Fotos Das Braunkohlekraftwerk in Neurath entsteht
Zwei Braunkohlenblöcke hat RWE Power in Neurath errichtet - sie bilden das neue Kraftwerk, das 2011 mit einer Bruttoleistung von zusammen 2100 Megawatt ans Netz gehen soll. Nach dem tödlichen Unfall von drei Arbeitern 2007 hat sich der Zeitplan verzögert. Doch 2010 wurde das Stadium der Inbetriebnahme erreicht.In unserem Rückblick sehen Sie, was sich in den vergangenen beiden Jahren auf einer von Europas größten Baustellen getan hat.
März 2010Bis zu 90 Meter kann das fünfachsige, über 40 Tonnen schwere Fahrzeug seinen Gelenkarm in die Höhe recken. Die neue, von Bronto Skylift gelieferte Gelenkmastbühne der RWE-Power-Werksfeuerwehr ist der größte Feuerwehr-Gelenkmast in Westeuropa. Die bis zu 170 Meter hohen Kraftwerke erfordern beim Brandschutz besondere Dimensionen. Doch "Bronto" passt nicht ganz in die Wache, ragt ein Stück über das Tor hinaus. Eine neue "Garage" wird benötigt...
...Doch nicht nur für das XXL-Feuerwehrauto wird ein neuer Unterschlupf benötigt, sondern auch für die Wehr. Die Zahl der hauptberuflichen Feuerwehrleute wird aufgestockt, außerdem auf 24-Stunden-Schichten umgestellt. Im März beginnt der Umzug in die neue Feuerwache - bei laufendem Betrieb. 2011 soll dort auch die neue Feuerwehrleitstelle für alle Kraftwerkswehren im Revier ihre Arbeit aufnehmen.
März 2010Trotz der Verzögerungen im Zeitplan sollen im Zuge des Kraftwerksneubaus alle alten 150 Megawatt-Blöcke im Revier bis Ende 2012 abgeschaltet werden. "Wir halten an dem Terminplan fest, der den Auflagen der Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz entspricht", sagt RWE-Sprecher Lothar Lambertz Ende März. Danach müssen bis zur "kommerziellen Inbetriebnahme" des ersten BoA-Blocks sechs 150-Megawatt-Blöcke in Frimmersdorf vom Netz gehen. Vier sind schon abgeschaltet.
Mai 2010Kohlezüge wie dieser werden ab 2011 auch das neue BoA-Kraftwerk in Neurath ansteuern. Damit der Braunkohlenachschub funktioniert, wurden gut 5,8 Kilometer Gleise und 13 Weichen verlegt. Nach Inbetriebnahme des Kraftwerks schleppen die Züge täglich 40.000 Tonnen Kohle herbei.
Mai 2010Historiker Peter Zenker (hier mit einer topographischen Ansicht von Neurath) hat herausgefunden, dass Neurath im Jahr 2011 ein Jubiläum feiern kann: Vor 150 Jahren wurde in dem Ort zum ersten Mal Braunkohle gefördert. Der Rohstoff wurde schon 1858 in Neurath entdeckt. Es war ein richtiger Zufallsfund, der beim Bau eines Brunnens auf dem Grundstück des Tagelöhners Cornelius Weitz zum Vorschein kam. Es kam zu einem Streit um die Rechte am lukrativen Bergbau. Im September 1861 wurden schließlich die Grenzsteine für die Grube Neurath gesetzt - die Förderung konnte beginnen.
Juni 2010Die neue Feuerwache ist fertig. Bei Alarm rückt die RWE-Werksfeuerwehr jetzt aus ihrem 6,5 Millionen Euro teuren Refugium aus, in dem auch die riesige Gelenkmastbühne "Bronto" endlich Platz hat.
Juli 2010Mit 1000 Kubikmetern Wasser wird der Dampfkessel des Blocks "Gustav" unter Überdruck gesetzt. Die Anlage, für die alleine 10.400 Rohre mit einer Gesamtlänge von 1400 Kilometern verschweißt wurden, hält Stand, keine der 80.000 Schweißnähte platzt. Die bestandene Druckprüfung ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Inbetriebnahme.
