Grevenbroich Die Spargelsaison hat endlich begonnen

Grevenbroich · Auf Gut Norbisrath werden heute die ersten Bündel Spargel verkauft. Bis zum Johannistag am 24. Juni wird bei Kirsten und Hans-Georg Kremer-Kreutzer Hochbetrieb herrschen. Um sechs Uhr morgens geht es für die Erntehelfer los.

 Kirsten Kremer-Kreutzer ist für die Spargelsaison auf Gut Norbisrath gerüstet. Täglich wird ab sechs Uhr in der Frühe das Gemüse geerntet.

Kirsten Kremer-Kreutzer ist für die Spargelsaison auf Gut Norbisrath gerüstet. Täglich wird ab sechs Uhr in der Frühe das Gemüse geerntet.

Foto: L. Berns

Stapelweise stehen Kisten bereit, die Wasch- und Sortieranlage ist angelaufen, die ersten Stangen sind gestochen. Heute beginnt bei Kirsten und Hans-Georg Kremer-Kreutzer im "Spargelgarten" auf Gut Norbisrath die Saison. Die ersten Kunden fahren vor, um ein, zwei Kilo oder mehr zu kaufen. Kirsten Kremer-Kreutzer freut sich auf die Saison. "Dann ist hier jede Menge los. Viele Menschen kommen auf den Hof; es gibt viele Gespräche, Rezepte werden ausgetauscht."

Spargel - eine Spezialität, auf den mancher Monate wartet. In vielen Familien ist es jedes Jahr ein besonderer Tag, ein Ritual, wenn es heißt: "Heute gibt's den ersten frischen Spargel." Ein untrügerisches Zeichen für die beginnende Saison auf Gut Norbisrath: Alle paar Minuten klingelt das Telefon. "Viele Leute rufen jetzt an und fragen, wann es losgeht", erzählt Kirsten Kremer-Kreutzer.

Ansonsten herrschte gestern auf dem Hof zwischen Langwaden und Neukirchen noch Ruhe vor dem Sturm. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. "Im März ziehen wir auf dem Feld die Dämme für den Spargel", berichtet Hans-Georg Kremer (52). Das Gemüse wächst unter Folie auf fünf Hektar Land direkt neben der 1907 errichteten Hofanlage. Die ersten Spargelköpfe haben sich aus der Erde hervorgearbeitet, um gestochen zu werden. "Die Qualität ist gut", sagt der 52-Jährige erfreut. Die Wärme und die Sonne der vergangenen Tage haben dem Spargel gut getan. "Nachts war es allerdings noch sehr kalt", erklärt Kirsten Kremer-Kreutzer.

Um sechs Uhr morgens, manchmal schon um fünf, beginnt die Arbeit der zehn polnischen Erntehelfer, die auf dem Hof eingezogen sind. "Vier von ihnen kommen bereits seit vielen Jahren zu uns", sagt die 48-Jährige. Ein aktuelles Problem: Die Einführung des Mindestlohns sei "für alle Gemüsebauern eine Belastung", sagt ihr Mann. Doch der Spargelanbau läuft weiter wie schon seit 1992. Der Betrieb ist nach eigenen Angaben einer von zwei Spargelbauern im Stadtgebiet.

Spargelstechen erfordert Können und Gefühl: Lugt der Kopf aus der Erde, "muss der Spross 30 bis 35 Zentimeter tief abgestochen werden. Dabei dürfen die Nachbarpflanzen die im Boden verborgen sind, nicht beschädigt werden, sonst verkümmert die Pflanze oder stirbt ab", erläutert Hans-Georg Kremer- Kreutzer.

Mit einem Gerät, der sogenannten "Spargelspinne", wird die Folie auf dem Feld angehoben und die Ernte transportiert.

In den ehemaligen Ställen wird sie weiterverarbeitet, gewaschen und sortiert. "Dann wird der Spargel in Eiswasser etwa eine Viertelstunde lang auf die Kerntemperatur von einem Grad abgekühlt", beschreibt der Landwirt den weiteren Ablauf. Nebenan öffnet heute der Hofladen, wo der Spargel in verschiedenen Klassen zwischen 3,50 und 9,90 Euro je Kilogramm angeboten wird. In den kommenden Wochen, mit wachsendem Angebot, werde der Preis sinken, so Kremer-Kreutzer.

Das Ehepaar, beide haben Landwirtschaft studiert, führt den Betrieb seit 2001 in zweiter Generation. Der 19 Jahre alte Sohn wird ihn übernehmen, er absolviert eine Ausbildung auf einem anderen Spargelhof. 125 Hektar Land gehören zum Betrieb der Familie, die auch noch Zuckerrüben, Kartoffeln, Weizen und Erbsen anbaut.

Doch der Spargel ist eben etwas Besonderes. "Es ist das Gemüse, das am schnellsten altert - darum muss es schnell verkauft werden. Denn ganz frisch schmecken die Stangen am besten", sagt der 52-Jährige. Der Hof setzt auf regionale Vermarktung: Aus Neuss, Grevenbroich, Düsseldorf und dem weiteren Umkreis, etwa aus Siegen, kommen Kunden. Mancher ist anderthalb Stunden im Auto unterwegs, um die Spezialität zu kaufen. Aber sogar in Fernost gab's bereits Spargel vom Gut Norbisrath. "Ein Kunde hat ihn nach Tokio verschickt", erzählt die Landwirtin. Auch Restaurants werden beliefert. Zunehmend werde auch grüner Spargel gekauft.

Und wie kommt in der Familie der Spargel auf den Tisch? "Am liebsten klassisch - mit Kartoffeln und Butter", sagt Hans-Georg Kreutzer.

(NGZ)
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