Grevenbroich 15 neue Stolpersteine erinnern an die Holocaust-Opfer aus Grevenbroich

Grevenbroich · Der Geschichtsverein setzte gestern seine Stolperstein-Aktion im Stadtgebiet fort. 39 der kleinen Gedenktafeln hat der Kölner Künstler Gunter Demnig bereits in Grevenbroich verlegt. Nun kamen 15 weitere hinzu. Die Quader aus Messing, die in den Gehweg eingelassen werden, erinnern an den letzten Wohnort von Grevenbroichern, die im Holocaust ermordet wurden.

 Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Kapellen. Auch in Hülchrath, Gustorf und Gindorf wurden Gedenktafeln in die Gehwege eingelassen.

Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Kapellen. Auch in Hülchrath, Gustorf und Gindorf wurden Gedenktafeln in die Gehwege eingelassen.

Foto: Berns

An der Friedensstraße in Gindorf erinnert nun ein Stein an die vierköpfige Familie Beretz, die zunächst in die vermeintlich sicheren Niederlande flüchteten. "Doch nach der Besetzung im Mai 1940 entgingen sie letztlich auch dort nicht der Vernichtung", sagt Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein, der zur Verlegung des Steins einen Zeitzeugen begrüßen konnte. Es war Franz Nobis (89), der als Kind bei der Familie Beretz ein und aus ging.

Gemeinsam mit dem Ortsnetzwerk für Gustorf und Gindorf, das sich aus sieben Vereinigungen zusammensetzt und ein Holocaust-Denkmal errichtete, wurde ein weiterer Stein an der Christian-Kropp-Straße verlegt. Er erinnert an Berta Löwenthal, die 1942 in Theresienstadt ermordet wurde.

In Zusammenarbeit mit dem Bürgerschützenverein und dem Heimatverein "Kapellener Jonge" verlegte Demnig weitere Stolpersteine zur Erinnerung an die Geschwister Elise, Sibilla und Eva Kaufmann. Deren Haus an der Neusser Straße wurde in der Pogromnacht 1938 verwüstet, woraufhin die drei Frauen zu ihrer Schwester Frieda nach Köln flüchteten. "Alle wurden 1941 ins Ghetto Litzmannstadt gebracht und im Mai 1932 in Kulmhof ermordet", schildert Ulrich Herlitz.

In Hülchrath war die Dorfgemeinschaft Patin für einen weiteren Stolperstein. Die Plakette ist dem Ehepaar Jakob und Fanny Vasen gewidmet, das bis 1930 in seinem Dorf gut integriert war. "Benjamin, ein Sohn des Ehepaares, leitete die Bürgerliste und setzte sich als Frontkämpfer für das Kriegerdenkmal ein", berichtet Herlitz. Nach der Pogromnacht flüchteten die Vasens zu Sohn Ernst und Schwiegertochter Irma, die nach Wickrath gezogen waren. Dort starb Jakob Vasen im Jahr 1940. Sohn Ernst wurde mit Familie nach Riga, Sohn Benjamin mit Ehefrau nach Lodz deportiert. Keiner kehrte nach Hülchrath zurück.

(NGZ)
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