Grevenbroich Deutschlands letzter Apfelbaum seiner Art

Grevenbroich · Das Museum der Niederrheinischen Seele präsentiert bei seiner Ausstellung alter Apfelsorten auch eine kleine Sensation: Die Sorte "Degeers Renette" galt als ausgestorben, bis Deutschlands letzter Baum in Jüchen gefunden wurde.

Dies ist der letzte Apfelbaum mit Degeers Renette in Deutschland. Er steht bei einem Bauern in Stessen.

Dies ist der letzte Apfelbaum mit Degeers Renette in Deutschland. Er steht bei einem Bauern in Stessen.

Foto: Josef Schmitz

Es war einmal ein knackig-süßer Apfel, der drohte auszusterben. Nur noch einen einzigen Baum in ganz Deutschland gab es. Und der wurde jetzt durch Zufall wiederentdeckt. Er steht auf einer Obstwiese in Jüchen-Stessen. Dafür, dass die uralte Apfelsorte "Degeers Renette" wieder kultiviert und damit am Leben erhalten bleibt, sorgen drei Männer: Der Finder des letzten Apfelbaumes dieser Sorte, Josef Schmitz aus Jüchen, der die Sorte auf seiner Obstwiese jetzt wieder hochzieht. Apfelretter Nummer zwei ist Thomas Krauß aus Grevenbroich, der den "alten" Apfel sogar ins Museum der Niederrheinischen Seele/Villa Erckens bringt. Und eigentlicher Hauptakteur ist der Jüchener Landwirt August Breuer, auf dessen Wiese der knackig-süße Winterapfel jetzt zur Erntezeit noch in voller Pracht stand.

Wenn Thomas Krauß am 30. Oktober in der Villa Erckens die Ausstellung "Apfelzucht früher und heute" eröffnet, dann soll es auch um die Sensation aus dem Örtchen Stessen gehen. Denn in der Ausstellung sollen mit insgesamt 100 Apfelsorten auch zum ersten Mal die im 19. Jahrhundert in Grevenbroich gezüchteten Sorten "Creo" und "Uhlhorns Champagnerrenette" sowie die schon verloren geglaubte "Degeers Renette" präsentiert werden.

So sieht der knackig-süße "DegeersRenette"-Apfel aus.

So sieht der knackig-süße "DegeersRenette"-Apfel aus.

Foto: Josef Schmitz

Die Apfelsorte "Degeers Renette" war in den 1920er Jahren im damaligen Kreis Grevenbroich noch verbreitet, wie Krauß herausgefunden hat. Er zitiert den ehemaligen Gärtner von Schloss Dyck, der 1929 in der Rheinischen Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau schrieb: "Wohl nirgends im Reiche findet man die Degeers Renette im größeren Maßstabe angepflanzt, trotzdem gehört diese Sorte hier im Kreise Grevenbroich nicht nur zu den besten Trägern, sondern der Baum ist auch krebs- und blutlausfrei, so dass sie mit Recht in das Kreissortiment aufgenommen wurde. Die in voller Reife goldgelbe Frucht, zuweilen mit Rostspuren versehen, ist von Ende November bis Anfang März genussreif, sie hat nicht nur Tafelwert, sondern findet auch auf dem Markte leicht Abnehmer", berichtete der Schlossgärtner.

Josef Schmitz, der Wiederentdecker der "Degeers Renette", hatte von seiner Schwiegermutter von der alten Apfelsorte gehört. Die hatte sie als besonders wohlschmeckend gerühmt. Die "Degeers Renette"-Bäume der Schwiegermutter waren aber mitsamt der Obstweise als Grundstück für den Hausbau zum Opfer gefallen.

"Ich habe mit meiner Frau eine Fahrradtour gemacht und dabei durch puren Zufall den Baum in Stessen entdeckt", berichtet Schmitz. Er habe dann von dem Besitzer die Erlaubnis erhalten, aus dem alten Apfelbaum Zweige zum Veredeln herauszuschneiden. Mit Hilfe eines einfachen Apfelbaumes, der als Unterlage dient, hofft Schmitz nun, die fast vergessene alte Apfelsorte wieder kultivieren zu können. Mit der ersten Ernte sei aber erst in fünf Jahren zu rechnen.

Zuvor hatte ihm aber Hans Joachim Bannier vom Pomologenverein per Expertise bestätigt, dass er tatsächlich den deutschlandweit einzigen "Degeers Renette"-Baum wiederentdeckt hatte. "Ich komme eben aus der Landwirtschaft", sagt der heute als Elektriker tätige Josef Schmitz, der sich in seiner Freizeit auch mit der Bienenzucht beschäftigt.

(NGZ)
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