Grevenbroich 79-jähriger Biker geht auf Europa-Tour

Grevenbroich · Clemens Schelhaas will in sechs Wochen mit seinem Motorrad 10.000 Kilometer durch Europa und Nordafrika fahren. Dabei wird er auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela ein Wiedersehen mit einem Pilgerwirt feiern.

Mit 79 Jahren will es Clemens Schelhaas noch einmal wissen - und "sattelt" deshalb erneut sein Motorrad zu einer 10.000 Kilometer langen Allein- und sicherlich auch Abenteuerreise quer durch Europa, mit einem Abstecher nach Nordafrika. Ob mit dem Fahrrad, dem Motorrad, oder zu Fuß: Schelhaas hat die Welt gesehen. Aber seine Reiselust ist mit fast 80 Jahren weiterhin ungebremst. In sechs Wochen möchte er nun mit seiner Enduro Suzuki DR 650 SE von Grevenbroich aus durch Frankreich, Spanien, Portugal fahren. Nach einem Abstecher mit der Fähre hinüber nach Marokko will er dann auf der Rückreise Albanien und Griechenland durchstreifen, bevor er sich über Österreich seiner Heimatstadt wieder nähern will.

Diese Route ist Schelhaas bekannt, und er freut sich auch auf ein Wiedersehen beispielsweise mit dem Wirt der Pilgerherberge in Palas de Rei in Spanien. Dort hatte er im vergangenen Jahr mit dem Fahrrad als Pilger mit dem Ziel Santiago de Compostela bereits gerastet und dem Wirt versprochen, ihn wieder zu besuchen. Das Pilgern auf dem Jakobsweg, egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, oder diesmal mit dem Motorrad hat den Grevenbroicher nicht mehr losgelassen, seitdem er vor mehr als 25 Jahren zum ersten Mal den "Camino" gewandert ist.

Und auch diesmal wird in seinem Reisegepäck, das nur auf das Nötigste beschränkt ist, etwas ganz Bestimmtes nicht fehlen: sein winzigkleiner Reise-Rosenkranz und der in Bethlehem geschnitzte Glücksengel aus Olivenholz. Ansonsten packt der Weltenbummler seine Reisetaschen längst "im Schlaf": eine Hose zum Wechseln, zwei Hemden, ein T-Shirt, Unterwäsche, Zelt und Schlafsack sind schnell in den beiden Motorradtaschen verteilt. Nicht fehlen dürfen Werkzeug für "Reparaturen, die man mal schnell selbst machen kann" und Aspirin: "Das hilft immer", sagt der gesunde und muntere Senior strahlend.

Auf seinen kurzen Marokkoausflug freut sich Schelhaas besonders. Er wird einige Tage in Tanger bleiben. "Marokko ist ein Traumland", weiß er von zahlreichen vorherigen Reisen. Und in Griechenland freut er sich besonders auf die Meteora-Klöster und die Begegnungen mit den dortigen Mönchen. Doch eigentlich scheint die große Europatour für den 79-Jährigen nur ein Warmlaufen für noch größere Herausforderungen und weitere Ziele zu sein.

Denn Schelhaas hat die Hoffnung nicht aufgegeben, noch mal mit dem Motorrad nach Indien zu reisen. Das wäre ein zusätzliches Erlebnis zu seinen vielzähligen Himalaya-Trecking-Touren. Dazu müsste er aber durch Belutschistan. Und die Grenzregion zu Pakistan und Afghanistan ist bekanntlich sehr gefährlich. Da würden die Kräfte seines Reise-Rosenkranzes und des kleinen Schutzengels wahrscheinlich nicht ausreichen, um Schelhaas wohlbehalten wieder nach Grevenbroich zurückzubringen.

Auch träumt er davon, eines Tages wieder Syrien oder Ägypten "frei wie ein Vogel" mit dem Fahr- oder dem Motorrad durchstreifen zu können: "Mit 79 Jahren bleibt mir aber nicht mehr viel Zeit", sagt Schelhaas, der deshalb noch jede Minute nutzt, die große weite Welt zu "erobern" und dabei fit und jung zu bleiben.

(NGZ)
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