Grevenbroich Die Odyssee des verlorenen Rucksacks

Grevenbroich · Es ist der Alptraum vieler Reisender: der Verlust eines Gepäckstücks. Gerd Riedel erzählt, wie es wieder zu ihm gelangt ist.

Einen Moment lang war er nicht aufmerksam - da passierte es doch: Gerd Riedel aus Grevenbroich vergisst im Menschengetummel seinen Rucksack in der S-Bahn, als er am Düsseldorfer Hauptbahnhof umsteigt. "Ich war fassungslos. So etwas war mir zuvor noch nie passiert. Obwohl ich viel unterwegs bin", sagt der 76-Jährige, der in seinem Rucksack sämtliche Wertsachen verstaut hatte.

Doch er hat Glück im Unglück. "Riesiges Glück", betont Riedel, der - zuhause angekommen - prompt einen Anruf von der Apollo-Optik-Filiale in Grevenbroich erhält. "Brillen-Reklame hatte mir in dem Moment noch gefehlt, dachte ich. Aber in der Filiale hat sich ein Mann gemeldet, der meinen Rucksack gefunden hat", erklärt Gerd Riedel.

Dieser Mann ist Matthias Penzhorn aus Neuss-Norf. Er ist am Düsseldorfer Hauptbahnhof in die S-Bahn gestiegen und hat das schwarze Gepäckstück gefunden. "Ich habe nicht lange gezögert und nach einem Hinweis gesucht, wem der Rucksack gehören könnte", erzählt der 33-Jährige, der gerade von der Arbeit kam. "In der Tasche habe ich ein Brillenetui mit dem Namen des Besitzers und der Telefonnummer des Optikers in Grevenbroich gefunden. Die haben meine Kontaktdaten dann an Gerd Riedel weitergeleitet", sagt Matthias Penzhorn, der sich dem herrenlosen Gepäckstück schnell angenommen und es vorsichtig geöffnet hat. "An eine Bombe oder so etwas habe ich in dem Moment nicht gedacht", erzählt er. "Ich würde mir schließlich auch wünschen, dass mir jemand hilft, wenn ich etwas verliere. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit."

Gleich am nächsten Morgen holt Gerd Riedel seinen schwarzen Rucksack samt nagelneuem Tablet, Brille, Hörgerät, Reserve-Geld, Kalender und Zugangsdaten für Internet und Bank bei Matthias Penzhorn in Norf ab. "Ich bin ihm so dankbar. Ich hatte zwischenzeitlich gar nicht mehr damit gerechnet, den Rucksack samt Inhalt wiederzubekommen", berichtet Riedel, der mit seinem Enkel Nico in der S-Bahn unterwegs war. "Wir hatten seine Mutter in Spanien besucht und wollten vom Flughafen Düsseldorf aus mit der Linie 11 wieder nach Hause fahren. Wir waren uneins, ob wir am Hauptbahnhof umsteigen müssen - und im Trubel habe ich meinen Rucksack versehentlich in der Bahn liegenlassen."

Gerd Riedel ist froh, dass der große Schreck nicht lange angehalten hat und sich ein ehrlicher Finder über seinen Optiker bei ihm gemeldet hat. "Es fehlt nichts, alles ist im Rucksack", sagt der 76-Jährige zufrieden. So etwas sei keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit, meint Riedel und spricht von einer "großen Hilfsbereitschaft".

Wäre der Rucksack nicht sofort wieder aufgetaucht, hätte er sämtliche Zugangsdaten, die in dem Rucksack verstaut waren, sperren müssen. Und Matthias Penzhorn? "Er hat nicht nach Finderlohn gefragt. Aber ich habe ihm als Dank eine spanische Süßspezialität, eine Flasche Rotwein und ein bisschen Geld als Aufwandsentschädigung dagelassen", erzählt Riedel glücklich.

(NGZ)
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