Uedem "Umdenken" in Bezug auf Migranten gefordert

Uedem · Sie zelten nun wirklich nicht in unseren Vorgärten: Flüchtlinge, die in Syrien und anderswo verfolgt, gedemütigt oder sogar missbraucht werden, haben bereits eine Odyssee hinter sich, bevor sie nach Deutschland kommen. Zum Weltflüchtlingstag hatte der kreiskirchliche Fachausschuss für die Arbeit mit Migranten und Aussiedlern in das evangelische Gemeindehaus "Arche" nach Uedem eingeladen. Dort gaben zwei Referate Einblick in die Situation der Flüchtlinge, die hier um Asyl bitten.

"Wir brauchen ein Umdenken", forderte Pfarrer Rafael Nikodemus, Kirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland. Im Vergleich zum Anfang der neunziger Jahre, wo der Bürgerkrieg in Jugoslawien wütete, ist die Zahl der Asyl-Erstaufnahmeanträge in Deutschland um 75 Prozent auf rund 100 000 pro Jahr gesunken. Der Anteil von Flüchtlingen an der Gesamtbevölkerung im Kreis liegt aktuell nur bei 0,4 Prozent.

"Ich habe einen Menschen aus Eritrea, der seit fünf Jahren durch ganz Europa geschickt wird", so Gerrit Hermans von der Beratungsstelle der Caritas in Kleve während seines Referats. An einer weiteren Grafik war zu sehen: Deutschland nimmt zwar viele Flüchtlinge auf, liegt im Vergleich zur Bevölkerung anderer europäischer Länder weit hinten. Kleve, der größten Kommune im Kreis, weist die Bezirksregierung gerade mal 100 Flüchtlinge zu.

Kirchengemeinden, die ein Kirchenasyl einrichten wollen, haben mit beträchtlichem bürokratischen Aufwand zu rechnen. "Viel einfacher wäre es, wenn Vermieter sich melden, die Privatwohnungen vermieten können", so Hermans. Diese seien im Kreis Kleve knapp. Zudem sind einige der Flüchtlingsunterkünfte aus den Neunzigern von den Kommunen nicht in Stand gehalten worden und fehlen somit ebenfalls. "Wenn Flüchtlinge in Privatwohnungen unterkommen, hat das mehrere Vorteile", erklärte Hermans: Es entstehen keine Flüchtlingssiedlungen außerhalb, der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung wird vermehrt gesucht und so Integration ermöglicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort