrere Senioren, von denen die RP erfuhr, fühlten sich überrumpelt und sind verunsichert. Will ihnen jemand ihr Haus abjagen?

Das ist der Hintergrund: Wie berichtet, nimmt die Stadt am Programm "Flächenpool NRW" teil. Da bei wird Kommunen, die für ihre ungenutzten oder unter Wert verwendeten Flächen neue Nutzungen anstreben, durch Moderatoren geholfen. Sie sollen Gespräche zwischen Eigentümern und Stadtverwaltung vermitteln. An welche Gebiete dabei in Kevelaer gedacht ist, wurde der RP mit Verweis auf Datenschutz und Eigentümerrechte nicht mitgeteilt. Dass die Luxemburger Galerie dazu zählt, darf als sicher angenommen werden. Und offenbar geht es auch um das Quartier zwischen Willibrordstraße, Marien- und Basilikastraße. Oder, anders ausgedrückt: um den rückwärtigen Bereich der Hauptstraße.

Das städtebauliche Problem dort: Seit die Hauptstraße Fußgängerzone ist, sind die Grundstücke der Geschäftshäuser von hinten nur noch schwer zu erreichen. Garagenhöfe, Hinterhöfe und lange, schmale Gärten wecken Begierden: Die Grundstücke in guter Innenstadtlage könnten "wertiger" genutzt werden. Vielleicht als Komplexe mit Seniorenwohnungen. "Ich kann verstehen, dass Stadtplaner so denken, zumal ja eine weitere Bebauung des Außenbereichs landesplanerisch nicht erwünscht ist", sagt die Tochter einer der älteren Damen, die auf einen Verkauf angesprochen wurden. "Andererseits brauchen wir doch Gärten als ,grüne Lungen' gerade in den Innenstädten."

Schon einmal ist versucht worden, Kevelaerer Bürger dazu zu bringen, ihre Gärten oder Teile davon abzugeben - Ende der 1970er-Jahre, als die Hauptstraße umgebaut wurde. Der Erfolg war mäßig, erinnert sich ein Anlieger der Marienstraße. Interesse scheint unter anderem an dem Komplex zu bestehen, in dem die Malteser Mieter sind. Ein ehemaliger Gewerbebetrieb, heute ungenutzt. Und damit interessant für Entwicklung.

(RP)
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