Goch-Pfalzdorf Widerstand gegen Gocher Friedwald

Goch-Pfalzdorf · In der nächsten Woche wird sich der Bauausschuss in Goch mit dem gewünschten Friedwald im Tannenbusch beschäftigen. Jetzt ist ein Treffen der Steinmetze aus der Region angesetzt, die sich gegen das Projekt aussprechen.

Das Thema "Friedwald" in Pfalzdorf nimmt weiter an Fahrt auf. Nachdem sich Politiker und Geistliche durchaus positiv zu dem Projekt geäußert haben, formieren sich jetzt die Kritiker.

Steinmetze sehen einen solchen Friedhof als echte Gefahr für den Berufsstand, so Yvonne Gimbel vom gleichnamigen Betrieb in Pfalzdorf. In einem Friedwald werden die Verstorbenen in Urnen an den Wurzeln der Bäume beigesetzt. Grabschmuck gibt es auf einer solchen Anlage gar nicht. Natürlich auch keinen Grabstein. Bereits jetzt beobachten die Steinmetze, dass es immer mehr Freifläche auf den klassischen Friedhöfen gebe.

Gräber, die abgeräumt werden, werden nicht mehr neu genutzt. "Es entstehen große Grünflächen, der traditionelle Friedhof geht so verloren", meint Yvonne Gimbel. Steinmetze hatten sich bereits die Präsentation des Friedwald-Projekts im Aussschuss angesehen, anschließend hat eine intensive Auseinandersetzung damit eingesetzt.

"Die Anlage soll ja recht groß werden, von bis zu 80 000 Bestattungen ist die Rede, daher zieht das Thema auch große Kreise. Keiner weiß ja, wie sich das auswirken wird." Grabsteine seien für einige Berufskollegen das Haupteinkommen, das könne wegbrechen. Daher wird es jetzt ein regionales Treffen der Steinmetze geben, um darüber zu diskutieren, wie sich die Berufsgruppe hier positionieren will. Das Interesse ist laut Yvonne Gimbel groß.

Steinmetze aus Emmerich, Geldern, Sonsbeck oder Dinslaken haben sich angekündigt. Sie kommen wohl auch, weil die Interessenten für den Friedwald ausdrücklich betont haben, dass die Anlage für Verstorbene aus der ganzen Region etwa vom Ruhrgebiet bis zur niederländischen Grenze gedacht ist.

Kritisch sieht auch Bestatter Andreas Großkopf aus Goch das Projekt in Pfalzdorf. "Friedwald bedeutet Urne und das bedeutet Einäscherung. Die Frage ist doch, ob es nicht schon zu viele Einäscherungen gibt." Für ihn geht bei der Beisetzung im Friedwald das Menschliche, das Persönliche verloren. Dort würden zehn Verstorbene um einen Baum herum beigesetzt, an sie erinnere dann nur eine einzige Tafel am Baumstamm. "Ich frage mich dabei auch, ob der Verstorbene das dann auch so so wollte."

Auch dass es keinen Grabschmuck, keine Blumen gibt, ist für ihn ein Verlust der klassischen Friedhofskultur. Der Bestatter hat Verständnis dafür, dass mancher seine Angehörigen nicht mit der Grabpflege belasten möchte und daher dann eben die schlichte Beisetzung wünscht. "Aber aus meiner Sicht brauchen wir dazu keinen neuen Friedwald. Es gibt genügend Möglichkeiten dafür auf den heimischen Friedhöfen."

In der nächsten Woche diskutiert die Politik über den Friedwald. Das Thema wird allerdings im nicht öffentlichen Teil der Bauausschusssitzung behandelt.

(RP)
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