Grevenbroich Auch die Mönche aus Langwaden sind im Weihnachtsstress

Grevenbroich · Was schenke ich den Eltern? Und den Nichten und Neffen? Schnell nochmal in die Stadt. Dann ist noch die Weihnachtsfeier von der Firma, die vom Sportverein und der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt geplant. Tradition ist schließlich Tradition.

 Ein stiller Moment vor dem Weihnachtsfest: Pater Gregor (50) bei der Einkehr in der Kapelle des Langwadener Zisterzienserklosters.

Ein stiller Moment vor dem Weihnachtsfest: Pater Gregor (50) bei der Einkehr in der Kapelle des Langwadener Zisterzienserklosters.

Foto: B. Rosenbaum

Und wenn Weihnachten da ist, will der Baum geschmückt sein, das Essen gekocht... Und am ersten Feiertag stehen die alljährlichen Familienbesuche an. Ruhe und Besinnlichkeit kehren nach so einem Marathon bei manch einem erst ein, wenn das Fest schon längst wieder vorbei ist.

Wie ruhig und einsam muss es da im Kloster sein, könnte man denken. Abgeschieden hinter dicken Mauern bleibt der ganze Weihnachtsstress außen vor. Doch "Weihnachtsstress" gibt es auch dort - nur sieht der ganz anders aus, wie ein Gespräch mit Pater Gregor vom Kloster Langwaden zeigt.

Im Priorat der Zisterzienser leben neun Mönche. Ihr Alltag ist durchgetaktet und geprägt von fünf gemeinsamen Gebetszeiten und den Arbeiten, denen die Mönche nachgehen, etwa in der Pfarrei oder im Garten. Der Tagesablauf beginnt um sechs Uhr mit dem Morgengebet und endet nach dem Abendgebet gegen 20 Uhr. Danach herrscht Stillschweigen für die Nacht. Auch die gemeinsamen Mahlzeiten werden schweigend eingenommen, berichtet Pater Gregor. Einzig nach dem Abendessen ist eine halbe Stunde Gemeinschaftszeit zum Austausch vorgesehen. "Die Zeiten sind verpflichtend", erklärt Pater Gregor. Das gilt auch für das Ende der Gemeinschaftszeit - und sei das Gespräch noch so angeregt.

Die Adventszeit war für Pater Gregor eine Zeit der Vorfreude auf das Weihnachtsfest. "Besonders hinsichtlich des Chorgebets ist die Zeit sehr kostbar", sagt er. Hinzu kommt auch noch das Heilige Jahr. "Gott entscheidet sich, einer von den Menschen zu sein", fasst der 50-Jährige die Weihnachts-Botschaft zusammen. Gedanken über Geschenke für seine Mitbrüder muss sich Pater Gregor nicht machen, denn eine Bescherung im klassischen Sinne gibt es in Kloster Langwaden nicht: "Wir lassen uns von dem beschenken, was wir feiern."

Dennoch durchbricht das Weihnachtsfest den Alltag, die Tagesstruktur passt sich dem Feiertag an. Und die Gemeinschaft wird größer, denn die älteren und jüngeren Männer, die durch das Netzwerk Mensch im Kloster ein Zuhause gefunden haben, sind eingeladen, gemeinsam mit den Zisterziensern zu feiern. An Heiligabend beginnt die Einstimmung mit dem Abendgebet. Das Abendbrot wird dann zusammen mit den Interessierten vom Netzwerk Mensch eingenommen. "Es gibt ein Festmahl", verrät Pater Gregor. Zum Heiligabend gehört das Lesen der Weihnachtsgeschichte - und Lieder werden auch gesungen.

In den meisten Familien wird es zu diesem Zeitpunkt gemütlich, für die Mönche geht es jetzt erst richtig los. Um 23.30 Uhr machen sie sich auf den Weg in die Kirche zur Nachtwache, um Mitternacht beginnt die Christmette. Im Anschluss, gegen 1.30 Uhr, gibt es noch einen Umtrunk mit den Gottesdienstbesuchern, dann beginnt eine für die Zisterzienser recht kurze Nacht. Denn am 25. Dezember geht die Feier des Weihnachtsfestes "etwas später", wie Pater Gregor betont, weiter - das heißt ausnahmsweise um 7.30 Uhr statt um 6 Uhr. Die fünf gemeinsamen Gebete haben Bestand, der Tagesablauf wird gerafft - so sieht Weihnachtsstress im Kloster aus. Und die Familie? "Das hier ist jetzt die Familie", sagt Pater Gregor. "Jeder der Mitbrüder gehört hierher." Bei den Zisterziensern binde man sich an den Ort und die Gemeinschaft. Kürzlich, so erzählt er, habe er seine Familie in Thüringen besucht - das sei schon fast ein bisschen schwierig gewesen. "Ich fühle mich ihr trotzdem verbunden, aber es ist jetzt ein anderes Verhältnis". Pater Gregor war früher Priester in einer Gemeinde und ist seit etwa drei Jahren auf eigenen Wunsch in Langwaden. "Angekommen", so beschreibt er sein Gefühl für das Leben im Kloster. Einige Mönche bekommen aber am zweiten Weihnachtstag Besuch von den Eltern.

"Es gibt keine Langeweile an Weihnachten", erklärt Pater Gregor. Ruhe kehrt auch im Kloster erst wieder ein, wenn alles vorbei ist.

(NGZ)
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