Grevenbroich Aus alten Kühltürmen sollen Straßen werden

Grevenbroich · RWE reißt bis Oktober alte Anlagen im Kraftwerk Frimmersdorf ab. Drei von sieben Türmen wurden dem Erdboden gleich gemacht.

 Der Abriss wird noch bis Oktober dauern. Projektchef Manfred Hensel (unten Mitte), Bauleiter Viktor Feitenheimer (r.) und Sicherheitsbeauftragter Konrad Stölting verfolgen den Fortschritt der Arbeiten.

Der Abriss wird noch bis Oktober dauern. Projektchef Manfred Hensel (unten Mitte), Bauleiter Viktor Feitenheimer (r.) und Sicherheitsbeauftragter Konrad Stölting verfolgen den Fortschritt der Arbeiten.

Foto: Lothar Berns

Rund um die alten Kühltürme hat Konrad Stölting (50) so etwas wie eine "Danger Zone" eingerichtet. Der Zugang ist mit hohen Zäunen versperrt, die mit Ketten und Schlössern gesichert wurden. "Wer hier nichts zu suchen hat, kommt auch nicht rein", meint der Sicherheitsbeauftragte von RWE. Und das sagt er aus gutem Grund: Denn hinter den Zäunen regiert seit Juli die Abrissbirne und zerlegt die 35 Meter hohen Anlagen in ihre Bestandteile. Wer sich in der Nähe aufhält, riskiert seine Gesundheit.

Grevenbroich: Aus alten Kühltürmen sollen Straßen werden
Foto: Berns, Lothar (lber)

Sieben von 29 Kühltürmen der mittlerweile stillgelegten 150-Megawatt-Blöcke müssen abgerissen werden. Warum das sein muss, erkennen selbst Laien auf den ersten Blick. An den Trägern der gewaltigen Bauwerke ist vielfach der Beton abgeplatzt, dahinter lösen sich die Bewehrungseisen in Rost auf. "Die Standsicherheit ist gefährdet, die müssen weg", sagt Manfred Hensel (60). Der RWE-Mitarbeiter, der für den Bau der BoA in Neurath verantwortlich war, sorgt nun als Projektleiter dafür, dass der Abriss der alten Türme sicher und planmäßig über die Bühne geht. Ende Oktober sollen die Arbeiten beendet werden.

Bei diesem Unternehmen setzt der Energiekonzern auf die Firma Liesegang, die auf den Abbruch von Großanlagen spezialisiert und bundesweit im Einsatz ist. Drei Kühltürme hat das dreiköpfige Team um Bauleiter Viktor Feitenheimer (50) bereits gefällt, dem vierten soll ab Mittwoch zu Leibe gerückt werden. Dabei lassen sich die Spezialisten nicht in die Karten schauen, ihr Abrissverfahren wird als Betriebsgeheimnis gehütet. Als kürzlich ein Video eines in sich zusammenfallenden Kühlturms im Internet auftauchte, soll es hinterher mächtig Ärger gegeben haben.

Mit ihren schweren Baggern, Abrisszangen und -birnen müssen die Spezialisten geradezu Präzisionsarbeit leisten. Denn die Kühltürme stehen in unmittelbarer Nähe von Kabel- und Rohrbrücken, die zur Versorgung der beiden 300-Megawattblöcke "Paula" und "Quelle" benötigt werden. Eile wäre hier völlig fehl am Platz, meint Bauleiter Feitenheimer: "Wir wollen ja nur die alten Türme abreißen und nichts anderes beschädigen. Dafür lassen wir uns die nötige Zeit."

Der Schutt der mächtigen Industrieanlagen mit ihren 15 Zentimeter dicken Betonwänden bleibt in den Kühltassen liegen - pro Anlage sind es etwa 7000 Kubikmeter. Lediglich die Metallteile der zu den Kühltürmen gehörenden Elektrohäuser und die Ventilatoren mit einem Durchmesser von 18 Meter werden mit einer Greifzange herausgefischt und separat für das spätere Recycling in Containern gelagert.

Die Überreste der Kühltürme bleiben liegen, bis auch die 300-Megawattblöcke stillgelegt werden und das komplette Kraftwerk abgerissen wird. Wann das sein wird, steht noch nicht fest, erklärt RWE-Sprecher André Bauguitte. Der Energiekonzern plant, den gesamten Beton für die Wiederaufbereitung zur Verfügung zu stellen. Die Überreste der Kraftwerksgebäude werden dann voraussichtlich für den Bau von Straßen verwendet.

(NGZ)
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