Uedem/Weeze Uedemerin rettet verletzten Kater "Tiger"

Uedem/Weeze · Annette Pollmann fand den Kater an der B 9. Zuvor war er von einem Auto angefahren worden.

Inzwischen ist "Tiger" wieder zu Hause und erholt sich von den Strapazen der letzten Tage. Einer ist darüber besonders froh: Justin Steinhauer. Der Kater des 15-Jährigen war vor etwa einer Woche von einem Auto angefahren worden und hätte wohl nicht überlebt, wenn Annette Pollmann nicht aktiv geworden wäre.

Die Frau aus Weeze hatte die Katze morgens gegen 7 Uhr auf der B 9 am Straßenrand zusammengerollt liegen gesehen. "Im ersten Moment dachte ich, dass die Katze wohl angefahren worden ist und tot sei", so Annette Pollmann. Sie ließ der Gedanke nicht los, dass das Tier vielleicht auch verletzt sein könnte und Hilfe braucht.

Also entschloss sie sich dazu, umzudrehen und nach dem Tier zu sehen. Sie hielt auf dem Seitenstreifen der Gegenfahrbahn und überquerte die vielbefahrene Bundesstraße. Die Katze war schwer verletzt, blutete aus der Nase und den Augen. Außerdem hatte sie eine Abschürfung am linken Auge, das sehr angeschwollen war. Per Handy rief Annette Pollmann einen Tierarzt an. "Tierarzt Ludger Reichling war trotz der frühen Stunde sofort bereit, sich des Tieres anzunehmen", berichtet die Frau aus Uedem.

Eine vorbeifahrende Frau bot ihre Hilfe an und fuhr nach Hause, um einen Katzenkorb zu holen. Annette Pollmann blieb derweilen bei dem verletzten Kater. "Ich wollte das Tier nicht alleine liegen lassen, weil sonst ein vorbeifahrendes Fahrzeug die Katze überfahren hätte", erzählt sie.

Über das Verhalten vieler Autofahrer kann sie nur den Kopf schütteln. "Was mich bei dieser Sache so wütend macht, ist, dass manche Lkw- und Autofahrer ohne Grund so weit rechts über den Standstreifen fuhren, als ob sie das hilflose Tier überfahren wollten."

Außerdem hätten sie einige Fahrer angehupt und seien sehr nah an ihr vorbeigefahren. "In den 15 Minuten, in denen die Frau ihren Katzenkorb geholt hat, hat sonst kein Autofahrer angehalten und mir seine Hilfe angeboten. Manche fuhren auch langsam an mir vorbei und schauten mich mit einem strafenden Blick an, als ob ich das Tier angefahren hätte", beschreibt sie ihr Erlebnis.

Jeder, der das Tier dort liegen sah, sollte sich fragen, warum er nicht geholfen habe, so Annette Pollmann. "Es ist natürlich leichter, wegzusehen, als sich zu kümmern und sich damit zu begnügen, dass schon irgendein anderer anhalten wird. Diese Gleichgültigkeit und Oberflächigkeit ist traurig und auch beschämend."

Immerhin hatte die Geschichte ein Happy End. Der Tierarzt röntgte, untersuchte und versorgte den Kater. Der hatte keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Daraufhin schaltete er noch am gleichen Abend einen Aufruf über seine Facebook-Seite. Auf diese Anzeige wurde dann Familie Steinhauer aufmerksam, die bereits verzweifelt nach ihrem Kater gesucht hatte. "Ich hatte ,Tiger' schon abgeschrieben", sagt Justin Steinhauer. "Jetzt ist die Freude umso größer."

(RP)
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