Grevenbroich Die Vater-Tochter-Harmonie

Grevenbroich · Der Kapellener Peter Kempermann landete mit den Rabaue etliche Stimmungs-Hits im Kölner Karneval. Seine Tochter Nicole (29) wandelt nun auf seinen Spuren. Für die Musik hat sie sogar ihren Friseursalon aufgegeben.

 Vater Peter Kempermann mit Tochter Nicole, die musikalisch in seine Fußtapfen tritt. Die Kapellenerin bringt im Januar ihr erstes Album auf den Markt.

Vater Peter Kempermann mit Tochter Nicole, die musikalisch in seine Fußtapfen tritt. Die Kapellenerin bringt im Januar ihr erstes Album auf den Markt.

Foto: Michael Westermann

Wenn ein Geschäft aufgegeben wird, dann ist meist etwas schief gelaufen. Bei Nicole Kempermann ist das ganz anders. Bei der gelernten Friseurmeisterin lief es zu gut. Im Juli hat die Kapellenerin ihren Salon zugemacht und ist nach Köln-Sülz gezogen. Denn die 29-Jährige will sich komplett der Musik widmen. Sie tritt in die Fußstapfen ihres Vaters.

Peter Kempermann - Spitzname Kempes - stand seit 1991 auf den Karnevals-Bühnen des Rheinlands. Erst mit den "Kolibris", dann als Frontmann der "Rabaue". Auch er gab 1996 seinen Job als Verkaufsleiter auf. Zwei Jahre später gelang mit "Die Hände zum Himmel" ein echter Mega-Hit. Es folgten unzählige Auftritte in der fünften Jahreszeit und im Après Ski. Zum Abschiedskonzert 2015 in Grevenbroich kamen mehr als 2000 Besucher.

Natürlich hat Nicole Kempermann das geprägt. Dass der Vater im Keller geprobt hat, gehört zu ihren frühestens Kindheitserinnerungen. "Ich fand es immer so toll", sagt sie. Im Alter von acht Jahren will Nicole Kempermann beim 25-jährigen Bühnenjubiläum in Kapellen auf die Bühne, darf aber nicht. "Da habe ich bitterlich geweint", erinnert sie sich.

Es folgen erste Gesangsauftritt mit der Jugendkunstschule Grevenbroich im Alter von 14 Jahren. "Ich wollte Musik machen", sagt sie. Doch ihr Vater sagt: "Du musst das selber schaffen." Seine Kontakte nutzt er nicht, um die Tochter groß zu machen. "Ich bin ihm dafür sehr dankbar", sagt die 29-Jährige heute, "sich alleine durchzukämpfen, bildet den Charakter." Der Vater ist auch heute noch der Erste, der einen neuen Song von ihr zu hören bekommt.

Mit 18 trifft Nicole Kempermann den Keyboarder Markus Odenthal. Sie gründen die Band "California blue". Es folgt der erste Auftritt beim Karneval in Allrath vor 2000 Zuschauern. 2012 macht sie bei der Girls-Band "Echt lecker" mit. "Das war aber nicht so richtig meins", sagt sie heute. Zu brav. Denn ihre große Stärke auf der Bühne beschreibt die 29-Jährige so: "Ich habe Eier und eine große Klappe." Ende 2014 gründet Kempermann dann ihre eigene Band: "Kempes finest". Der Name ist eine Hommage an den Vater.

Beim ersten Konzert im Sion-Brauhaus holt Kempermann ihren Vater auf die Bühne. Sie singen zusammen "Die Hände zum Himmel" in einer Rock/Funk-Version. "Der hat sich nen Ast abgefreut", sagt Nicole Kempermann. Auch die Musik kommt an. Mit "Kempes finest" stehen in dieser Karnevals-Session 70 Auftritte an. Mit "California blue" weitere 30 Konzerte. Hinzu kommen Solos bei Hochzeiten oder Geburtstagen. Besonders heftig ist das Programm an Weiberfastnacht. Acht Konzerte sind gebucht. Rauf auf die Bühne, runter, weiter fahren, rauf auf die Bühne - einen ganzen Tag lang. "Wir haben da Spaß dran. Das ist für uns ein Road-Trip-Feeling", sagt Kempermann.

Auch wenn sie inzwischen in Köln wohnt, kann und will sie ihre Kapellener Heimat nicht abschütteln. "Ich bin einfach ein Dorfkind", sagt sie. Deshalb fährt sie zum Einkaufen immer noch in ihren Stamm-Supermarkt nach Kapellen. "Hier kenne ich die Frau an der Fleischtheke", sagt sie.

(NGZ)
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