Grevenbroich Arbeitskreis Demografie tagt geheim

Grevenbroich · Das Gremium hat beschlossen, zu seiner Arbeit zunächst zu schweigen. Das stößt auf Unverständnis. Den Einsatz "Roter Karten" während der Diskussion bezeichnen einige Teilnehmer zudem als "ein Vorgehen wie im Kindergarten".

 Der demografische Wandel ist bald kein Gedankenspiel mehr: Bis 2020 wird laut Statistischem Landesamt fast jeder fünfte Grevenbroicher 65 Jahre und älter sein. Das wird die Schlossstadt verändern.

Der demografische Wandel ist bald kein Gedankenspiel mehr: Bis 2020 wird laut Statistischem Landesamt fast jeder fünfte Grevenbroicher 65 Jahre und älter sein. Das wird die Schlossstadt verändern.

Foto: dpa

Die erste Sitzung des Arbeitskreises Demografie hat zu Kontroversen unter den teilnehmenden Politikern und der Verwaltung geführt. Ein Kritikpunkt: Die Ergebnisse des unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagenden, aus dem Hauptausschuss hervorgegangenen Gremiums sollen vorerst geheim bleiben. "Ein Unding. Beim demografischen Wandel handelt es sich nicht um ein Staatsgeheimnis, sondern um eine Entwicklung, die alle Bürger der Stadt betrifft", wettert ein Teilnehmer der Sitzung. "Es geht um die Frage, wie wir unsere Stadt vor dem Hintergrund des Alterns der Bevölkerung gestalten wollen. Kaum ein Feld eignet sich so sehr, die Bürger einzubeziehen, wie die Auseinandersetzung mit dem demografischen Wandel."

Mit dieser Meinung steht der Politiker nicht allein. Dennoch einigte sich das Gremium unter Leitung einer externen Moderatorin darauf, zum Vorgehen zunächst zu schweigen und die Bürger außen vor zu lassen. Mit seinem Namen möchte daher kein Teilnehmer öffentlich genannt werden, doch es gibt hinter vorgehaltener Hand eine ganze Menge Gesprächsbedarf.

Denn auch die Durchführung der zum Workshop deklarierten Sitzung des Arbeitskreises stieß einigen Teilnehmern bitter auf: So wurden zum Beispiel - wie beim Fußball - "Rote Karten" verteilt, als "gruppendynamische Gestaltungskarten" wurden diese bezeichnet. "Sie sollten immer dann hochgehalten werden, wenn sich jemand unwohl in der Art der Diskussion fühlt", sagt ein Teilnehmer der Sitzung. "Ich kam mir verschaukelt und nicht ernstgenommen vor. Wir sind doch keine Kindertruppe, die nicht vernünftig miteinander reden kann." Auch dass man sich zunächst auf gewisse Verhaltensregeln - unter anderem das Schweigen zu den Inhalten und die Maßregel, andere stets ausreden zu lassen - verständigen musste, wirkte auf einige Teilnehmer überflüssig und daher befremdlich. Andere hingegen verteidigen diese Regelung und loben das Vorgehen der Moderatorin. "Jeder hätte im Workshop Kritik äußern können. Wer jetzt nach außen über das Vorgehen spricht, hat die Rote Karte verdient."

Gearbeitet wurde bei der ersten Sitzung natürlich auch, und das sogar ganz ohne ständige Notwendigkeit, die "gruppendynamische Gestaltungskarte" zu ziehen. Einige Handlungsfelder wurden herausgegriffen, drei davon sollen beim nächsten Treffen des Arbeitskreises am 10. November besprochen werden. Dabei handelt es sich um "Arbeit und Wirtschaft", "Quartiersentwicklung" sowie "Mobilität und Verkehrsentwicklung". Als Grundlage dienen aktualisierte Zahlen des bereits 2012 vorgelegten Demografieberichts. Stadtsprecher Andreas Sterken weist darauf hin, dass sich an der Ausrichtung des 115 Seiten zählenden Werkes nichts geändert hat. "Grundlage war ja die Bevölkerungsentwicklung bis 2022."

Dezernent Claus Ropertz teilt mit, Ziel der Workshops sei die Entwicklung von Fragen, die dann in öffentlichen Fachausschusssitzungen beraten werden sollen. Zunächst sollen dafür unter Begleitung externer Fachleute die aktuelle Situation und die damit verbundenen Perspektiven reflektiert werden.

(NGZ)
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