Professor Ulrich Sprick Art des Einpackens bedeutet Wertschätzung

Warum packen wir Geschenke ein?

 Professor Ulrich Sprick, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt am St. Alexius-/St. Josef-Krankenhaus.

Professor Ulrich Sprick, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt am St. Alexius-/St. Josef-Krankenhaus.

Foto: bero

Warum packen wir Geschenke ein?

Professor Sprick Das Einpacken des Geschenks erhöht den Überraschungseffekt. Das Belohnungszentrum springt an, wir überlegen was drin ist. In der Phase des Auspackens nehmen Überraschung und Freude zu. Die Art des Einpackens ist ein wichtiges Zeichen für die Wertschätzung des Beschenkten - die Verpackung ist bereits Teil des Geschenks und manchmal ja sogar aufwendiger als das Geschenk selbst.

Wie erzielt die Verpackung den besten Effekt?

Sprick Am besten ist eine möglichst neutrale Verpackung, etwa in Kastenform. So bleibt die Spannung länger erhalten. Das zeigt sich dann auch beim Auspacken: Kinder reißen gerne schnell alles auf, um die Neugier zu stillen, andere genießen das langsame Auspacken.

Und wenn im Unterschied dazu ein Geschenk nicht verpackt ist?

Sprick Das hat von der Wertschätzung für den Beschenkten nicht den selben Stellenwert. Der Andere kann sofort erkennen, was das Geschenk ist, der Effekt und damit auch der Reiz des Auspackens entfällt.

Nun hat ja nicht jeder ein Talent für schöne Verpackungen. Wie sieht es aus, wenn man diese Aufgabe den Profis im Geschäft überlässt?

Sprick Wer in dieser Richtung kein Talent hat, kann sich sicher von Profis helfen lassen. Aber schön wäre dann eine eigene Note. Wir mögen spezielle, individuelle Geschenke. Die kann man am besten machen, wenn man die Eigenheiten des anderen kennt und dann beispielsweise dem Blumenliebhaber eine schöne Rose mit ans Geschenk bindet. Im Zweifel sollte man sich aber am besten selbst am Verpacken versuchen, die Mühe wird vom Beschenkten wertgeschätzt.

Was sollte man sonst noch dabei beachten?

Sprick Der Erwarungswert, der mit einem Geschenk verbunden ist, wird durch eine aufwendige Verpackung gesteigert. Der Beschenkte malt sich aus, welcher seiner Wünsche vielleicht erfüllt wird. Davon hängt dann wiederum die Freude über das Geschenk ab. Wird der Erwarungswert erreicht oder am besten noch übertroffen, ist die Freude am größten. Findet sich hingegen im Paket statt der ersehnten Modelleisenbahn ein Paar kratzige Socken, sieht es schlecht aus. Dann rettet auch eine schöne Verpackung nichts mehr. Gut ist also aus Sicht des Beschenkten auch immer, nicht zu viel zu erwarten. Umso mehr kann man sich nachher freuen.

ANNE RICHTER STELLTE DIE FRAGEN

(NGZ)
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