Grevenbroich Existenzhilfe - eine Idee wächst seit zehn Jahren

Grevenbroich · Vor zehn Jahren hat Wolfgang Norf die "Existenhilfe" gegründet. Sie hat sich zu einer Art mittelständischem Betrieb mit 60 Helfern entwickelt.

Mensch, wie die Zeit vergeht. Wolfgang Norf ist selbst verwundert, dass der von ihm ins Leben gerufene Verein "Existenzhilfe" schon zehn Jahre alt wird. "Mir kommt es vor, als ob wir ihn erst vor kurzer Zeit gegründet hätten", sagt der 58-Jährige. Was 2005 mit einigen wenigen Aktiven begann, hat sich längst zu einer Art mittelständischem Unternehmen entwickelt - mit rund 60 Kräften, die sich um die Lebensmittelversorgung von Bedürftigen kümmern. Der erste runde Geburtstag soll am 11. Juli gebührend gefeiert werden.

Wolfgang Norf hat ursprünglich bei der Diakonie in Düsseldorf gearbeitet. Nachdem der gelernte Betriebswirt nach Grevenbroich umgezogen war, wollte er in seinem neuen Heimatort "etwas im sozialen Bereich" unternehmen. Mit Gleichgesinnten gründete er 2005 die "Existenzhilfe", die in den mittlerweile abgerissenen Häusern am Südwall nahe der Coens-Galerie ihr erstes Domizil fand. "Im Januar 2006 haben wir dort unsere erste Lebensmittelausgabe gestartet - mit gerade mal vier Kunden", erinnert sich Wolfgang Norf.

Das waren bescheidene Anfänge. Heute versorgen die "Existenzhilfe"-Mitarbeiter alleine in ihrer Hauptstelle an der Merkatorstraße zwei Mal wöchentlich 300 bedürftige Familien aus Grevenbroich. In der zwischenzeitlich eröffneten Jüchener Dependance sind es rund 100 Kunden und in der Südstadt etwa 20. "Der Betrieb hat sich enorm vergrößert", sagt Norf.

Das zeigt sich nicht nur am Mitarbeiterstamm, der sich unter anderem aus Ehrenamtlern, Ein-Euro-Jobbern und Bundesfreiwilligendienstlern zusammensetzt. Auch der Fuhrpark hat zugenommen: "Anfangs haben wir die Lebensmittel noch mit unseren Privatautos in den Läden abgeholt. Heute fahren wir mit sechs Kleinlastern durch die Gegend, darunter zwei Kühl- und ein Tiefkühltransporter", sagt der "Existenzhilfe"-Geschäftsführer.

Auch der Kreis der "Zulieferer" ist größer geworden. Fast alle Supermärkte und Discounter im Umkreis sowie Landwirte und Firmen mit Überproduktion unterstützen den Verein. "Alle 14 Tage fahren wir bis nach Bückeburg im Münsterland, um Frischwurst abzuholen. Die reichen wir zum Teil auch an die umliegenden ,Tafeln' weiter", sagt Norf. Seit zwei Jahren kooperiert die "Existenzhilfe" mit der niederrheinischen "Tafel" und war bei der Gründung des Landesverbandes NRW dabei.

Generell unterstützt der Verein alle Menschen, deren Einkommen unter dem Existenzminimum liegt, mit preiswerten Lebensmitteln. "Darunter sind in letzter Zeit auch sehr viele Rentner", sagt Norf. Er geht davon aus, dass der Kundenkreis durch den Zustrom von Flüchtlingen noch größer wird. Was sich Norf für die nächsten zehn Jahre "Existenzhilfe" wünscht: "Dass wir immer genug Ehrenamtler haben, um unsere Arbeit fortsetzen zu können. Ohne sie würde der Laden nicht laufen."

(NGZ)
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