Goch-Hommersum Viller Mühle: Hier gehört der Kasper hin

Goch-Hommersum · Beim Tag der offenen Tür konnte Heinz Bömler einmal mehr zeigen, was er als Puppenspieler und Unterhaltungsprofi drauf hat. Seine politischen Ambitionen waren nur Thema am Rande. Beim Kasper hat sich Bömler entschuldigt.

 Beliebt: an Biergartentischen im Grünen sitzen und die Eindrücke wirken lassen.

Beliebt: an Biergartentischen im Grünen sitzen und die Eindrücke wirken lassen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Nicht alle Gäste waren sicherlich zur Viller Mühle gekommen, um den Bürgermeisterkandidaten der Uedemer SPD kennen zu lernen. Diejenigen, für die das aber schon ein interessanter Aspekt war, verließen den Tag der offenen Tür an der Viller Mühle nach einigen Stunden bereichert. Denn Heinz Bömler, Gocher (nicht Uedemer) Puppenspieler und Unterhaltungs-Tausendsassa, hat auf der Theaterbühne öffentlich einen Lapsus korrigiert; seine Erklärung nämlich, Lokalpolitik sei ohnehin Kasperletheater, da sei er doch genau der richtige Mann fürs Bürgermeisteramt. "Ich habe mich beim Kasper für diese Aussage entschuldigt. Der Kasper ist ganz anders: Er macht keine Schulden, er rettet Omas Kuchen, er ist immer fröhlich und dazu noch erfolgreich."

 Puppenspieler Heinz Bömler (links) führte seine Gäste persönlich durch sein originelles Refugium.

Puppenspieler Heinz Bömler (links) führte seine Gäste persönlich durch sein originelles Refugium.

Foto: Friedel Evers

Ansonsten war Politik beim jährlichen Bömlerschen Pfingst-Event kein Thema. Vielmehr freuten sich die Gäste an mildem Frühlingswetter, der von Jahr zu Jahr umfänglicher werdenden Kuriositätensammlung, der Location im Grünen und den vielen Begegnungen und Gesprächen. Die Generation 50 (60, 70, 80) plus hatte wie immer größtes Vergnügen daran, sich in die Spielsachen und Kirmes-Attraktionen einer inzwischen recht lange zurückliegenden Zeit zu vertiefen. Und manches Kind dachte angesichts völlig un-elektronischer Glücks- oder Geschicklichkeitsspiele keine Sekunde an seine heimische Wii, Mamas Tablet oder den Wunsch-Fernseher fürs eigene Zimmer.

Alte Lkw, Busse, ein Kirmeszelt von früher, Marktstände mit unendlich vielen Knöpfen, Keksdosen, Mehltüten, Blechschilder, altes Werkzeug: Heinz Bömlers Mühle ist ein Fundus für Fast Vergessenes, das bei ihm aufbewahrt und auch gerne verliehen wird. Denn Bömler ist nicht zuletzt bei TV-Machern beliebt, die bei ihm immer wieder Requisiten für Historienfilme finden. Und daraus, dass er mit seiner Sammelleidenschaft Geld verdient, macht der Puppenspieler keinen Hehl. Einer, dessen Firma "Lug und Betrug" heißt (ob das wahr ist?), kann sich fast alles leisten. Und hat damit in der Vergangenheit sogar schon die Gerichte bemüht. Gerne erinnert Bömler zum Beispiel an seine Aktion, von Autofahrern, die seine Privatstraße am Bahnhof Hassum nutzten, eine "Maut" zu verlangen - und zwar in Unirform und mit irgendwie dienstlicher Mütze. Ein Fall von Amtsanmaßung? Oberstaatsanwalt Vogel, heute a.D., hatte gegenüber den Medien damals erklärt, dass er keinen Grund sehe, gegen den Puppenspieler vorzugehen, weil jeder erkennen könne, dass die Uniform nur Maskerade sei. "Außerdem gibt es in Deutschland ja gar keine Mautgebühren." Letzteres hat sich zwar inzwischen (fast) erledigt, aber der Spaß, solche Possen zu erzählen, ist geblieben. Bömlers Mahnung, der Bürokratie zu misstrauen, wo immer man ihr begegne, wird sich bestimmt im Wahlkampf wiederfinden lassen . . .

Wer bei Heinz Bömler wunderbaren Käsekuchen essen möchte, muss sich damit abfinden, dass das Tischchen, an das er sich setzt, wackelt, und dass unter dem Stuhl üppig Brenneseln wuchern. Aber das gehört zur Mühlenromantik einfach dazu und funktionierte auch an diesen Pfingsttagen wieder. Kinder konnten im Bauwagen mit Marion van Dongen, die vor Ort eine Galerie betreibt, malen, und natürlich wurde einmal mehr gezeigt, wie die Luftballon-Startrampe im 30 Meter hohen Kamin funktioniert. Längst hat Heinz Bömler übrigens viele gute Helfer: Neben seinen erwachsenen Kindern sind es Azubis und viele gute Freunde, die die Viller Mühle beleben.

(RP)
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