Grevenbroich Behinderte haben einen neuen Fürsprecher

Grevenbroich · Matthias Nobis ist ein "alter Fuchs" im Engagement für Benachteiligte. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Lebenshilfe sieht er eine Chance.

Die Stadt Grevenbroich hat in Matthias Nobis jetzt zwar einen neuen Behindertenbeaufragten bestellt. Doch der 70-Jährige kennt sich seit vielen Jahren bestens mit den Sorgen und Nöten der Behinderten aus - als Vater und als Vorstand bei der Lebenshilfe. Vor 25 Jahren hatte Nobis begonnen, bei der Lebenshilfe mitzuarbeiten. Seine mittlerweile 29-jährige Tochter und ein ebenfalls behinderter Schwager waren für ihn der Anlass, sich neben seiner Berufstätigkeit als kaufmännischer Angestellter in den Kohlekraftwerken Frimmersdorf und Neurath auch ehrenamtlich in der Lebenshilfe einzubringen. Von 1997 bis 2011 war er Lebenshilfe-Vorsitzender. Seit der Umstrukturierung im Jahr 2011 ist er Aufsichtsratsvorsitzender.

Einen möglichen Interessenkonflikt zwischen Lebenshilfe-Belangen und Anliegen, die ihm künftig als Behindertenbeauftragtem angetragen werden, sieht Nobis nicht. Im Gegenteil: "Es ist eine Chance, in beiden Ämtern zu sein", sagt er und verweist auf seine Erfahrungen in den Werkstatt- und Wohnbereichen für Behinderte. Nobis war außerdem zehn Jahre lang CDU-Vorsitzender und mit Unterbrechungen 20 Jahre lang im Stadtrat aktiv. Seine Ämter als ehrenamtlicher Richter an Jugend-, Arbeits-, Sozial- und Verwaltungsgerichten gibt er zugunsten der Tätigkeit als Behindertenbeauftragter auf. Noch vor Christoph Meyer und dessen Vorgängerin Charlotte Häke habe er mit dem Gedanken gespielt, sich als Behindertenbeauftragter zur Verfügung zu stellen. Nun sei er vor einigen Monaten, als Meyer aufgeben musste, von Dezernent Claus Ropertz gefragt worden und habe zugesagt. Nobis stellt sich jetzt mit Offenheit auf sein neues Amt ein: "Ich weiß noch nicht, was mich erwartet. Es wird aber auf jeden Fall die ganze Bandbreite von Problemen sein, die behinderte Menschen in unserer Gesellschaft haben", sagt er aus Erfahrung und nennt ein Beispiel dafür, wie sich das öffentliche Bewusstsein noch ändern müsse: "Wenn man mit einem Behinderten im Rollstuhl in der Stadt unterwegs ist und Bekannte trifft, dann wird in den meisten Fällen nicht derjenige im Rollstuhl angesprochen, sondern derjenige, der ihn fährt." Gegen solcherlei Entmündigung und viele weitere Fälle von Behinderten-Diskriminierung will sich Nobis für die Betroffenen zur Wehr setzen. Dabei setzt er auch auf seine guten Kontakte, die er in den vielen Jahren seiner Tätigkeit in der Politik und in den sonstigen Ehrenämtern knüpfen konnte. Und auf eines müssen sich diejenigen einstellen, die es mit Nobis als streitbarem Fürsprecher für die Behinderten künftig zu tun bekommen: "Ich habe das nötige Durchsetzungsvermögen, und ich kann sehr beharrlich sein", sagt Nobis und meint damit auch Anliegen, bei denen es für den Behinderten einfach zügig gehen, er aber gegen die "bekanntermaßen überall in Deutschland nur langsam mahlenenden Verwaltungsmühlen" arbeiten müsse. Behindertenbeauftragte werden normalerweise für eine volle Ratsperiode bestimmt. Nobis bleibt aber wegen der Amtsniederlegung seines Vorgängers nur noch die restliche Zeit bis 2020: Bis dahin will er sich aber mächtig ins Zeug legen - für "seine" Behinderten.

(NGZ)
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