Grevenbroich Bund der Steuerzahler: Friedhofsgebühr zu hoch

Grevenbroich · Der Steuerzahlerbund NRW kritisiert die Grabgebühren. In einem Städte-Vergleich liegt Grevenbroich bei den Kosten weit vorn.

Klare Worte findet Harald Schledorn vom Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW: "Grevenbroich ist bei Friedhofsgebühren ein teures Pflaster", erklärt der Gebührenexperte. "Die Kosten sind zu hoch, hier besteht besonderer Handlungsbedarf." In einem Vergleich hatte der BdSt die Grabnutzungs-, Bestattungs- und Verwaltungsgebühren - Stand November 2014 - für die Sargbestattung im Wahlgrab in den 56 NRW-Städten mit mehr als 60 000 Einwohnern verglichen (unsere Zeitung berichtete). Das Resultat: Grevenbroich ist mit 3358 Euro die achtteuerste Stadt. "Sie liegt sowohl bei der Grabnutzungs- als auch Bestattungsgebühr weit über dem Durchschnitt", sagt Schledorn. 2015 wurde es nochmals um 23 Euro teurer. Im Durchschnitt wurden im Städtevergleich lediglich 2709 Euro fällig. Schledorns Appell: "Die Stadt sollte ihre Friedhofplanung generell überdenken und sich vielleicht von externen Fachleuten beraten lassen."

Eine Ursache für hohe Kosten sieht er im Trend zu preiswerteren Urnenbestattungen, die weniger Fläche benötigen, während die Infrastruktur gleich bleibt. Ein Weg, Kosten zu senken, sei eine Verringerung der Zahl der Friedhöfe - in Grevenbroich gibt es 16 städtische Anlagen. "Aber an das Thema wagen sich Politiker oft nicht ran", so Schledorn. "An einer solchen Entscheidung sollten die Bürger beteiligt werden."

Auch im Rathaus wird ein Grundproblem in der Zahl von 16 Friedhöfen gesehen. Obwohl es bereits auf einigen Anlagen keine Bestattungen mehr gebe, "müssen sie wir wegen der Nutzungsrechte noch lange Zeit unterhalten", erläutert Stadtsprecher Andreas Sterken. Und Ralf Cremers (CDU), Vorsitzender des Landschaftspflegeausschusses, betont: "An der Zahl der Friedhöfe wollen wir festhalten." Harald Schledorn sieht aber auch andere Möglichketen zur Kostensenkung, etwa indem der so genannte "grünpolitische Wert" erhöht werde. "Ein Friedhof dient etwa auch der Naherholung oder dem Stadtklima." In Grevenbroich wird dieser Anteil, der nicht aus Gebühren, sondern aus allgemeinen Haushaltsmitteln finanziert wird, zurzeit auf 25 Prozent veranschlagt. Außerdem schlägt der BdS vor, Flächen zu verpachten, um dort beispielsweise Memoriamgärten zu schaffen.

"Einen solchen Memoriamgarten prüfen wir bereits", erklärt Cremers. "Wir sind dabei, die Friedhöfe attraktiver zu gestalten und Kosten zu reduzieren, aber das dauert. Wir können nicht mit der Brechstange vorgehen". Ein Arbeitskreis hatte sich lange damit befasst, im Sommer fielen erste Entscheidungen: So sollen Trauerhallen in Kapellen und Neurath geschlossen, die in Gustorf zum Kolumbarium mit Urnennische umgestaltet werden.

Kostensenkungspotenzial sieht Cremers aber noch an anderer Stelle: Die Politik berät momentan über die Zukunft der Wirtschaftsbetriebe, die auch Friedhöfe pflegen, zurzeit zahlt die Stadt dafür laut Cremers rund eine Million Euro. Bei künftigen Verträgen rechnet er mit einem deutlich niedrigerem Betrag.

(NGZ)
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