Sternwarte in Grevenbroich Das Fenster zum Himmel

Grevenbroich · Dieter von Montfort kennt sich am Himmel aus wie in seiner eigenen Westentasche. Der Hobby-Astronom aus Grevenbroich-Neukirchen hat eine Sternwarte und erzählt von seinen Beobachtungen.

Sternwarte in Grevenbroich: Das Fenster zum Himmel
Foto: Berns, Lothar (lber)

Sogar der knurrige Grinch dürfte in behagliche Weihnachtsstimmung kommen, wenn er bei Sternengucker Dieter von Montfort durch das Fenster zum Himmel, das große Fernrohr schaut. Unmittelbar unter dem Himmelszelt - auf einer ehemaligen Garage - steht im Garten in Neukirchen die private Sternwarte, eine Aluminium-Kuppel, die dafür sorgt, dass sich der 68-Jährige nicht nur in der Westentasche, der Straße oder der Siedlung auskennt, sondern auch in den Weiten des Kosmos. Und zwar bestens.

Sternwarte in Grevenbroich: Das Fenster zum Himmel
Foto: Berns, Lothar (lber)

In seiner eigenen Sternwarte erlebt der Vorsitzende der Astrofreunde Neuss-Grevenbroich die Faszination des Ungreifbaren, das für ihn mit den Jahren "ein wenig greifbarer geworden ist". Mit elf Jahren bekam er Heiligabend einen Baukasten geschenkt, verleimte sein erstes Fernrohr aus Pappe. Seitdem wurden die Fernrohre größer. Und eins, ein Refraktor mit rund 300-facher Vergrößerung, wanderte 1991 auf das Garagendach im Garten. Für 22.000 Mark konnte man damals eine kleine Sternwarte kaufen. "Ich habe mit meinem Schwager für ungefähr 800 Mark in zwei Monaten eine gebaut", sagt der frühere Leiter der St.-Hubertus-Grundschule Reuschenberg, der dort immer noch für 22 Kinder Astro-Kurse gibt. Um in seine Sternwarte zu gelangen, klettert der Mann mit dem Interesse "für große Räume" über eine Holzleiter in einen kleineren Raum, durch den man zur 120 Kilogramm schweren Kuppel kommt. Sieht gar nicht so futuristisch aus wie erwartet. Linsenfernrohr, Wanduhr, Sternenkarte, Leiter und Aschenbecher. Mehr braucht es nicht. Eine rote Lampe spendet ein Minimum an Licht.

Sternwarte in Grevenbroich: Das Fenster zum Himmel
Foto: Berns, Lothar (lber)

"Das beeinflusst die Augen nicht so", erklärt Dieter von Montfort, der etwa 40 Tage im Jahr in die Kuppel steigt. "Die Bedingungen sind nur an rund 52 Tagen im Jahr gut, wenn es wolkenfrei ist", sagt der Hobby-Astronom. Ihn begeistert etwa das Wissen über die Raum-Zeit-Distanzen - aber vor allem die Ästhetik. "Es ist einfach großartig, einen Sternenhaufen zu sehen", schwärmt Dieter von Montfort.

Der ehemalige Lehrer erobert von seinem Garten aus den Weltraum, obwohl der Begriff "Eroberung" eigentlich nicht passt. "Die Menschheit erobert das All nicht, dafür reichen die Jahre, die wir noch auf der Erde sind, gar nicht aus", betont er. Seine bisherigen Jahre auf diesem Planeten haben aber dafür gereicht, viele astronomische Highlights mitzubekommen. Dieter von Montfort hat eine Liste gemacht:

11. August 1999 Totale Sonnenfinsternis in Deutschland. In Neuss waren rund 94 Prozent der Sonne bedeckt. "Man konnte eine schmale Sichel sehen, das Wetter war leider regnerisch", sagt Dieter von Montfort. Die nächste hier sichtbare partielle Sonnenfinsternis ist am 16. Juni 2021, die nächste totale am 3. September 2081.

7. Mai 2003 Merkurtransit. Heißt: Merkur zog vor der Sonne vorbei. "Der kleinste der Planeten ist weit weg, darum war der Transit nur mit Hilfe eines Teleskops sichtbar ist", sagt Dieter von Montfort. Der nächste Transit findet am 9. Mai 2016 statt. "Ich freue mich, Weihnachten und Geburtstag fallen für mich quasi auf einen Tag."

25. August 2003 Die Erde stand genau zwischen Sonne und Mars. Entfernung zum Roten Planeten: 55 Millionen Kilometer. "Für mehrere Tage waren Einzelheiten wie Hochländer auf der Oberfläche des Mars sichtbar." Die nächste vergleichbare Konstellation gibt es am 27. Juli 2018. "Dann liegt die Entfernung bei rund 60 Millionen Kilometern."

9. Juni 2004 Venustransit. Die Venus zog vor der Sonne vorbei und war mit bloßem Auge zu sehen. "Im gesamten 20. Jahrhundert fand kein Venustransit statt." Der nächste ist am 8. Dezember 2125.

28. September 2015 Totale Mondfinsternis. "Das Wetter war hervorragend, der Mond kupferrot", schwärmt Dieter von Montfort. Die nächste bei uns sichtbare totale Mondfinsternis ist am 27. Juli 2018.

(NGZ)
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