Grevenbroich Domian spricht in der Villa Erckens über das Leben

Grevenbroich · So etwas hatte Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack auch noch nicht erlebt: "Diese Lesung ist schon seit einem halben Jahr ausverkauft." In der Villa Erckens erlebten rund 70 Zuhörer jetzt einen Mann, der seit 20 Jahren nachts mit Einfühlungsvermögen auf Anrufer eingeht, die ihm oft Schicksale anvertrauen, die unter die Haut gehen: Jürgen Domian. Der 57-Jährige ist aber auch Autor. "Richtig leben" heißt sein neues Buch. Und das stellte er vor.

 Jürgen Domian war am Samstagabend zu Gast in der Villa Erckens. Er stellte sein neues Buch "Richtig leben" vor und sprach über seine Sendung.

Jürgen Domian war am Samstagabend zu Gast in der Villa Erckens. Er stellte sein neues Buch "Richtig leben" vor und sprach über seine Sendung.

Foto: Salzburg

"Mein Buch ist keine Anleitung zum Glücklichsein, soll aber Orientierungspunkte aufzeigen für ein erfülltes Leben", erklärte der berühmte Talker aus Radio und Fernsehen. Er beklagte, dass Egozentrik schon seit einiger Zeit Hochkonjunktur habe und "die Uneitlen im Schatten stehen". Domian erzählte von einem Anruf, der ihn besonders berührte: "Die 48-jährige, unheilbar an Krebs erkrankte Frau rief aus einem Hospiz an und beklagte, immer nur an sich und ihre Karriere gedacht zu haben. Sie stand vor den Trümmern ihres Lebens." Domian bezeichnet sich als spirituell Suchenden und ging kurz auf den Zen-Buddhismus ein, der gegen jede Form der Zügellosigkeit sei.

Warum er den erfolgreichen Talk nach 22 Jahren aufgeben werde, wurde Domian gefragt. "Die Nachtschicht ist auf Dauer sehr anstrengend", erklärte der Moderator, der verriet, dass das Team nach jeder Sendung noch zusammensitzt: "Das ist ein gutes Ventil, trotzdem nimmt man Vieles mit nach Hause." Was ihn sprachlos gemacht habe? "Gespräche mit Sterbenden und Menschen, die soeben einen Angehörigen verloren haben."

Jürgen Domian sprach auch über eigene Demütigungen, zum Beispiel die, die er als Hauptschüler erleiden musste, als ihn ein Lehrer "Doofian" nannte. Er ist trotzdem seinen Weg gegangen, holte das Abitur nach - und als er als Student als Kabelträger beim WDR jobbte, habe sein Berufswunsch mit einem Mal festgestanden.

(barni)
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