Grevenbroich Das Basteln ist des Jägers Lust

Grevenbroich · Als Schreinermeister ist Dieter Jäger pensioniert. Die Liebe zum Handwerk ist geblieben. Naturmaterialien verwandelt er zu Kunst.

 Sein naturnahes Wegekreuz hat Dieter Jäger um den Stamm einer maroden Edeltanne in seinem Garten arrangiert.

Sein naturnahes Wegekreuz hat Dieter Jäger um den Stamm einer maroden Edeltanne in seinem Garten arrangiert.

Foto: Lothar Berns

"Mein Tag hat 25 Stunden", beschreibt Dieter Jäger seinen Aktionsradius. "Ich bin ewig unterwegs und muss immer etwas tun." Bevorzugt ist der inzwischen pensionierte Schreinermeister kreativ. Naturmaterialien, die er irgendwo aufgabelt, verwandelt er zu Kunst.

Unübersehbar ziert einen Teil seines Gartens zum Beispiel ein naturnahes Wegkreuz. Rund um eine marode Edeltanne, die gekappt werden musste und inzwischen grün bewachsen ist, hat er ein Ensemble aus Steinen zu einer Art göttlichem Wegweiser gemacht. Findlinge von Reisen in die Rocky Mountains, nach Mallorca und Malta gestalten das Ensemble ebenso wie ein Stein in Herzform aus der Region, der Jesus symbolisiert. Zur Kunst fand der Neukirchner nachdem er 2008 schwer krank wurde. "Das kann doch nicht alles gewesen sein?", fürchtete er damals - und beschloss sein "zweites Leben", wie er die Zeit nach überstandener Krankheit nennt, anders zu genießen als zu seiner Berufstätigkeit. "Ich finde nicht, dass er sich wirklich geändert hat", sagt Ehefrau Helga lachend. Sie ist extrem reisefreudig - von ihr stammen die steinernen Mitbringsel aus den Rocky Mountains oder Lava vom Ätna. "Ich bin am liebsten in Neukirchen", sagt der 74-Jährige. Hier ist er seit 1961 im Schützenverein, hier wurde er Angelkönig, hier hat er seine Familie. Und hier betreibt er in seiner Hobbywerkstatt auch so etwas wie ein persönliches Museum. "Schreiner müssen aus allem etwas machen", beschreibt er so etwas wie das Motto seiner Familie. 1876 gründete Walter Jäger die Familienschreinerei, die dann von Josef und Wilhelm übernommen wurden, die sie an Christian weitergaben, der sie Dieter vermachte. Dessen Gesellenstück, ein anschaulicher Schrank mit Kassettenintarsien und aufwendig gearbeiteten Schubfächern, ziert nicht bloß den Flur, sondern ist noch immer in Betrieb. Gesellenstücke der Ahnen stehen in besagtem Mini-Museum. Daneben stehen Schätze und Preziosen wie eine selbst gemachte Armbrust aus den 50er-Jahren, die alte Wiege, in der die Urgroßmutter zu liegen kam, ansehnliche Türen aus Hülchrath anno 1706, eine Stechuhr aus der Konservenfabrik sowie allerlei altertümliche Gerätschaften, mit denen einstmals Wolle oder Garn gesponnen wurde. Schablonen alter Kirchenbänke sind ebenso zu finden wie jugendstilistische Elemente. Im Moment ist Dieter Jäger mit der fast profanen Aufgabe betraut, die vollkommen ausgetretenen Treppenstufen des Pfarrhauses auf Vordermann zu bringen.

"Am liebsten gucke ich nach dem, was es nicht gibt, und mache es selbst", beschreibt Dieter Jäger seine Vorgehensweise, selbst nie vorher sagen zu können, was er als nächstes vorhat. Modische Erscheinungen sind nicht sein Ding - was er Kreatives bastelt, trägt eine persönliche Note und ist für die Ewigkeit.

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