Heiner Schnorrenberg "City braucht Signal zum Aufbruch"

Grevenbroich · Der Vorsitzende des Werberings über die aktuelle Lage in der Innenstadt.

 Heiner Schnorrenberg betreibt ein Lederwaren-Geschäft.

Heiner Schnorrenberg betreibt ein Lederwaren-Geschäft.

Foto: Richter

Herr Schnorrenberg, wie schätzen Sie als Vorsitzender des Werberings die Lage der Grevenbroicher Innenstadt ein?

Heiner Schnorrenberg Wir haben hier durchaus ein paar Leerstände, aber von der Innenstadt her ist Grevenbroich ordentlich aufgestellt. Mit Sicherheit gibt es Luft nach oben, aber das Angebot ist für eine Stadt in unserer Größenordnung in Ordnung.

Warum hält sich ein Laden wie Tchibo nicht in der City?

Schnorrenberg Tchibo ist in einigen Lebensmittelmärkten mit etlichen laufenden Regalmetern vertreten. Für die ist das eine Kostenfrage, ob sich ein eigener Laden mit Miete und Mitarbeitern rechnet. Das Angebot ist jetzt nur woanders.

Wie steht es mit anderen Ketten?

Schnorrenberg Esprit, Strauss, Cecil, S.Oliver - die Anbieter haben überall nicht mehr den Zulauf wie vor 15 Jahren. Einige sind sogar ganz weg vom Markt. Mono-Label-Stores sind nur noch in den ganz großen Lagen rentierlich.

Welches Angebot fehlt aus Ihrer Sicht in der Stadt?

Schnorrenberg Das kann man so einfach nicht sagen, das regelt der Markt. Es gibt viele Forderungen, zum Beispiel nach Sortimenten für jüngere Leute oder Spielwaren. Das sind sicherlich Dinge, die die Stadt bereichern würden. Aber es stellt sich auch die Frage, warum manche Sachen in der Vergangenheit nicht funktioniert haben. Es bestimmt ja niemand über die Ansiedlung von Geschäften. Das bestimmt derjenige, der Chancen sieht, mit einem Unternehmen an einem Standort erfolgreich zu sein. Und dann bestimmen die Kunden, ob sie das Angebot annehmen.

Sollte es denn mehr Läden speziell für Jüngere geben?

Schnorrenberg Nur weil alle danach rufen, heißt es nicht, dass solche Geschäfte sich hier unbedingt halten würden. Meine Erfahrung ist, dass Jugendliche gerne in die umliegenden Städte fahren. Das hat auch etwas mit einem Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit von den Eltern zu tun. Es ist Fluch und Segen zugleich, dass Köln und Düsseldorf in der direkten Nachbarschaft liegen. Es wird immer starke Abwanderungsbewegungen dorthin geben. Die jüngeren wie die älteren Kunden möchten zwischendurch das Flair einer Großstadt erleben. Da ist es fast egal, wie sehr wir uns hier anstrengen.

Wie beurteilen Sie die Arbeit des City-Managements?

Schnorrenberg Ich glaube, der City-Manager wird von vielen als Feuerwehr gesehen, er soll an mehreren Orten gleichzeitig löschen. Eine strukturierte Arbeit scheint mir wegen der Aufgabenvielfalt und der geringen personellen Ausstattung des City-Managements schwierig zu sein. Durch die gerade stattfindenden Befragungen zum Einzelhandelsstandortkonzept wird jetzt ein Grundstein gelegt für das, was der City-Manager angehen soll. Die Beseitigung der Leerstände ist nur die erste Aufgabe. Wenn sich zum Beispiel Sortimente herauskristallisieren, die benötigt werden, kann das City-Management mit entsprechenden Anbietern in Kontakt treten. Wir vom Werbering haben außerdem einige Vorschläge erarbeitet - wie etwa den Grevenbroich-Gutschein. Da könnte uns das City-Management in Zukunft unterstützen.

Was wünschen Sie sich für die Innenstadt?

Schnorrenberg Die Innenstadt braucht ein Signal zum Aufbruch. Es wäre sicher gut, wenn die Fläche, wo früher Gauls war, belebt werden könnte. Außerdem wünsche ich mir, dass es Investitionen gibt, die die Stadt attraktiv halten.

ANNE RICHTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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