Interview: Serie Traditionsbetriebe Am Anfang stand das Sattlerhandwerk

Grevenbroich · Lederwaren Schnorrenberg wurde vor mehr als 80 Jahren gegründet, hat aber bis ins 19. Jahrhundert reichende Wurzeln.

Grevenbroich Fachgeschäfte für Lederwaren gibt es heutzutage nur noch vereinzelt. Dass gerade in der Schlossstadt gleich zwei Läden in unmittelbarer Nähe liegen, ist somit eine kaum anderswo zu findende Ausnahme. Eines dieser Geschäfte führen Daniela und Heiner Schnorrenberg in mittlerweile dritter Generation. Doch die unternehmerischen Wurzeln reichen weiter zurück als bis zur Gründung des Familienbetriebes 1933.

Das Sattler- und Polsterhandwerk liegt bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Familie, ebenso lange ist der Name mit der Gastwirtschaft "Haus Schnorrenberg" in Wevelinghoven verbunden. Die Polstermöbel in Saal und Schankraum wurden dementsprechend stets selbst repariert. Schließlich hatte Heinrich Schnorrenberg die Idee für eine eigene Werkstatt. Rund 50 Meter vom heutigen Standort an der Kölner Straße in Haus Nummer 29 richtete er sie ein. Gerne hätte er das Haus Anfang der 1950er Jahre gekauft. Weil sich das Vorhaben zerschlug, erwarb er ein freies Grundstück und errichtete das heutige Geschäftshaus.

Heinrich Schnorrenberg gehörte auch zu den letzten Meistern, die junge Leute im Sattler- und Polsterhandwerk ausbildeten. Anfang der 1960er Jahre schloss er die Werkstatt und konzentrierte sich bis auf kleinere Reparaturen auf den Handel. "Durch die industrielle Fertigung der Waren forderte der Verkauf seinen ganzen Einsatz. Es brachte schließlich auch den meisten Umsatz", erzählt Enkel Heiner Schnorrenberg. Die Reparatur rechnete sich im Vergleich zu einer neuen Tasche auch nicht mehr für die Kunden. Und so erweiterte sich das Warenangebot immer mehr bis hin zum Kinderwagen. Heute stehen bei Lederwaren Schnorrenberg, sechs Mitarbeiter sind dort beschäftigt, mehrere hundert Taschen in der Auslage. Dazu finden sich Gürtel, Geldbörsen, Schirme und Businesstaschen im Sortiment. Im Januar kommen dann stets noch die Schultornister hinzu. Vor drei Jahren erweiterte Heinrich Schnorrenberg die Geschäftsfläche um die erste Etage für Reisegepäck. "Als inhabergeführter Einzelhandel haben wir die Möglichkeit, ein breites Markensortiment bieten zu können", sagt er. Rund 1000 Koffer sind auf Lager. Praktisch betrachtet muss Gepäck leicht sein und der Schirm sturmsicher. Der Preis spielt eine Rolle, so dass sich der 50 Jahre alte Kaufmann nicht vor günstigen Produkten aus Asien gänzlich verschließen kann. "Ich achte aber dennoch auf Nachhaltigkeit bei der Verarbeitung, auf Gefahrenstoffe und Herkunft der Ware", erklärt Schnorrenberg.

Letztlich gibt dann noch der Trend den Absatz vor. "Die Dame von heute trägt immer zwei Taschen bei sich", erzählt er. Eine große für alles Mögliche und das "Minibag" für Handy, Portemonnaie und Schlüssel. Auch der Mann greift inzwischen zu dem praktischen Accessoire. Die Herrenhandtasche sei in Köln bereits im Stadtbild alltäglich, so der Fachhändler, aber auch nach Grevenbroich schwappe der Trend langsam über.

(stef)
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