Serie Traditionsunternehmen Drei Handwerksberufe in einer Familie

Grevenbroich · Josef Leven eröffnete vor 114 Jahren sein Geschäft an der Rheydter Straße. Seither ist der Betrieb in Grevenbroich fest verwurzelt. Die Familie setzt heute auf das Handwerk des Augenoptikers, der Goldschmiedin und des Uhrmachers.

Grevenbroich Erst vor wenigen Tagen hat ein Kunde eine Standuhr ins Geschäft der Familie Leven geschleppt. Diese Mühe hätte er sich gar nicht machen müssen. In diesem Fall wäre Franz-Josef Leven gerne zu ihm nach Hause gekommen, hätte das Uhrwerk ausgebaut und in seiner Werkstatt repariert. Dort - in den Hinterzimmern an der Rheydter Straße 16-20 - lässt sich die lange Tradition des Familienunternehmens am besten erleben.

In den Boden eingelassen ist eine Glasvitrine mit alten Taschenuhren, so manch massiver Holztisch steht dort schon seit vielen Jahrzehnten und vor allem im Bereich Uhrmacherei und Goldschmiede hat sich das Werkzeug über Dekaden im Grunde nicht verändert. Schraubendreher, Feile, Zange und Hammer wurden schon vor 100 Jahren von den Meistern ihres Fachs benutzt. Dazu zählen Franz-Josef Leven genauso wie seine Kinder Fred und Susanne, die den Familienbetrieb in vierter Generation heute führen.

Ihr Urgroßvater Josef Leven eröffnete 1901 sein Geschäft eben dort, im selben Haus an der Rheydter Straße in Grevenbroich. Er stammte aus einer alten Uhrmacherfamilie aus Hitdorf am Rhein, deren Wurzeln sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Sein Sohn Fritz führte die Tradition fort und brachte als gelernter Augenoptiker einen zweiten Geschäftszweig mit ein. In beiden Handwerken machte der 1938 geborene Franz-Josef Leven seinen Meister. Nach dem Tod seines Vaters 1962 führte er das Geschäft 40 Jahre weiter. Dass der 75-Jährige auch heute noch täglich im Haus ist, stört die beiden Kinder Fred und Susanne Leven aber mitnichten. Er pflegt mit Hingabe die Zunft des aussterbenden Uhrmacherhandwerks.

Fred Leven legte Gesellen- und Meisterprüfung als Augenoptiker ab. Ende der 1990er Jahre schuf er die Marke "watch me" für eine junge Zielgruppe. Heutzutage ist die Brille nicht mehr nur eine notwendige Sehhilfe, sondern auch ein trendiges Modeaccessoire. "Die Gestelle werden wieder auffälliger und es kommt mehr Farbe ins Spiel", sagt er. Die angewandten Messmethoden sind modern und präzise, es gibt inzwischen sogar Brillen aus dem 3D-Drucker. Auf digitale Techniken verzichtet hingegen Goldschmiedin Susanne Leven gänzlich. Entwürfe zeichnet sie noch auf einem Blatt Papier, und ihr Werkzeug ist das gleiche wie bereits Generationen zuvor.

Neben Einzelanfertigungen und Reparaturen bietet sie Kurse für Frischverliebte an, in denen sie ihre Trauringe selbst gestalten können. "Es stecken viele Stunden Arbeit dahinter, und am Ende ist es immer ein Erlebnis für sie und sie gehen mit stolzer Brust nach Hause", erzählt Susanne Leven. Als junge Auszubildende im Einzelhandel lernte sie bei einem Juwelier. "Dort habe ich dem Goldschmied in der Werkstatt über die Schulter geschaut. Es hat mich fasziniert, nach den Wünschen eines Kunden etwas Einzigartiges anzufertigen", sagt sie.

Bereits seit 1972 führt die Familie Leven ein zweites Ladenlokal - zuerst ein Brillenstudio an der Bahnstraße, seit 1981 einen Juwelier und Augenoptiker an der Kölner Straße in der Innenstadt. Das Geschäftshaus auf an Rheydter Straße erfuhr zuletzt 2008 einen umfangreichen Umbau zur Vergrößerung der Werkstätten.

(stef)
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