Grevenbroich Die Wirtschaftskraft der BoA

Grevenbroich · Von einst 4000 Arbeitern sind noch 900 auf der BoA-Baustelle in Neurath im Einsatz. Für Gastwirte bedeutet das weniger Dauergäste. Im Juli soll der erste der beiden neuen BoA-Blöcke an der Strombörse angemeldet werden.

 Die BoA-Arbeiter haben jede Menge Kaufkraft in die Stadt gebracht. Zu Spitzenzeiten waren es 3100 Arbeiter mehr als derzeit. Davon haben viele Unternehmer in der Stadt profitiert.

Die BoA-Arbeiter haben jede Menge Kaufkraft in die Stadt gebracht. Zu Spitzenzeiten waren es 3100 Arbeiter mehr als derzeit. Davon haben viele Unternehmer in der Stadt profitiert.

Foto: Jazyk

Von wegen "Niemals geht man so ganz": Mit Blick auf die vielen Arbeiter, die ihren Beitrag zur Errichtung der BoA-Baustelle geleistet haben, löst der beliebte Schlager bei manchem Schlossstädter den Blues aus. Der Abschied der Arbeiter bedeutet weniger Dauergäste in Hotels und Pensionen. In der Spitze haben 4000 Menschen auf der Baustelle gearbeitet. Derzeit sind es 900. Das teilt André Bauguitte, Sprecher von RWE Power, mit. Die Stadt hat immens von den vielen Arbeitern profitiert: Sie brauchten Zimmer, brachten Kaufkraft mit, lebten hier. Robert Jordan vom Stadtmarketing sagt: "Das wird jetzt langsam auf den Status quo zurückgefahren, den wir vor der BoA-Baustelle hatten."

Die Arbeiter hinterlassen eine Lücke. Im Grunde ist es, als verliere die Stadt die Bewohner eines ganzen Stadtteils: 3100 Arbeiter weniger als zu Spitzenzeiten — das sind mehr Einwohner als Neuenhausen hat. Was das zum Beispiel für die Vermietung von Fremdenzimmern bedeutet, lässt sich noch nicht abschätzen. "Verlässliche Zahlen dazu liegen nicht vor", sagt Robert Jordan. "Insbesondere deshalb, weil viele Arbeiter auch in Privatunterkünften gewohnt haben."

Der Rückgang der Arbeiter ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Robert Jordan betont, dass die Stadt auch weiterhin von der BoA profitiert. "Nach Fertigstellung werden langfristig fast 1000 Arbeitsplätze gesichert, davon rund 200 im Kraftwerk", erklärt Bauguitte. "Hinzu kommen Dienstleistungen wie Wartung und Instandhaltung."

Allein am Standort Neurath hat RWE Power in den vergangenen Jahren für Modernisierungen und Revisionen in bestehenden Anlagen mehr als 400 Millionen Euro investiert. Da das Unternehmen Aufträge nach Möglichkeit standortnah vergibt, haben davon viele Zulieferer und Dienstleister aus Grevenbroich und Umgebung profitiert. Das Auftragsvolumen des Unternehmens für die rheinische Wirtschaft liegt bei rund einer Milliarde Euro pro Jahr.

Der Bau der BoA-Blöcke zwei und drei hat seit 2006 jährlich durchschnittlich rund 6000 Arbeitsplätze gesichert, davon 5000 in Deutschland — und den Großteil in der Region. Die Inbetriebnahme der "Gustav" und "Friedrich" genannten Blöcke ist mittlerweile fast abgeschlossen. "Gustav" soll im Juli bei der Energiebörse "European Energy Exchange" (EEX) in Leipzig gemeldet werden, "Friedrich" zeitnah folgen. Damit werden die Blöcke in die Reihe der dauerhaften Stromlieferanten aufgenommen.

Die BoA-Baustelle war zeitweise die zweitgrößte Baustelle Europas — nach der Hamburger Hafen-City. Die Kosten: 2,6 Milliarden Euro. Die Blöcke produzieren eine Bruttoleistung von je 1100 Megawatt. Damit können zehn Millionen Menschen mit Strom versorgt werden.

(NGZ)
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