Grevenbroich Angler: Stadt lässt unseren See verkommen

Grevenbroich · Die Angelsportvereine vom Neurather See haben sich bei der Bürgermeisterin beschwert. Die Stadt habe sie als "Buhmänner" abgestempelt, die Spaziergänger und brütende Vögel stören würden. Dagegen wehren sich die Vorstände.

 Hans Peter Fenger, Joachim Knabben und Paul Lüngen (v.l.) ärgern sich über die Vorwürfe der Stadtverwaltung. Die Hobby-Fischer meinen: Die Angelsportvereine verhallten sich korrekt am Neurather See.

Hans Peter Fenger, Joachim Knabben und Paul Lüngen (v.l.) ärgern sich über die Vorwürfe der Stadtverwaltung. Die Hobby-Fischer meinen: Die Angelsportvereine verhallten sich korrekt am Neurather See.

Foto: Lothar Berns

Die heimischen Angelsportvereine wollen nicht die "Buhmänner" vom Neurather See sein. In einem Brief an die Bürgermeisterin haben sie jetzt klar gestellt, dass ihnen kein Fehlverhalten vorgeworfen werden kann. Im Gegenteil: "Unsere Mitglieder wissen sehr genau, was sie dürfen und wie sie mit dem Umwelt- und Naturschutz umzugehen haben", sagt Hans-Peter Fenger (64) vom Frimmersdorfer Angelsportverein "Erfttal".

Der Grund für dieses energisch vorgetragene Statement ist die neue Gewässerordnung für den Neurather See. Wie berichtet, will die Stadt in dem Naherholungsgebiet härter durchgreifen, da es in der Vergangenheit mehrfach zu Konflikten mit Anglern gekommen sei. Verbotenerweise hätten Hobby-Fischer in der Vogelschutzzone ihre Köder ausgeworfen oder Spaziergänger mit dauerhaft auf den Wegen aufgeschlagenen Anglerzelten belästigt.

"Von diesen Vorwürfen waren wir überrascht", erklärt Joachim Knabben (57) vom Neurather Angelsportverein "Glück auf". Sicherlich gebe es in jedem Verein "schwarze Schafe" — aber: "Im Prinzip ist keines dieser Fehlverhalten auf unsere Mitglieder zurückzuführen — die halten sich an die Regeln", meint er.

Vielmehr spielen die Angler den Ball an die Verwaltung zurück: "Die Stadt gibt Erlaubnisscheine für den Neurather See an externe Angler aus, die nicht unseren Vereinen angehören. Dies ist der einzig erklärbare Grund für diese Verstöße", betont Knabben. Die Vorstände von drei Vereinen haben Bürgermeisterin Ursula Kwasny aufgefordert, dafür zu sorgen, die Ausgabe dieser Angelscheine vorerst einzustellen.

Ein weiteres Problem: Die Fischereiaufseher hätten von einer "beträchtlichen Zahl" von Schwarzanglern berichtet, die das Zutrittsverbot in der Vogelschutzzone ignorieren würden. "Aber das wird von der Stadt nicht kontrolliert. Sie möchte zwar die Zuständigkeit für den See haben, ist aber nicht in der Lage, ihre Aufsichtspflicht wahrzunehmen", erklärt Hans-Peter Fenger. Der 64-Jährige meint: "Wenn das Gewässer in der Verwaltung der Vereine läge, würden hier nur halb so viele Vergehen registriert werden."

Ohnehin lasse die Stadt den See allmählich verkommen, beklagt Paul Lüngen (62), Vorsitzender des Angelsportvereins "Erfttal". Heruntergetretene Zäune würden nicht repariert, in der Schutzzone lägen Lagerfeuerreste und leere Wodkaflaschen herum, das Schilf an den Ufern werde nicht mehr beschnitten. "Das führt dazu, dass wir heute nur noch sieben bis acht vernünftige Angelplätze haben — der Rest ist komplett zugewuchert", ärgert sich Joachim Knabben.

Die Angler vom Neurather See sehen sich nicht als Störenfriede: "Durch die Hege und Pflege des Fischbestandes, durch die regelmäßige Reinigung und Kontrolle von Gewässern und durch unsere ruhige Präsenz leisten wir umfassende Arbeit zum Schutz der Natur", stellt Vereinsvorsitzender Joachim Knabben klar. Diese ehrenamtliche Arbeit könne in Zeiten knapper Kassen durch Ordnungs- und Verwaltungsdienste nicht ersetzt werden. Nicht haltbare Vorwürfe würden in diesem Zusammenhang kaum motivierend sein.

(NGZ)
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