Rocker in der Region "Hells Angels" aus Goch sorgen für Unruhe

Goch · Rocker aus Goch sollen an kriminellen Aktionen im Düsseldorfer Raum beteiligt gewesen sein. "Nicht auffällig" sind sie dagegen laut der Polizei im Kreis Kleve. Ein Insider will die Motorradfahrer zum Ausstieg aus der Szene bewegen.

 Seit dem Herbst 2015 sollen Gocher "Hells Angels" Mieter einer ehemaligen Pizzeria in Haan bei Düsseldorf sein.

Seit dem Herbst 2015 sollen Gocher "Hells Angels" Mieter einer ehemaligen Pizzeria in Haan bei Düsseldorf sein.

Foto: LUKAT

Mit 13 Schüssen ist erst Ende der vergangenen Woche Aygün Mucuk (45), der "Chef" der Gießener "Hells-Angels", vor dem dortigen Clubhaus der Rocker erschossen worden. Noch ist nicht klar, wer hinter den tödlichen Schüssen steckt. "Es ist der Höhepunkt einer seit zweieinhalb Jahren andauernden Fehde innerhalb der Hells Angels", sagt ein Kenner der Rocker-Szene in Deutschland. Bei den Machtkämpfen innerhalb der "Hells Angels" und zwischen den anderen Motorrad-Clubs gehe es vorrangig ums Rotlichtmilieu, die Türsteher-Szene, aber auch um Drogen- und Waffenhandel. "Die alteingesessenen Rocker wollen sich da nicht von den jungen Türken auf der Nase herumtanzen lassen. Diese hatten viele Bereiche übernommen."

Auch am Niederrhein machen die Kuttenträger immer wieder Schlagzeilen: blutige Revierkämpfe in der Düsseldorfer Altstadt, brutale Schlägereien in Erkrath, umfangreiche Polizeikontrollen anlässlich eines geplanten Rocker-Treffens in Hochdahl. Immer wieder dabei sind laut Polizei und Augenzeugen Mitglieder des Gocher "Hells-Angels"-Charters, das bereits seit 2014 auf der offiziellen Internetseite des Clubs verzeichnet ist.

Jüngst sorgten die Rocker aus Goch für Angst und Schrecken in Haan bei Düsseldorf. Dort prangt "Hells Angels" in roten Buchstaben auf der weißen Mauer einer ehemaligen Pizzeria an der Elberfelder Straße 91, die von den Gocher "Hells Angels" seit dem Herbst 2015 angemietet worden sein soll. Immer wieder werden dort laute Partys gefeiert. Parkende Autos behindern den Verkehr, laute Motorräder sorgen für störenden Lärm. "Verstärkte Streifenfahrten" - mehr können Polizei und andere Ordnungsbehörden in Haan gegen die gewaltfreudigen Störer nicht tun.

Die Vermieterin der ehemaligen Pizzeria ist entsetzt. Ihr war bei den Verhandlungen nicht klar, wer in das ehemalige Restaurant einziehen wollte - auch wenn einige der Mieter Kutten mit der Aufschrift "MC Hells Angels Goch" trugen. "Das war der größte Fehler meines Lebens", sagt sie nun. Mit Hilfe eines Rechtsanwaltes versucht sie nun schon seit längerer Zeit, den nur mündlich abgeschlossenen Vertrag zu kündigen - bislang ohne Erfolg.

So funktionieren Rockerclubs
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Foto: dpa, Marius Becker

Dass es seit 2014 ein Charter der "Hells Angels" in der Weberstadt gibt, bestätigt die Polizei im Kreis Kleve. Ein Clubheim hätten die Rocker dort aber noch nicht eröffnet. Zudem haben die Fahnder keine Hinweise darauf, dass eine Unterkunft gesucht werde.

Während "Hells-Angels"-Charter normalerweise etwa zehn Mitglieder hätten, sei die Gocher Abteilung um einiges größer, sagen die Ermittler. Die wenigsten der Charter-Mitglieder lebten aber in Goch.

Zwar habe die Polizei die Gocher Rocker "im Blick". Bislang seien die Kuttenträger im Kreis Kleve jedoch noch nicht "auffällig" geworden. Ihre aktive Beteiligung an den Gewalttaten in der Düsseldorfer Altstadt und in Erkrath verwundert die Beamten nicht. "Dort gibt es schon eine ganz andere Zielgruppe", meint ein Sprecher der Klever Polizei. Die "Konkurrenz" der Rocker sei nahe der Landeshauptstadt einfach größer.

Diese Einschätzung bestätigt auch ein ehemaliger Insider, der über Jahre eine hohe Position in einem Rocker-Club innehatte. Die sechs bis sieben "Hells Angels", die in Goch leben, alle 50 Jahre oder noch älter seien und die er fast alle "persönlich" kenne, seien "harmlos". Wenn jedoch Spitzen der "Hells Angels" aus dem Düsseldorfer oder Duisburger Raum anrufen würden, die Gocher sollten zu einem "Einsatz" kommen, dann kämen die auch. "Dabei ist an sich keiner von denen für solch kriminelle Sachen gemacht. Die können nicht anders", meint der Insider. Ihre Angst und Panik vor den Folgen sei einfach zu groß. Wer einem Befehl nicht folge, der sei sofort "vogelfrei" - oder tot.

Immer wieder versucht der Insider, einige der Gocher Rocker zu einem Ausstieg bei den "Hells Angels" zu bewegen. Dank seiner "guten Kontakte zum LKA" könne er zwar Zeugenschutz-Programme und andere Maßnahmen anbieten. Bislang blieb er dennoch erfolglos.

Mit großer Besorgnis sieht der Insider auch die Entwicklung der Rocker-Szene in Deutschland. Die Kuttenträger seien bestens organisiert. Befehle würden untereinander "codiert" ausgetauscht. Immer wieder kämen andere Handys zum Einsatz. Noch viel zu oft hinkten die Fahnder weit hinterher. "Die wissen einfach viel zu wenig", meint der Ex-Rocker. Zudem werde der Kampf zwischen und auch innerhalb der einzelnen Clubs immer brutaler. Der Insider sagt: "Oft stehen sich Deutsche und Türken oder andere Ausländer gegenüber. Das ist dann Krieg intern."

(RP)
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