Grevenbroich Behinderte aktiv für Gleichberechtigung

Grevenbroich · Rund 150 Menschen aus den Einrichtungen der Lebenshilfe haben sich in der Innenstadt zu einem Flashmob getroffen

 "Nicht über uns - ohne uns" ist der Slogan für das neue Bundes-Teilhabe-Gesetz. In großen Buchstaben haben die Teilnehmer die einzelnen Wörter auf weiße Pappen geschrieben.

"Nicht über uns - ohne uns" ist der Slogan für das neue Bundes-Teilhabe-Gesetz. In großen Buchstaben haben die Teilnehmer die einzelnen Wörter auf weiße Pappen geschrieben.

Foto: Georg Salzburg

Mittendrin waren sie immer schon, die insgesamt rund 1200 Männer und Frauen mit Behinderung, die in den Einrichtungen der Lebenshilfe im Rhein-Kreis Neuss leben und arbeiten. "Bislang waren wir aber immer still. Das soll sich ändern, jetzt sind wir laut", sagt Andreas Fortenbacher, von der gemeinnützigen GmbH "Leben & Wohnen". An diesem Dienstagvormittag steht der Geschäftsführer mitten auf dem Grevenbroicher Marktplatz am Keyboard und stimmt ein Lied an: "Mittendrin und nicht daneben" lautet der Refrain, in den die rund 150 Menschen um ihn herum einstimmen - und der eigentlich alles sagt, was gesagt werden soll: "Lasst uns teilnehmen und entscheidet nicht über uns - ohne uns". Darum geht es an diesem Vormittag.

"Nicht über uns - ohne uns" ist der Slogan für das neue Bundes-Teilhabe-Gesetz. In großen Buchstaben haben die Teilnehmer die einzelnen Wörter auf weißen Pappen geschrieben und diese auf einzelne kleinere Gruppen aufgeteilt. Sternförmig ziehen sie zur Mitte des Marktplatzes. Dort werden die Begriffe zu einem Satz geformt.

 Mit Rasseln, selbstgebastelten Trommeln und Schellen zogen die Teilnehmer gestern zum Grevenbroicher Marktplatz.

Mit Rasseln, selbstgebastelten Trommeln und Schellen zogen die Teilnehmer gestern zum Grevenbroicher Marktplatz.

Foto: Georg Salzburg

Ziel des Teilhabegesetzes ist es, dass Menschen mit Behinderung ohne Barrieren an der Gesellschaft teilhaben können - so, wie es in der Behindertenrechts-Konvention der Vereinten Nationen steht. Unter anderem soll die Eingliederungs-Hilfe verbessert und weiterentwickelt werden. Jede Person mit Behinderung soll genau die Unterstützung bekommen, die sie braucht. Darauf will die Lebenshilfe aufmerksam machen.

Anlass für die Aktion ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai. Rund um diesen Tag finden europaweit verschiedene Veranstaltungen statt, die den Fokus auf die Rechte von Menschen mit Behinderung lenken. "Die Lebenshilfe im Kreis Neuss ist in diesem Jahr zum ersten Mal dabei", sagt Andreas Fortenbacher. "Die Menschen, die bei uns leben und arbeiten, sollen und wollen auf sich aufmerksam machen, und sie sollen sich selbst vertreten."

An diesem Dienstag gelingt ihnen das mit Rasslen, Trommeln und Schellen, kurz: allem, was gut klingt und trotzdem richtig viel Krach macht. Rund 120 Mitarbeiter aus den Varius-Werkstätten und etwa 30 Bewohner der Lebenshilfe-Wohneinrichtungen zeigen Grevenbroich, dass es sie gibt. Zu den Zuschauern gehören auch Kinder des Familienzentrums Hartmannweg. Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen sind die Ein- bis Sechsjährigen zum Marktplatz gekommen. "Wir finden es wichtig, dass die Kinder sehen, dass Menschen mit Behinderung ein Teil unserer Gesellschaft sind", sagt Erzieherin Alexandra Sciara. "Das kann man nicht früh genug vermitteln."

(NGZ)
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