Goch VHS-Chor Goch gibt Abschiedskonzert

Goch · 58 Jahre sind mehr als ein halbes Leben, beinahe zwei Generationen und eine in jedem Fall spannende, ereignisreiche Zeit. Der Gocher VHS-Chor, der am Sonntag, 2. Juli, 18 Uhr, in der Evangelischen Kirche am Markt sein Abschiedskonzert gibt, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Vor allem haben viele Menschen in allen Jahren mitgesungen oder erinnern sich an Konzerte mit anspruchsvollen Stücken großer Komponisten. "Uns trifft leider das Phänomen, das heutzutage viele Chöre mit dem Schwerpunkt Klassik und geistliche Musik erleiden: Es fehlt an neuen, jungen Stimmen", sagt Annette Lueb-Hermsen, Vorsitzende des Vereins. Dennoch blicke man gerne zurück auf die Jahrzehnte gemeinsamen Musizierens, beeindruckender Chorreisen und die Zusammenarbeit mit allen Chorleitern, die den Chor begleitet und geprägt haben.

Goch: VHS-Chor Goch gibt Abschiedskonzert
Foto: Evers, Gottfried

Ein junger Musiklehrer des Gocher Gymnasiums, Paul Naberfeld, gründete 1958 auf Wunsch einiger Oberstufenschüler einen kleinen Chor, der sich zusätzlich zum Unterricht zum gemeinsamen Singen traf. "Chörchen" nannten sie es liebevoll, Paul Naberfeld aber erkannte schon bald, dass hier ein starkes musikalisches Potenzial vorhanden war. Wie er in seinem Beitrag zum 50-jährigen Bestehen des VHS-Chors beschreibt, zeigte die Singgemeinschaft "ermutigendes Talent". Nach dem ersten Konzert im Jahre 1960 mit bekannten Madrigalen, Volksliedern und Liebesliedern von Johannes Brahms, eroberte er mit seinem stetig wachsenden Chor immer neue Bereiche und Stilrichtungen, probierte Folklore in Originalsprache, Beatles-Songs und Titel der Comedian Harmonists. Als Schwerpunkt kristallisierte sich aber mehr und mehr die Klassik heraus. In den 70er Jahren begann Naberfeld, dessen Name bis heute untrennbar mit dem VHS-Chor verbunden ist, jedes Jahr ein großes Werk aufzuführen: Bachs Weihnachtsoratorium, eine Schubert Messe, das Magnificat von Bach sind nur einige Beispiele. Eine Vorliebe für Bach und Mozart entwickelte sich früh und blieb, wie Annette Lueb-Hermsen bestätigt, bis heute erhalten. Paul Naberfeld, der 1990 mit dem Ferdinand-Langenberg-Kulturpreis der Stadt Goch für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, ging 1998 in den Ruhestand. Seinen Platz nahm der Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Goch, Friedhelm Olfen ein. "Er führte die musikalische Tradition in engagierter, kompetenter und humorvoller Weise fort", schreibt Lueb-Hermsen im Programmheft zum bevorstehenden Abschiedskonzert. Die große Zeit des Gocher VHS-Chors mit 60 bis 70 Stimmen hielt an, die Liebe zur geistlichen und klassischen Musik blieb. Den beliebten Dirigenten Friedhelm Olfen jedoch traf das Schicksal einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Für zwei Jahre übernahmen Werner und Martha Seuken die musikalische Leitung. Werner Seuken, Musiklehrer am Stein-Gymnasium in Kleve, hatte Paul Naberfeld und seinen Chor schon als Schüler in Goch kennen gelernt. "So ein Schatzkästchen voller Musikalität kann man nicht stehen lassen", beschreibt Seuken rückblickend seinen Einsatz als "Inetrims-Chorleiter". Moderne Zeiten mit nach Stimmen getrennten Proben, CDs zum Üben zu Hause und digitaler Kommunikation brachen an, jedoch der Chor habe sich auch hier wandlungsfähig und flexibel gezeigt, so Werner Seuken. Friedhelm Olfen kehrte zurück, ging jedoch 2013 in den Ruhestand. Der Dirigent, der den VHS-Chor zehn Jahre geführt hatte, erlag 2016 seiner schweren Krankheit. In den letzten vier Jahren dirigierte Thomas Janßen, Musiklehrer am Gocher Gymnasium, die Gocher Singgemeinschaft. Nun geht auch er in den Ruhestand, der Chor zählt aktuell 25 bis 30 Stimmen. "Es ist eine sehr interessierte Chorgemeinschaft, die für viele Dinge offen ist. Die Renaissance-Sätze, die wir zur Aufführung bringen, erzeugten zuerst Berührungsängste, jetzt aber sind alle ganz begeistert dabei", erzählt er. Es sei eine schöne abwechslungsreiche Zeit gewesen, er blicke gerne zurück. Leider gehe die Zahl der Stimmen zurück, mit nur einer männlichen Stimme im Tenor sei es schwierig geworden. So beugt sich der Verein VHS-Chor den Zeichen der Zeit, in der musikalischer Nachwuchs fehlt. "Schweren Herzens", sagt Annette Lueb-Hermsen und spricht damit vielen Sängern aus der Seele - und vielen Zuhörern, die am 2. Juli noch einmal erleben dürfen, dass die menschliche Stimme ein sehr wohlklingendes Instrument ist. Schade!

Karten für die Abschiedsvorstellung gibt es zum Preis von 10 Euro unter anderem bei der Völckerschen Buchhandlung und der Kultourbühne.

(ath)
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