Grevenbroich Ärger wegen Unterkunft für Flüchtlinge in Neurath

Grevenbroich · Heftige Kritik gab es bei der Info-Veranstaltung der Stadt zur geplanten Flüchtlingsunterkunft. Rund 120 Bürger kamen ins Haus Neurath.

 Die Turnhalle wird Unterkunft, im Bad (o.) ist vielleicht Minimal-Betrieb möglich. Bei der Versammlung (u.) gab es reichlich Kritik.

Die Turnhalle wird Unterkunft, im Bad (o.) ist vielleicht Minimal-Betrieb möglich. Bei der Versammlung (u.) gab es reichlich Kritik.

Foto: L. berns/NGZ-Foto: G. Salzburg

Hoch her ging es zeitweise im voll besetzten Saal von Haus Neurath. Zwischenrufe und heftige Kritik gab es zum Vorhaben der Stadt, in der Neurather Turnhalle 80 Asylbewerber unterzubringen. Bis Freitag mussten die Halle und das Lehrschwimmbecken darunter geräumt werden. Der Grundtenor vieler Neurather bei der Versammlung: Den Flüchtlingen müsse geholfen werden, aber warum werde immer wieder gerade Neurath belastet?

Bürgermeister Klaus Krützen wurden mehrere Listen mit insgesamt rund 200 Unterschriften übergeben. Eine große Sorge von Neurathern ist, dass die Halle, nachdem die Flüchtlinge ausgezogen sind, geschlossen, "platt gemacht" wird. Krützen versicherte: "Wir werden die Halle so herrichten, dass sie wieder für den Sportbetrieb genutzt werden kann." Das Lehrschwimmbecken steht dagegen im Rahmen des Sanierungsplans auf der Streichliste für kommende Jahre.

Unter anderem Vertreter der Sportvereine zeigten sich bei der Versammlung verärgert. "Warum wird unsere Halle belegt - und nicht etwa die in Elsen, Hemmerden oder Neukirchen?", fragte Albert Lemke vom Tischtennis-Club, der mit mehreren Gruppen auf andere Orte ausweichen muss. Er erntete "Bravo-Rufe". "Bei vielen Unannehmlichkeiten ist Neurath überproportional betroffen, durch ,Wegfall' der Sporthalle ist das Vereinsleben vieler Sportgruppen existentiell bedroht", erklärte Gerd Nießen von den Alte Herren Neurath und übergab Krützen einen Brief der Gruppe.

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Viel Ärger hat sich mit den Jahren angestaut: "Das Wellenfreibad ist weg, die Erfthalle in Frimmersdorf abgerissen, die Turnhalle ist nun das i-Tüpfelchen", sagte ein Bürger, ein anderer erklärte erbost: "Mit der kommunalen Neugliederung fing der Mist an."

Die Stadtverwaltung, neben Krützen unter anderem Erster Beigeordneter Michael Heesch und Dezernent Claus Ropertz, warb um Verständnis. In vier Wochen habe die Stadt 250 Flüchtlinge unterbringen müssen. "Wir müssen schnell Lösungen finden, der Bau etwa von Container-Unterkünften benötigt mehrere Monate Vorlaufzeit", sagte Ropertz. Die Neurather Halle werde nun genutzt, weil sie nicht, wie viele andere, auf einem Schulgrundstück stehe. Im Süden der Stadt seien bislang überdurchschnittlich Unterkünfte geschaffen worden, "weil wir im Norden weniger städtische Immobilien haben. Wir sind auch dort dran, Flächen zu bekommen, aber das benötigt Zeit", so Ropertz. In Neurath leben bereits viele Flüchtlinge. Ropertz kündigte zudem an: "Wir überlegen, neben der Halle einen Sanitärcontainer aufzustellen, Damit könnten wir im Bad einen Minimal-Betrieb aufrecht halten."

Auch konkrete Fragen hatten Teilnehmer, etwa zum angrenzenden Sportplatz. Ob das Schützenturnier dort ausgerichtet werden könne, hieß es. Und Sascha Schunk fragte: "Können wir im Sommer die Ortsranderholung abhalten? Wir fangen bald mit der Planung an" -"Kommen Sie zu mir, wir werden eine Lösung finden", erklärte Krützen zu beiden Anliegen.

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(NGZ)
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