Grevenbroich "Ersatzvater" für drei flauschige Ziegen

Grevenbroich · Von ihren Muttertieren verstoßen, aber flauschig und niedlich: drei Lamm-Babys, die vor wenigen Tagen im Wildgehege des Forstbauhofs zur Welt kamen. Gregor Jansch sorgt sich um die Jungtiere, die ihm auf Schritt und Tritt folgen.

 Lotte (vorne links) hat vor acht Tagen das Licht der Welt erblickt, Luise und Emma schon vor 25 Tagen. Die Kamera unseres Fotografen findet die neugeborene Moorschnucke fast genauso interessant wie die Lämmer-Milch, mit der sie von Gregor Jansch als Leiter des städtischen Forstbauhofs gefüttert wird. lothar berns

Lotte (vorne links) hat vor acht Tagen das Licht der Welt erblickt, Luise und Emma schon vor 25 Tagen. Die Kamera unseres Fotografen findet die neugeborene Moorschnucke fast genauso interessant wie die Lämmer-Milch, mit der sie von Gregor Jansch als Leiter des städtischen Forstbauhofs gefüttert wird. lothar berns

Foto: Berns, Lothar (lber)

Es ist eine rührende Geschichte, die trauriger kaum hätte beginnen können: Vor wenigen Tagen brachten drei Ziegen im Wildgehege des Forstbauhofs der Stadt Grevenbroich vier weiße Lämmer zur Welt - zwei davon wurden als Zwillinge geboren. Doch das Geschwistertier der heute neun Tage jungen Lotte, dem kleinsten Lämmchen, verstirbt schon kurz nach der Geburt. Und als wäre das nicht schon dramatisch genug gewesen: "Wir haben schnell gemerkt, dass die Ziegen-Mütter ihren Nachwuchs beim Versuch, Milch zu saugen, abstoßen", sagt Gregor Jansch, Leiter des Forstbauhofs. Er hat sich den drei Jungtieren deshalb angenommen und wurde kurzerhand zum "Ersatzvater" für die flauschigen Lämmer, die er fünf Mal täglich mit spezieller Milch füttert.

Jansch kann zusehen, wie Luise, Emma (beide 25 Tage alt, etwa sechs Kilogramm schwer) und Nesthäkchen Lotte (neun Tage, drei Kilo) heranwachsen. "Bald werden sie etwa 90 Zentimeter groß sein", sagt der Naturfreund aus Erfahrung. Schon zwischen Lotte und den anderen beiden Moorschnucken macht sich ein Größenunterschied deutlich bemerkbar, obwohl nur wenige Tage zwischen ihnen liegen. Probleme machen die Neugeborenen übrigens nicht - sie folgen ihrem "Ersatzvater" auf Schritt und Tritt. "Besonders, wenn es um ihre Milch geht", sagt der 57-Jährige und lacht. Denn wenn sie wettern, dass ihre Fläschchen gefüllt werden, werden sie schon mal etwas stürmischer, laufen im Kreis und klemmen sich fest an die Versen ihres Pflegers.

39 Jahre arbeitet Gregor Jansch nun schon bei den Grevenbroicher Wirtschaftsbetrieben in der Abteilung des Forstbauhofs - aber noch nie musste er drei Lämmer aufziehen, die von ihrer Mutter verstoßen wurden. Doch die Arbeit nimmt er gerne auf sich: "Von Arbeit kann eigentlich keine Rede sein. Sie fressen ja noch nichts. Sie brauchen nur fünf Mal am Tag ihre Milch", sagt er. Außerdem seien die Jungtiere zahm und würden nicht versuchen, die Flucht zu ergreifen.

Die Lämmer werden schnell heranwachsen und bald in das Gehege zu ihren Artgenossen gelassen. "Dann gibt's für sie auch Kraftfutter", sagt Jansch. Ihre "Milchzähne" haben sich dafür schon voll ausgebildet. Luise, Emma und Lotte erwartet dann ein ganz normales Ziegenleben im Wildgehege des Forstbauhofs, in dem noch zahlreiche andere Ziegen leben. Ihr Fell sorgt dafür, dass es ihnen nachts nicht kalt wird: "Das hat sich auch bei unseren Kleinen schon ziemlich stark ausgebildet", schildert Jansch. Damit es im Sommer nicht zu warm wird, engagiert der Forstbetrieb einmal jährlich einen Schäfer, der die Wolle schert. "Dann reichen die Haare der Tiere in der Regel sogar bis zum Boden." Bis es soweit ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Doch die jungen Ziegen entwickeln sich zusehends zu heimlichen Stars auf dem Forstbauhof - auch, wenn sie noch eine Weile unter der Wärmelampe im Stroh sitzen.

(NGZ)
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