Grevenbroich Dokumente in den Kosovo gebracht

Grevenbroich · Gina Kelm hat die im Müll gefundenen wichtigen Unterlagen mitgenommen.

 Die wichtigen Dokumente lagen im Müllcontainer.

Die wichtigen Dokumente lagen im Müllcontainer.

Foto: Lothar Berns

Mit Unverständnis reagiert Michaela Kelm auf die jüngsten Aussagen von Dezernent Claus Ropertz zu den Vorkommnissen rund um die Abschiebung der Familie Krasniqi. Kurz nachdem die Familie Deutschland verlassen musste, wurden persönliche Unterlagen in einem Müllcontainer an der Flüchtlingsunterkunft in Gustorf gefunden. Ropertz hatte gesagt, die Stadt treffe keine Schuld, denn die Familie habe ausreichend Zeit zum Packen gehabt und sei erinnert worden, wichtige Unterlagen mitzunehmen. Die Mitarbeiter hätten den übrigen Besitz erst in Müllsäcke verpackt, nachdem Verwandte der Familie alles sichten konnten. Und im übrigen "können wir nicht alles durchsuchen", so Ropertz. Außerdem sei ihm nicht bekannt, was gefunden wurde.

Insbesondere die letzte Aussage wundert Kelm, deren Töchter mit den Söhnen der Familie Krasniqi befreundet sind. "Ich habe am 1. April einen Brief an Bürgermeister Klaus Krützen geschickt", berichtet sie. Darin schildert sie die Umstände der Abschiebung und listet auch auf, dass in dem Müllcontainer Geburtsurkunden aller Familienmitglieder, die Heiratsurkunde der Eltern sowie Zeugnisse gefunden worden seien. Außerdem seien Fotos im Dreck gefunden worden, auf denen auch ihre Töchter zu sehen sind. "Warum werden solche Sachen nicht direkt zur Deponie gebracht?", fragt sie. Ihr gehe es auch um den Datenschutz. Ihre Tochter Gina werde bei ihrer Reise in den Kosovo die wichtigen Unterlagen an die Familie übergeben, sagt Kelm.

Sie betont gegenüber unserer Redaktion, dass die keinen "Kleinkrieg" mit der Stadt führen wolle, fragt sich aber, ob Ropertz nach dem Brief nicht vom Bürgermeister informiert wurde. Vor allem aber wolle sie, "dass so etwas nicht noch einmal passiert". Die persönlichen Sachen von Abgeschobenen müssten so in den Müll entsorgt werden, dass kein Unbefugter sie öffnen kann, fordert Kelm.

Stadtsprecherin Ines Hammelstein bestätigt den Eingang des Briefes. Inzwischen sei der Inhalt auch Dezernent Ropertz bekannt. Möglicherweise habe sich, weil Bürgermeister Krützen einige Tage nicht im Büro war, eine zeitliche Überschneidung ergeben, so dass Ropertz zum Zeitpunkt des Gesprächs mit unserer Zeitung noch nicht informiert war. Hammelstein betont, dass die Mitarbeiter die Unterlagen der Familie offenbar nicht gesehen hätten. "Wenn wir erkannt hätten, dass es wichtige Originale sind, hätten wir sie nachgeschickt", sagt sie, fragt aber auch, warum sich nach dem Fund niemand an das zuständige Dezernat gewendet habe.

Die Sprecherin kündigt an, dass die Stadt künftig noch besser aufpassen werde, damit ein solcher Vorfall sich nicht wiederhole. "Die Mitarbeiter werden ein Auge darauf haben, ob wichtige Papiere dabei sind", sagt sie über mögliche weitere Räumungsaktionen. Außerdem kündigt sie an: "Frau Kelm wird eine Antwort auf ihren Brief erhalten."

(arr)
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