Juli 2010Die imposanten Dampfschwaden, die aus den Kühltürmen des Kraftwerks emporsteigen, zeigen es: Ohne Wasser könnte die Braunkohle nicht in (elektrische) Energie umgewandelt werden. Um ein Megawatt Strom zu gewinnen, müssen zwei Tonnen Wasser eingesetzt werden. RWE Power hat 70 Millionen Euro in eine neue Wasseraufbereitungsanlage in Niederaußem investiert. Dort wird auch Wasser für die Blöcke des BoA-Kraftwerks in Neurath aufbereitet. Mit einer neuen Methode kann jetzt effizienter gearbeitet werden.
Juli 2010Lückenschluss für die Kohlebrücken: Mit dem 50 Meter langen und 200 Tonnen schweren Teilstück der Brücke zum Kesselhaus wird das letzte Mega-Teil des BoA-Krafterks verbaut, bevor die Baukräne demontiert werden. Die Kohlebrücken sind insgesamt 250 Meter lang. Der Kohle-Nachschub fürs Kraftwerk rollt auf der RWE-Werksbahn an und wird zunächst in einem gewaltigen, 330 Meter langen und 30 Meter tiefen Kohlebunker gelagert. Der Vorrat reicht für rund 30 Stunden.
August 2010Die Kraftwerke produzieren Strom und Wärme - die können Unternehmen nutzen, die sich auf diesen Flächen ansiedeln sollen. In Kooperation der Stadt Grevenbroich, der Gemeinde Rommerskirchen und RWE Power ist ein 16 Hektar großes "Interkommunales Gewerbegebiet" in Nachbarschaft des Neurather Kraftwerks geplant. Ansiedeln sollen sich Zulieferbetriebe und Firmen, die viel Wärme und Strom brauchen. So sollen Synergieeffekte genutzt werden.
August 2010Nicht nur das Interkommunale Gewerbegebiet, auch ein weiteres Projekt in Kraftwerksnähe wird genehmigt. An der Buchholzer Straße in Neurath ist ein Gewächshauspark geplant, in dem Gemüse mit Kraftwerkswärme gezogen werden soll. Geplant wird das Projekt von RWE. Das Unternehmen wird gemeinsam mit der Greenhouse Power GmbH ein 33 Hektar großes Areal bewirtschaften. Eine Fläche von 26 Hektar ist für Gewächshäuser bestimmt, dort können Gärtnereibetriebe ihr Gemüse im großen Stil anbauen.
Oktober 2010Und noch einmal neue Feuerwache: Nach achtmonatiger Bauzeit sie nun auch offiziell eröffnet von Kraftwerksdirektor Eberhard Uhlig, Grevenbroichs Bürgermeisterin Ursula Kwasny, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Pfarrer Jos Houben, der den Segen gab.
Dezember 2010Die nächtliche Baustelle in Neurath, auf der mehr als 3000 Menschen beschäftigt sind: Das Areal für das neue Braunkohlekraftwerk im Süden von Grevenbroich ist so groß wie 50 Fußballfelder. Das Investitionsvolumen beträgt 2,2 Milliarden Euro, zur Grundsteinlegung im August 2006 kam Bundeskanzlerin Angela Merkel.
März 2011Eines der größten Feuerwehrfahrzeuge Westeuropas wird zum Fall für die Werkstatt: Der 1,4 Millionen Euro teure Bronto Skylift von RWE kippt bei einer Einsatzfahrt und bleibt auf der Seite liegen. Der Fahrer wird leicht verletzt.
Mai 2011Noch ist der große Gewächshauspark im Bau, der strenge Winter hat zu Verzögerungen geführt. Im Sommer wollen die Gärtner Carsten Knodt, Wilhelm Baum und Dirk Drißen (v.l.) erstmals Tomaten ernten - die mit Fernwärme aus dem Kraftwerk gedeihen sollen.
Mai 2011Nach den "groben" Arbeiten folgt das "Feintuning": Am Treppenturm des Blocks G hat Chris Ahrens das neue RWE-Logo montiert. Rund 165 Meter hoch ging es, um die drei Buchstaben an der Ostseite der Außenfassade zu befestigen. Das Logo ist das zweite RWE-Schriftzeichen, das an dem neuen BoA-Kraftwerk montiert wurde. Das erste hängt seit November 2009 am Treppentrum des Blocks F.
Oktober 2011Die Dampfschwaden aus den Kühltürmen der BoA-Blöcke in Neurath werden größer. Das neue Kraftwerk mit einer Gesamtleistung von 2200 Megawatt hat bereits Strom ins Netz eingespeist. Die heiße Inbetriebnahmephase läuft, es werden Systeme und die Regelung der Anlagen optimiert.