Grevenbroich Auf dem Schützenfest traf Amors Pfeil ins Herz

Grevenbroich · Obwohl sie längst in Düsseldorf lebt, bleibt Katharina Vieten dem Neukirchener Schützenfest treu. Dort lernte sie ihren Mann kennen.

 Komme, was wolle, dem Neukirchener Schützenfest bleibt Katharina "Karin" Vieten treu.

Komme, was wolle, dem Neukirchener Schützenfest bleibt Katharina "Karin" Vieten treu.

Foto: Dieter Staniek

Das Schützenfest ist noch immer eine große Sache. Aber vor 80 Jahren war es ein Ereignis, als fielen Ostern und Weihnachten auf einen Tag. Entsprechend aufgeregt war die junge Katharina Rütten damals, als sie zusammen mit ihren Cousinen zum Tanz gehen durfte.

Ihr Kirmesgeld in ein herzförmiges Etui am Handgelenk gesteckt, spazierte sie zum großen Saal bei der Gaststätte Wirtz. "Und dort ist mir sofort ein Tänzer aufgefallen", erinnert sich die heute 84-Jährige. "Der gefällt mir!", dachte sie noch bei sich, als der junge Mann schon vor ihr stand und sie um den nächsten Tanz bat. Bis die 14-Jährige und der zwei Jahre ältere Kurt im November 1949 heiraten konnten, gab es einige Klippen zu passieren. Denn auch, wenn Amors Pfeil wechselseitig mitten ins Herz des anden traf, war es mit anschließendes Rendezvous nicht so leicht.

Fräulein Rütten nämlich war auf dem Pfannenschuppen wohlbehütet mit zwei Schwestern sowie zwei Brüdern zu Hause und besuchte tagsüber das Lyzeum Marienberg zu Neuss, der junge Herr Vieten lebte am Hofgarten im fernen Düsseldorf. Nur selten sah man sich, bleib - natürlich! - beim "Sie" und fieberte jeder neuen Begegnung entgegen. Nicht nur die Kilometer trennten die Verliebten voneinander. Noch schwieriger war es, den gestrengen Vater Georg Rütten zu passieren. Als es Kurt Jahre später gelang, sogar über Nacht bei seiner Karin zu bleiben und er sich höflich vom Schwiegervater in spe mit "auf Wiedersehen!" verabschiedete, sagte Georg Rütten spitz, er sei sich nicht sicher, ob man einander wieder begegnete.

Hinter den Kulissen aber zogen Karins jüngere Schwester Anni und einige Schulfreundinnen die Fäden, so dass die Herzblätter auch den inzwischen ausgebrochenen Kriegswirren zum Trotz einander nicht aus den Augen verloren. Im November 1949 gaben Karin und Kurt einander das Ja-Wort, gefeiert wurde auf dem väterlichen Hof und als das Brautpaar spätnachts zurück in seine Wohnung nach Düsseldorf fuhr, träumten sie eigentlich nur noch von einer romantischen Hochzeitsnacht. "Das lief dann alles anders als geplant", erinnert sich Karin Vieten an das Horrorszenario. In ihre Wohnung war eingebrochen worden, "so saß ich in meinem schönen Brautkleid zwischen Polizisten".

Obwohl die Familie, zu der die Söhne Wolfgang und Kurt Wilhelm sowie Ursula Katharina Dorothea Maria, genannt "Uschi" ,gehören, in Düsseldorf lebt, blieb das Schützenfest in Neukirchen für sie ein wichtiger Termin im Festtagskalender. "Hier bin ich immer gerne", nicht nur wegen der Aktionen jetzt. Sondern der besonderen Erinnerungen, die sie mit dem Fest verknüpft. Am Sonntag machte sie es sich auf einem Klappstuhl bequem, um die Parade der Schützen zu genießen. Außerdem nutzt sie die Festtage, um alte Freunde wieder zu sehen. Ihre lebenslängliche Liebe Kurt hat sie nicht mehr an ihrer Seite. "Wir hatten eine wunderbare Ehe." Bis zu seinem Tod 1988 hatte sie ihn daheim nach mehreren Schlaganfällen gepflegt. Dafür aber die Kinder, Enkel, einige Anverwandtschaft aus dem Dorf sowie alte Bekannte.

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