Grevenbroich Demenz: Angehörige brauchen oft Hilfe

Grevenbroich · Angehörige stoßen bei der Betreuung von Demenzkranken häufig an ihre Grenzen. Es gibt zwar Hilfsangebote - doch bis sie angenommen werden, muss oft erst die Hemmschwelle, offen mit der Krankheit umzugehen, überwunden werden.

 In Demenzcafés - hier ein Bild von einem ähnlichen Angebot in Homberg - geht es nicht nur um Geselligkeit. Es gibt auch Gedächtnis- und Bewegungsspiele. Zudem werden Angehörige entlastet.

In Demenzcafés - hier ein Bild von einem ähnlichen Angebot in Homberg - geht es nicht nur um Geselligkeit. Es gibt auch Gedächtnis- und Bewegungsspiele. Zudem werden Angehörige entlastet.

Foto: Achim Blazy

Nebenan läuft gerade die Begrüßung. Es gibt Kaffee, Gespräche und ein bisschen Musik - doch was so alltäglich wie Großmutters Kaffeekränzchen aussieht, ist es bei weitem nicht. An jedem Dienstagnachmittag trifft sich im Barbarahaus der Caritas das Demenzcafé. Mit ehrenamtlicher Unterstützung werden Demenzkranke drei Stunden lang betreut. Es gibt Gedächtnis- und Bewegungsspiele, und es geht um Geselligkeit. "Für uns ist dieses Angebot enorm wichtig, weil es uns die Gelegenheit gibt, einmal im Alltag Luft zu holen", sagt eine Angehörige. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, doch die Grevenbroicherin bringt ihre an Demenz erkrankte Mutter jeden Dienstag in das Demenzcafé. "Auch meiner Mutter tut das gut, weil sie sich in der Gruppe merklich wohlfühlt."

Die Grevenbroicherin sitzt mit anderen Angehörigen und Ehrenamtlern, die sich im Demenzcafé einbringen, gestern Nachmittag in einem Nebenraum des Barbarahauses und spricht über ihre Erfahrungen. Als Angehöriger ist man mit der Krankheit nicht allein, auch wenn sich das mitunter so anfühlt: Laut Kreisverwaltung leben im Rhein-Kreis Neuss fast 6000 Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Tendenz: steigend. Berechnungen der Technischen Universität München zufolge werden im Jahr 2020 mehr als 8000 Menschen mit einer Demenzerkrankung im Rhein-Kreis Neuss leben. Aber viele Angehörige scheuen den Schritt, darüber offen zu sprechen.

Jutta Hinze und Walter Clausen kennen das. Sie engagieren sich als Ehrenamtler im Demenzcafé der Caritas, Hinze berät zudem Angehörige. In der Regel werden die Erkrankten, so lange es geht, zu Hause von Familienmitgliedern gepflegt. Eine nicht zu unterschätzende Belastung. "Es gibt viele Angehörige, die Hilfe und Entlastung benötigen", sagt Hinze. Aber die Hemmschwelle, sich mit der Krankheit in ein offenes Angebot wie das Demenzcafé zu begeben, sei groß. "Dabei kann dieser Schritt für die Angehörigen enorm befreiend sein." Zudem sei er wichtig, damit sie die Unterstützung bekommen, die sie benötigen - nicht nur im Demenzcafé, sondern auch im Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft. Ein Angehöriger, der seine Frau stets ins Demenzcafé bringt, nickt. Es sei ein gutes Gefühl, nicht allein zu sein. "Auch für meine Frau ist die Gruppe wichtig geworden."

Seit sieben Jahren gibt es das Demenzcafé der Caritas inzwischen, neben dem Standort in Stadtmitte auch in Kapellen. Dort engagieren sich zum Beispiel Agnes Kellner und Rosemarie Bongartz als Ehrenamtlerinnen. "Es gibt noch ein paar freie Plätze, auch Reinschnuppern ist möglich", sagt Kellner. Zudem gibt es Beratung zur Krankheit und Kurse für Angehörige. Neben der Caritas bieten auch andere Träger im Rhein-Kreis ähnliche Hilfen an, zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz sowie die Alzheimer Gesellschaft. Alle Angebote und Ansprechpartner finden sich auf der Internetseite des Kreises unter www.rhein-kreis-neuss.de.

(NGZ)
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