Grevenbroich Baby-Trockenmilch – verzweifelt gesucht

Grevenbroich · Eltern von Säuglingen suchen zurzeit händeringend nach Baby-Milchpulver. Weil chinesische Eltern nach Skandalen auf deutsche Produkte zurückgreifen, bleiben hierzulande oft Regale leer. Das sorgt auch für Probleme in Grevenbroich.

Grevenbroich: Baby-Trockenmilch – verzweifelt gesucht
Foto: CHROMORANGE (Archiv)/dpa

Felicitas Stegemann ist nahezu täglich auf der Suche nach Babynahrung für ihren Enkel. "Das passende Produkt zu finden, ist aber zurzeit wie ein Sechser im Lotto", beklagt die 42 Jahre alte Großmutter. Ihre Tochter Jacqueline bekam vor einem Monat ihr erstes Kind, das im Krankenhaus mit "Aptamil" gefüttert wurde. Doch in den heimischen Geschäften ist dieses Baby-Milchpulver kaum mehr erhältlich. "Meist sind die Regale leer", weiß Stegemann. Ein Phänomen, das sich zurzeit durch die ganze Bundesrepublik zieht.

Der Grund: Das Baby-Milchpulver des Marktführers wird knapp. Denn chinesische Eltern importieren die deutschen Produkte "Aptamil" und "Milumil", weil sie Herstellern von Babynahrung aus dem eigenen Land nicht mehr trauen. Im Jahr 2008 erkrankten 300 000 Babys an mit der Chemikalie Melamin verseuchtem Milchpulver, 2012 wurden in der Säuglingsnahrung eines chinesischen Hersteller erhöhte Mengen Quecksilber gefunden.

Weil der Hersteller mit der Produktion nicht nachkommt, bleiben hierzulande oft Regale leer. So machen sich Stegemanns — wie viele andere auch — täglich auf die Suche nach Babynahrung für den jüngsten Spross. "Zum Glück haben wir Freunde und Verwandte im gesamten Rhein-Kreis wohnen, die regelmäßig nach neuen Lieferungen Ausschau halten", sagt Felicitas Stegemann. Sie hat zwar Verständnis für das Handeln der Chinesen, dennoch ist sie über die langsame Produktion sauer. "Das Problem besteht seit Monaten. Ich verstehe nicht, warum nicht größere Massen produziert werden", sagt die Großmutter. Innerhalb von zwölf Tagen musste ihr Enkel drei Mal auf neue Nahrung eingestellt werden. Die Drogerien und Warenhäuser in Grevenbroich sind machtlos.

"Wir sind seit längerem mit der Situation konfrontiert, dass die Belieferungsmengen nicht unseren Bestellungen entsprechen. Diesbezüglich stehen wir im Austausch mit dem Lieferanten", sagt ein Sprecher des Warenhauses Kaufland. Dennoch sei Babynahrung generell vorhanden: "Die Verfügbarkeit von Baby-Milchpulver ist durch unser großes Sortiment von anderen Herstellern ausreichend gewährleistet."

Doch mit anderen Marken können viele Eltern nichts anfangen, weiß Felicitas Stegemann: "Die Kinder werden im Krankenhaus an diese Nahrung gewöhnt. Eine Umstellung vertragen viele Babys nur schlecht oder auch gar nicht", sagt sie. Neben Kaufland klagen nach Informationen der NGZ auch Real, DM und Rewe über schlechte Lieferungen der Hersteller.

In den nächsten Tagen will die Firma Milupa allerdings eine neue Produktionslinie in Irland in Betrieb nehmen. Diese soll laut einem Sprecher des Unternehmens das Deutsche Werk in Fulda entlasten. Für Felicitas Stegemann ist das allerdings nur ein kleiner Trost. "Wir sind weiter auf der Suche und kaufen auf, was uns in die Hände fällt." Denn sicher ist, dass die Familie noch einige Monate von der Produktion abhängig sein wird. "Mein Enkel ist gerade einen Monat alt geworden. Einige Monate sind wir als noch auf die Babynahrung angewiesen", weiß die Grevenbroicherin.

(NGZ/rl)
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