Bürgermeisterwahl 2015 in Grevenbroich: Fragen an die Bürgermeisterkandidaten

Es gibt immer wieder Kritik, der Verwaltung fehle es Kreativität, um Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Muss man nicht viel mehr aus der Deckung gehen und sagen: Das haben wir vor - und so wollen wir es erreichen? Kwasny: An der Zukunft unserer Stadt arbeiten viele kreative Köpfe, nicht nur im Bereich der Stadtplanung, sondern auch in vielen anderen Bereichen. So stellen wir etwa mit wenig finanziellen Mitteln seit Jahren beachtliche kulturelle Angebote auf die Beine. Genauso engagiert arbeiten wir auch im Bereich Schule und Sport. Gleiches gilt für das Angebot an Turnhallen und Sportplätzen. Ich könnte diese Reihe noch beliebig fortsetzen. Ich bin stolz auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus, die nicht nur in Krisenfällen schnell reagieren, sondern bei allen Entscheidungen immer die zukünftige Entwicklung unserer Stadt im Auge haben.

Es gibt immer wieder Kritik, der Verwaltung fehle es Kreativität, um Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Muss man nicht viel mehr aus der Deckung gehen und sagen: Das haben wir vor - und so wollen wir es erreichen? Krützen: Ich höre zu häufig von den Menschen, wie es nicht geht. Auf meinem Schreibtisch im Büro steht ein Schild, auf dem steht: ?Wie es nicht geht, weiß ich selbst?. Wir brauchen wieder eine Kultur des Anpackens und Gelingen-Wollens. Diejenigen, die mir sagen, dass etwas nicht geht, schicke ich raus mit dem Auftrag, mir mitzuteilen, wie es denn geht. Das fehlt mir heutzutage zu oft in der Verwaltung. Ich weiß bis heute nicht, wie die Bürgermeisterin die Stadt weiterentwickeln will oder welchen Plan sie für Grevenbroich hat. Ein bloßes Umsetzen des Sparkonzeptes bis 2024 ist keine Stadtentwicklung. Hier muss sich etwas ändern.

Eine offensive Wirtschaftsförderung und ein starkes Stadtmarketing sind im Wettbewerb der Kommunen unabdingbar. Müssen diese Bereiche in Grevenbroich neu aufgestellt werden? Kwasny: Ich bin stolz auf die Leistung dieser kleinen Truppe, die mir direkt untersteht. Neben einer Vielzahl von Aktionen, die vom Stadtmarketing organisiert werden, haben wir in diesem Bereich mit dem Netzwerktreff eine eigene Plattform zum direkten Austausch der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Partner in unserer Stadt geschaffen. Zeitgleich haben wir über 1100 neue Arbeitsplätze geschaffen, die aktuelle Arbeitslosenquote in unserer Stadt liegt bei nur 5,3 Prozent. Besonders freue ich mich aber, dass wir in unserer Stadt hinsichtlich des Breitbandausbaus für schnelle Internetverbindungen eine Führungsrolle behaupten können

Familienfreundlichkeit ist ein großes Thema. Die Kitagebühren sind schon jetzt deutlich höher als in vielen anderen Städten. Gilt Familienfreundlichkeit nur auf dem Papier? Kwasny: Familienfreundlichkeit definiert sich nicht nur über Kita-Gebühren, deren Höhe natürlich auch von unserer Haushaltssituation mitbestimmt wird. Nein, dies ist sicher ganzheitlich zu betrachten. Das fängt an mit dem Baby-Begrüßungsdienst des Jugendamtes, dem großen finanziellen und personellen Kraftakt zum Ausbau der U3-Betreuung, den vielen neuen Spielplätzen, dem großartigen Schulangebot, über das wir in unserer Stadt verfügen, den vielen Baugebieten speziell für junge Familien, zusammen mit dem Erhalt und dem Ausbau der Anbindungen an die benachbarten Großstädte mit ihrem großen Arbeitsplatzangebot.

Bei den Schulen gibt es einen gigantischen Sanierungsstau. Wie wollen Sie wieder auf einen gesunden Weg kommen - oder führt der Sanierungsstau als Einbahnstraße in die Sackgasse? Kwasny: Gerade im Bereich der Schulen haben wir viel Geld investiert. So haben wir nicht nur die Grundschule Erftaue in Gustorf ausgebaut und modernisiert, sondern auch in den beiden Gymnasien jeweils Mensen für etliche Hunderttausend Euro gebaut. Wir haben eine zweite Gesamtschule errichtet, die wir am Standort an der Parkstraße noch erweitern werden. Daneben ?fahren? wir aber auch seit vielen Jahren ein erfolgreiches Sanierungsprogramm, um die mehr als 200 städtischen Gebäude zu unterhalten und für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. Ein wichtiges Thema ist dabei unter anderem der Brandschutz.

Es gibt nach wie vor eine große Abhängigkeit von der Braunkohle, die auf Sicht wegbrechen wird. Zum anderen hat der demografische Wandel längst begonnen. Wie wollen Sie den Strukturwandel meistern? Kwasny: Neue Gewerbegebiete mit Jüchen oder anderen Nachbarn werden neue Arbeitsplätze generieren, das ist wichtig, damit wir nicht zu einer ?Pendlerkommune? werden. Aber wir weisen auch neue Baugebiete aus, in denen wir jungen Familien kostengünstig Bauland anbieten, um so gegen die demografische Entwicklung anzugehen. Beispiele hierfür sind das Baugebiet Am Glockenstrauch in Frimmersdorf und die SEM in Kapellen. Nicht aus den Augen lassen darf man die Pflege vorhandener Bausubstanz. Auch hier haben wir - etwa mit dem Bauverein - schon viele Gebäude und Wohnungen auf einen modernen Standard bringen können.

Es gibt nach wie vor eine große Abhängigkeit von der Braunkohle, die auf Sicht wegbrechen wird. Zum anderen hat der demografische Wandel längst begonnen. Wie wollen Sie den Strukturwandel meistern? Krützen: Die Welt verändert sich rasant, auf Grevenbroich wartet niemand. Andere Kommunen um uns herum haben schon vor Jahren begonnen, sich in der Region zu vernetzen und sich dieser Entwicklung zu stellen. Grevenbroich ist auch hier wieder zu spät wach geworden. Zusammen mit allen Beteiligten - der Bevölkerung, der Wirtschaft, den Kirchen, Institutionen, Vereinen und Verbänden - muss ein Leitbild ?Grevenbroich 2030? entwickelt werden. Dazu bedarf es innovativer Herangehensweisen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich hier zu positionieren. Sie müssen nur erkannt werden, damit der Strukturwandel nicht zum Strukturbruch wird.

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