Grevenbroich Blinde mit Hund klagt - Taxis fahren einfach weiter

Grevenbroich · Andrea Eberl ist oft aufs Taxi angewiesen. Einige Fahrer aber wollen sie nicht mitnehmen - wegen ihres vierbeinigen Begleiters. Ein Erlass schreibt aber vor, dass Blindenhunde mitgenommen werden müssen.

 Wird oft von Taxifahrern stehen gelassen: Andrea Eberl mit ihrem Blindenhund Enny. Der Vierbeiner begleitet sie durch den Alltag.

Wird oft von Taxifahrern stehen gelassen: Andrea Eberl mit ihrem Blindenhund Enny. Der Vierbeiner begleitet sie durch den Alltag.

Foto: dieter staniek

Die Quote der Hundehaar-Allergiker unter Taxifahrern muss extrem hoch sein. Immer wieder hört Andrea Eberl das mit der angeblichen Allergie als Begründung dafür, dass sie mit ihrem Blindenführhund Enny nicht einsteigen und lieber ein anderes Taxi nehmen solle. Die Grevenbroicherin schätzt, dass sie bei 80 Prozent aller Taxifahrten Probleme bekommt, weil die Fahrer ihr die Beförderung verweigern - nicht etwa weil sie blind ist, sondern wegen des Vierbeiners, der sie ständig im Alltag begleitet und auf den sie angewiesen ist. Dass tatsächlich so viele Fahrer an einer Allergie leiden, hält die 53-Jährige für ausgeschlossen.

Oft seien es Fahrer muslimischen Glaubens, die sie stehenlassen - oder gar kehrtmachen und wieder wegfahren, wenn sie auf Bestellung kommen und sie Eberl und den Golden Retriever sehen. Auch das habe Andrea Eberl schon erleben müssen: "Einmal habe ich nach einer Behandlung vor dem Krankenhaus aufs Taxi gewartet. Andere Leute haben mir dann erzählt, dass der Taxifahrer wieder weggefahren ist, als er mich und den Hund gesehen hat."

Das sagen Taxi-Unternehmen

Die Grevenbroicherin vermutet, dass diese Fahrer sie und ihre Begleitung aus religiösen Gründen nicht mitnehmen wollen, weil Hunde bei ihnen als unrein gelten. Tatsächlich gibt es verschiedene Meinungen in muslimischen Lehren. Bei manchen Gruppen gelten Hunde als absolut rein; nach manchen islamischen Rechtsschulen sind Hunde generell rituell nicht rein.

"Ich habe noch nie gehört, das Taxifahrer aus religiösen Gründen Hunde nicht mitnehmen. Bei uns werden sie mitgenommen", betont Josef Pesch, der in Grevenbroich ein Taxi-Unternehmen betreibt.

Und Steven Sürder, der zehn Taxen in der Stadt betreibt, erklärt: "Viele Fahrgäste sagen uns, wenn sie anrufen, dass sie einen Hund dabei haben - und wir nehmen das Tier mit." Eine Ausnahme könne sein, weil ein Fahrer eine entsprechende Allergie nachweise. Auch Sürder hat noch nicht gehört, dass Taxifahrer muslimischen Glaubens Hunde ungern befördern.

Erlass fordert Fahrer dazu auf, Blinde mit Hunden mitzunehmen

Taxifahrer sind zudem in Deutschland gesetzlich dazu verpflichtet, Blinde mit ihren Führhunden zu befördern. "Es gibt dazu einen Erlass der Bezirksregierungen, der an die Genehmigungsbehörden im Taxenverkehr gegangen ist, der ganz klar vorsieht, dass Blindenführhunde mitgenommen werden müssen", sagt Maik Grimmeck vom NRW-Verkehrsministerium in Düsseldorf. In dem knapp vier Jahre alten Erlass werden Taxiunternehmer ausdrücklich aufgefordert, Blinde mit ihren Hunden mitzunehmen

Verständnis dafür, dass einige Fahrer sie einfach stehenlassen, hat Andrea Eberl natürlich nicht: "Das ist einfach nur lästig. Ich komme mir ignoriert und veräppelt vor", sagt sie. Manchmal müsse die Bahnhof-Anwohnerin auch unverhältnismäßig lange auf ein Taxi warten, trotz des nahegelegenen Wartestands. Andrea Eberl betont: Ihr Hund nehme grundsätzlich nur im Fußraum Platz - so, wie es im Gesetz geregelt ist. Und: Ihr Hund sei sauber. "Die Taxifahrer sollten akzeptieren, dass ich auf Enny angewiesen bin", sagt die Grevenbroicherin, die nicht immer die Fahrer anrufen kann, die sie schon kennen und sie problemlos ans Ziel bringen. "Die haben schließlich nicht immer Dienst."

(cka)
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