Grevenbroich Abschied nach 36 Jahren Schuldienst

Grevenbroich · Als 27-jähriger Frischling kam Michael Jung im Sommer 1981 als Mathe- und Sozialwissenschaftslehrer ans "Erasmus", dessen Rektor er 2001 wurde. Jetzt endet der Dienst an "seiner" Schule und er freut sich auf Urlaub in Neuseeland.

 Im Hintergrund Erasmus, vorne Michael Jung. Er blickt auf ein erfülltes Schulleben zurück - und er freut sich, endlich viel freie Zeit zu haben.

Im Hintergrund Erasmus, vorne Michael Jung. Er blickt auf ein erfülltes Schulleben zurück - und er freut sich, endlich viel freie Zeit zu haben.

Foto: von Dolega

Das erste Schulhalbjahr geht zu Ende, Zeugniskonferenzen stehen an, und das kommende Halbjahr muss geplant werden. All' das macht Michael Jung zum letzten Mal. Nach 36,5 Jahren am Erasmus-Gymnasium, das er als "seine Schule" bezeichnet, verabschiedet sich der Rektor in den Ruhestand.

"Ich gehe aus freien Stücken", erklärt der gebürtige Jülicher, der laut Eigenaussage aus einer "Paukerfamilie" stammt. "Schon mein Urgroßvater war Lehrer." Als er sich nach dem Abitur in Aachen für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften einschrieb, tat er das nicht mit dem Ziel, Pädagoge zu werden. "Aber die reine Wissenschaft reichte mir nicht aus." Im Sommer 1981 kam er dann als 27-jähriger "Frischling" ans "Erasmus". "Es war weder öde noch langweilig, immer an der gleichen Schule zu sein", resümiert er seinen nun offiziell am 31. Januar mit der Pensionierung endenden Schuldienst. "Im Gegenteil: Das war immer meine Schule", beschreibt er den hohen Identifikationsgrad. Ehemalige Schüler als Eltern oder Kollegen wiederzusehen, "war schön, das habe ich genossen", wie er grundsätzlich die "vielen menschlichen Begegnungen" in positiver Erinnerung hat. "Schule ist ein wahnsinnig lebendiges Biotop", definiert er seinen Arbeitsplatz. Der "lebendige Austausch mit Schülern, Eltern und Kollegen macht den Beruf attraktiv". Dieses Zwischenmenschliche wird ihm fehlen, gibt er zu. Für verzichtbar hält er das "teilweise nervige Hin- und Her in der Schulpolitik der vergangenen Jahre", wobei er es für "die richtige Entscheidung" hält, zu G 9 zurückzukehren. Aber für das Vor- und Zurück bis zu diesem Entschluss sei viel Aufwand betrieben worden, der viele Ressourcen gebunden habe.

G 9 ist auch der Grund, warum Michael Jung, der im Sommer 64 Jahre alt wird, jetzt geht. "Die Schule steht im Umbruch. Das ist ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel", sagt er zur symbolischen Staffelstabübergabe an Nachfolger Michael Collel - bislang Erprobungsstufenkoordinator. Ihm zur Seite steht Jungs bisheriger Stellvertreter Peter Reinders, seit vier Jahren in dieser Position.

"Dass er geht, ist ein Schnitt, und der bietet die Option für eigene Ideen, die Schule fortzuentwickeln. Wir werden ihn alle vermissen", sagt eine Assistentin aus dem Vorzimmer. An die schönsten Anekdoten soll im Rahmen der offiziellen Verabschiedung, die heute stattfindet, erinnert werden. Zur Vorbereitung der Übergabe an den Nachfolger gehört für den demnächst-Pensionär, "aufzuräumen und auszumisten". Konferenzprotokolle aus den 90er Jahren kommen in die blaue Tonne "das interessiert doch keinen Menschen mehr". "Ich freue mich darauf, endlich Zeit zu haben", freut der Schulmann sich darauf, nicht mehr aufs Weckerklingeln morgens um 6 Uhr reagieren zu müssen. Zusammen mit seiner Frau reist er als Erstes nach Neuseeland, per Wohnmobil soll dieses "Traumziel" mit seiner "Bandbreite von Landschaften, die es sonst nicht gibt" erkundet werden. Und dann freut er sich auf ein ganz normales Leben mit seiner Frau und Zeitreserven für Kinobesuche oder private Einladungen. "Ich will erstmal gar nichts planen", sagt er über eventuelle Aktivitäten, die seinen kommenden Lebensabschnitt definieren werden.

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