Goch Zwei Millionen Euro für OP-Roboter

Goch · Der Leiter der Thoraxchirurgie am Gocher Wilhelm-Anton-Hospital, Dr. André Stobernack, setzt sich für die Anschaffung modernster Technik ein. In ein bis zwei Jahren könnte ein Roboter den Operateuren Hilfe leisten.

 Beim Gocher Gesundheitsmarkt wurde der OP-Roboter bereits vorgestellt. Er soll Chirurgen wie Dr. André Stobernack (links) künftig helfen.

Beim Gocher Gesundheitsmarkt wurde der OP-Roboter bereits vorgestellt. Er soll Chirurgen wie Dr. André Stobernack (links) künftig helfen.

Foto: EVERS

Patienten, die sich für das Wilhelm-Anton-Hospital oder eines der anderen Häuser im Verbund des Karl-Leisner-Klinikums entscheiden, tun dies, weil sie die Versorgung in einem heimatnahen Krankenhaus schätzen. Dabei achten sie natürlich auch auf die Qualität der Behandlung. "Wir müssen in die modernste Medizin investieren, damit der Fortschritt nicht an den niederrheinischen Kliniken vorbei geht und uns ins wirtschaftliche Abseits stellt", sagt Dr. André Stobernack, Leiter der Klinik für Thoraxchirurgie am Gocher Krankenhaus. Ein wichtiger Baustein ist dabei für ihn der künftige Einsatz eines Operations-Roboters.

Daher arbeitet Stobernack darauf hin, einen so genannten "Da-Vinci-Roboter" in ein bis zwei Jahren am Klinikum einsetzen zu können. "Und diese Leistung muss man jedem Patienten anbieten können, egal, wie er versichert ist", verlangt der Chirurg. Das Problem: OP-Roboter sind teuer. Zwei Millionen Euro sind für die Anschaffung mindestens nötig.

Im aktuellen Investitionsplan ist der Roboter noch nicht enthalten. Die leitenden Ärzte wissen sich aber von Hauptgeschäftsführer Bernd Ebbers und dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Wilfried Jacobs, in ihrer Einschätzung unterstützt, dass zur Zukunftssicherung der Karl-Leisner-Kliniken zeitgemäße Technologie unabdingbar ist. "In vielen Ländern und an großen Krankenhäusern spielen Donatoren eine wichtige Rolle. Stiftungen und Spenden von Bürgern und aus der Industrie sorgen für wichtige Drittmittel."

Schon seit Oktober besucht Stobernack Weiterbildungszentren in Straßburg, Mailand und Pisa, um sich mit dem OP-Roboter so vertraut wie möglich zu machen. Er "übt" in der Theorie, am Schwein und in Simulationsszenarien. Der Thorax-Fachmann hofft, die Robotik demnächst zum Beispiel bei Bronchialtumoren einsetzen zu können, ebenso würden aber seine Kollegen in der Urologie, der Gynäkologie und der Bauchchirurgie davon profitieren.

Der Roboter stellt das Operationsfeld in 20-facher Vergrößerung und in 3D-Qualität dar, zudem lassen sich feinste Strukturen durch Fluoreszenz färben, damit alle kranken Bereiche radikal entfernt werden können, aber nicht mehr als nötig weggeschnitten wird - so können wichtige körperliche Funktionen erhalten bleiben. Stobernak zählt als Beispiele Dickdarm-, Brust- oder Prostatakrebs auf.

Tumorerkrankungen stehen im Fokus des Gocher Krankenhauses; es ist onkologisches Schwerpunktzentrum. Chirurgen und Internisten arbeiten interdisziplinär; Prof. Volker Runde ist als Onkologe ärztlicher Direktor des Klinikums. Dr. Patrick Verreet ist der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und speziellen Viszeralchirurgie, Stobernak verantwortet die Thoraxchirurgie. Alle müssen die technologische Entwicklung der Medizin im Blick behalten, bilden sich fort, um die Qualität der Behandlung stetig zu erhöhen. Nach dem Übergang von der offenen zur minimal-invasiven Chirurgie (auch in der Onkologie) stehe jetzt der nächste Quantensprung an: die Robotik. "Etwa 200 Einsätze pro Jahr sind nötig, um die Kosten des Roboters gegenzufinanzieren. Deshalb setzen wir auf ein interdisziplinäres Roboterzentrum", erklärt Stobernak. Ob das in Goch oder an einem der anderen Standorte eingerichtet werde, könne er noch nicht sagen. Wo es onkologische Operationen und Strahlentherapie schon gibt, scheint der Roboter eine naheliegende Ergänzung.

Klar ist: Das Hightech-Gerät kann nichts alleine. Es braucht den spezialisierten, erfahrenen Operateur. Aber auch der berufliche Nachwuchs, betont Stobernak, schaue auf die Ausstattung einer Klinik: "Wenn wir gute Assistenzärzte zu uns holen wollen, müssen wir denen ermöglichen, ihr erworbenes Wissen anzuwenden und sich weiter zu qualifizieren."

(RP)
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