Grevenbroich Alltagsthemen bissig in Szene gesetzt

Grevenbroich · Die Düsseldorfer Künstlerin Bärbel Esser (70) stellt in Grevenbroich aus.

 Bärbel Esser zeigt witzige, zum Teil groteske Zeichnungen und Radierungen. Eines ihrer Lieblingsthemen: das Verhältnis zwischen Mann und Frau.

Bärbel Esser zeigt witzige, zum Teil groteske Zeichnungen und Radierungen. Eines ihrer Lieblingsthemen: das Verhältnis zwischen Mann und Frau.

Foto: woi

Vor acht Jahren hatte sie ihre "Musikpoesien" bei Roland Brozio ausgestellt, jetzt zeigt Bärbel Esser ihr "Grafisches Kabarett". Die 70-jährige Künstlerin lebt und arbeitet in Düsseldorf. Witzig, grotesk, unterhaltsam - ihre Zeichnungen und Radierungen wollen mehr sein als Karikaturen.

Im Wohnzimmer von Ausstellungsmacher Roland Brozio sind jetzt kleinformatige Arbeiten zu sehen. Sie verlangen vom Betrachter die Zeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Das gilt in besonderem Maße für die Werke, die aus einem unübersichtlichen Geflecht und Gewimmel aus Figuren bestehen, die zum Teil karikaturhaft überzeichnet sind. Mitunter hat Esser ihre Radierungen koloriert. Etliche Kleinformate sind auf eine prägnante Figur begrenzt. Hier fällt es dem Betrachter zwar leichter, sich einen Überblick zu verschaffen, ein genauer Blick ist jedoch auch hier erforderlich, um die fantasievollen Konstrukte zu durchschauen und deuten zu können.

Bärbel Esser greift Alltagsthemen auf wie das Verhältnis zwischen Mann und Frau, aber auch den zunehmenden Ich-Bezug. Der veranlasste sie zu einem skurrilen, nachdenklich stimmenden Bild: Ein Mann spielt, ausgestattet mit zwei Schlägern, mit sich selbst Tennis. Der Betrachter erkennt, dass die ein im wahrsten Sinne des Wortes sehr beschränktes Vergnügen ist. Die Figuren von Bärbel Esser mit ihren dünnen Gliedmaßen und ihren comic-haften Köpfen haben dem, der sie sieht, einiges zu sagen. Sie bringen die Menschen ebenso zum Schmunzeln wie zum Nachdenken.

Da ist zum Beispiel das Bild "Bodenhaltung": Mit relativ wenigen gekonnten Strichen visualisiert die Künstlerin ein immer noch aktuelles Thema, nämlich die Unterdrückung der Frau. Zu sehen ist jetzt auch der Mann, der an jedem Finger eine (Frau) hat. "Timing" beleuchtet den Zeitdruck in einer hektischen Welt. Das Bein des Protagonisten ist bereits beim Aufwachen mit der Uhr verbunden. Eine sehr frühe Arbeit zeigt ein Kind mit seinem Spielzeug und eine Erwachsene, für die das Kind offensichtlich eine Art Spielzeug ist.

Die Ausstellung an der Bergheimer Straße 15 ist noch bis zum 25. November zu sehen.

(NGZ)
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